Samstag, 30. April 2011, Tobago Cays

 

Um 0715 weckt uns der Bäcker. Es ist nicht wirklich der Bäcker, sondern der Bursche, der das bestellte Baguette bringt. Der heutige Tag hat viel Sonne. Dazu gibt es einen kräftigen Ostwind, meistens mit 20 Knoten. Da wir keine Landabdeckung haben, wie in den meisten Ankerbuchten, bläst der Wind kontinuierlich und so verhilft uns der Windgenerator dazu, daß auch über Nacht die Batterien voll bleiben.

 

Dann mache ich die wasserdichte Videokamera klar, mit der man angeblich bis 3m Tiefe tauchen kann, ohne daß das Ding Schaden nimmt. Das will ich ausprobieren. Das Ding macht auch Fotos. Leider hat es an den Korallen so viel Strömung und die Wellen schaukeln den Schnorchler so hin und her, daß auch mit diesem Gerät nur schwierig zu einem guten Foto zu kommen ist. Die Foto-Ausbeute ist am Ende mager, die Videos sind besser. Dennoch ist das, was wir sehen, wieder begeisterungswert. Größte Highlights heute sind zwei Hummer in den Korallen, jede Menge Meeresschildkröten, ein riesiger Stachelrochen (Gesamtlänge sicher 2 Meter), und die Lambi Muscheln. Wir können beobachten, wie das Tier den Kopf und Fühler ausstreckt und Nahrungsaufnahme an einer Alge betreibt. Christine sieht auch noch einen 2 Meter langen Kingfisch, bei dessen Anblick ihr dann doch der Atem stockt.

 

Gleich am Morgen habe ich mir von Diederich ein paar DVDs ausgeliehen. Kopieren klappt zwar nicht, aber am Abend sehen wir uns dann doch endlich den "Fluch der Karibik" an. Die Story ist zwar ziemlich seicht, aber wir erkennen einige Schauplätze wieder, an denen wir in den letzten Wochen auch "gedreht" haben. Insbesondere die Insel Petit Tabac, vielleicht 700 Meter Luftlinie von hier, kommt prominent im Film vor. Und auf dieser waren wir schließlich erst gestern.

 

Ein Lobster in nur 1 m Wassertiefe auf dem Weg von einem Loch ins nächste

 

 

Ob es wirklich eine Million Fische sind in die ich da hineinschwimme?

 

 

Diesem Stingray bin ich eine ganze Weile gefolgt. Er ist vielleicht 2 m unter mir

 

 

 

 

 

Auch den Turtles kann man schnorchelnd gut folgen

 

 

 

 

 

 

Freitag, 29. April 2011, Tobago Cays

 

Der Tag beginnt schön. Geweckt werden wir um Viertel vor Acht von dem Boatboy, bei dem wir gestern Obst bestellt haben. Wir bekommen frische 6 Bananen, 4 Grapefruit und eine Mango. Wir wollten 4, aber mehr gab es nicht. Jetzt ärgern wir uns auch, daß wir nicht gleich Baguette mitgeordert haben, denn davon hat er keines mehr an Bord.

 

Dann machen wir einen größeren Ausflug, bewaffnet mit Fotoapparat, Sandalen, Brille, Schnorchel und Flossen. Zunächst fahren wir zur westlich von uns gelegenen Insel Petit Bateau, steigen auf den Hügel, genießen die Aussicht und machen ein paar Fotos. Danach fahren wir quer durch die Lagune zur Dinghydurchfahrt durchs Horseshoe Riff. Dort soll es 1,8 m Wassertiefe haben und wir kommen tatsächlich problemlos durch. Ziel ist die kleine, außerhalb des Riffs liegende "Fluch der Karibik"-Insel Petit Tabac. Der Weg ist mit unserem kleinen Honda ganz schön weit, aber schließlich sind wir da. Für eine kurze Zeit sind wir die einzigen Menschen auf der Insel. Wir wandern am Strand einmal um das Eiland herum und wieder retour, bevor wir unser Gummiboot wieder zu Wasser bringen. Das ist bei den Wellen eine nasse Angelegenheit, aber wir wollen ohnehin noch Schnorcheln und sind entsprechend angezogen. Diesmal fahren wir nicht wieder den weiten Weg bis zur Dinghy Passage, sondern trauen uns übers Riff drüber, nachdem wir gespäht haben, wo die Brandung am geringsten ausfällt. Wir setzen uns vorn ins Boot, um die Schraube möglichst nah an die Wasseroberfläche zu bekommen. Die 30 bis 40 cm Wasser, die an dieser Stelle auf dem Riff stehen, reichen aus, um uns heil rüberkommen zu lassen. Auf der anderen Seite kommt dann wieder ein ausgedehnter Schnorchelgang. Wir sind wieder ganz begeistert von den Eindrücken.

 

Kurz nach Mittag fängt es ordentlich an zu schütten. Der Regen ist zwar nur von kurzer Dauer, gibt aber wieder ein paar Liter Wasser für die Tanks. Am Nachmittag hat es einige weitere Schauer.

 

 

Östlich des Horseshoe Riffs liegt die kleine Insel Petit Tabac

 

Rechts im Bild unsere Gipsy IIII

 

Links die Tralafiti aus Berlin und rechts die Dela aus Kiel

 

So angenehm und luftig es auf dem Boot ist, so heiß wird es plötzlich an Land im Windschatten. Auf dem Weg zum Gipfel von Petit Bateau

 

Zwischen den Tobago Cays und Mayreau liegen viele Riffe

 

Blick nach Norden. Rechts sieht man die Nordostecke von Canouan

 

 

 

 

 

 

Am Strand von Petit Tabac. Im "Fluch der Karibik" wurde Captain Jack Sparrow hier ausgesetzt. Den Rumkeller haben wir nicht gefunden

 

 

Sieht mehr nach Tourist als nach Pirat aus

 

 

Strand von Petit Tabac mit Blick nach Westen auf die Tobago Cays

 

 

Unsere Ausrüstung des heutigen Tages

 

 

 

Donnerstag, 28. April 2011, von Mayreau in die Tobago Cays

 

Vor uns liegt das schönste Stück Karibik, wenn man den Segelbüchern glauben kann. Um 0920 nehmen wir den Anker aus dem Grund, eine Stunde später fällt er östlich von der kleinen Insel der Tobago Cays,  Petit Bateau, wieder ins Wasser. Die Fahrt ging gegen den Wind, also haben wir die Segel erst gar nicht ausgepackt. Wir liegen wirklich in einer traumhaften Landschaft. Unter uns weißer Sand, 400 m im Osten das Horse Shoe Riff und danach kommt schon Afrika. Überall, wo man hinsieht, tauchen Turtles auf, nehmen 3 oder 4 Atemzüge und gehen dann wieder auf Tauchstation.

 

Auch wir wollen natürlich schnellstens ins Wasser. So klar, wie hier, haben wir es noch nirgends erlebt. Auch unter Wasser sehen wir große Meeresschildkröten, bestimmt 1 m lang, an denen sich fast ebenso lange Putzerfische aufhalten und die Panzer abschlecken. Wir schnorcheln die 400 m bis zum Riff und sehen auf dem Weg dahin einige Stachelrochen am Meeresgrund, der unter unserem Schiff 5 m tief ist und bis zum Riff bis auf 1 m abfällt. Kurz vorm Riff gibt es schon große Korallengruppen, inclusive der weichen Fächerkorallen und Hirschhornkorallen. Hier tummeln sich unzählige bunte Fische von ein bis 50 cm Länge. Auch Kofferfische sehen wir eine Menge. Christine zeigt mit dem Finger auf eine Schlange oder einen Schlangenaal (cirka 60 cm lang, gelb mit dunklen Punkten), der sich in cirka 1,5 m Wassertiefe rechtwinklig in den Sandgrund bohrt und nach 5 Sekunden darin spurlos verschwunden ist. Die Farbenpracht ist beeindruckend. Als wir wieder zur Gipsy zurückkommen, entdecken wir fünf Stingrays (einer davon ohne Stachel, also wohl nur ein ray), direkt unter unserem Boot.

 

Da die Sonne scheint, muß ich gleich mal auf die zweite Saling, um aus einer Höhe von 13 Metern ein paar Bilder von dieser schillernden Umgebung zu machen. Das Farbenspiel der Wasseroberfläche ist berauschend. Von ganz hellem Türkis bis ins tiefe Blau gibt es alles, dazwischen ein paar dunklere Flecken, die von Seegras oder Korallen zeugen. Dann ist da noch das Weiß der Brandung und das helle Braun der knapp unter der Wasseroberfläche liegenden Korallen. Obwohl über das Riff kaum Brandung herüberschwappt, sind die 400 m fetch, die der Wind mit seinen 15 Knoten "Anlauf nehmen kann", groß genug, um Wellen zu erzeugen, die das Schiff ganz schön in Bewegung bringen. Entsprechend starke und abrupte Bewegungen gibt es dabei in der Höhe.

 

Mittags kommen Frank und Diederich mit dem Dinghy vorbei. Ihre Boote liegen nur 100 m von uns entfernt. Sie kommen gerade von einer kleinen Tour zur Petit Tabac zurück. Das ist die Mini-Insel außerhalb des Horse Shoe Riffs (auch ein Drehort von "Fluch der Karibik"). Da es bei uns gerade was zu essen gibt, kriegen die beiden auch was auf den Teller. Sogar Kuchen gibt es zum Kaffee, denn wir hatten gleich am Morgen einem der Boatboys ein Bananabread (so eine Art Topfkuchen) und ein frisches Baguette abgekauft. Da die Dinge von Union Island hergeschafft werden müssen, gibt es über die stattlichen Preise (Baguette 4 Euro) aber nichts zu meckern. Für morgen früh haben wir gleich etwas Obst bestellt, denn wir haben keines mehr und die kleinen Tobago Cays sind unbewohnt und also gibt es auch keine Geschäfte.

 

Hier in den Cays muß man eine Marineparkgebühr bezahlen. Diese ist mit 10 EC$ pro Kopf und Tag aber moderat. Für den Abend haben wir uns zum Barbeque angemeldet. Heute wollen wir das Lobster-Essen nachholen, zu dem wir gestern nicht gekommen sind. John soll uns vereinbarungsemäß mit seinem Boot um 1730 abholen. Er kommt mit 50 Minuten Verspätung, 10 Minuten, bevor wir die Spaghetti in den Topf geschmissen hätten. Wir holen auch noch Frank und Diederich ab und lassen uns von John zum Nordost-beach der Petit Bateau fahren. Gerade noch rechtzeitig, bevor wir das Wassertaxi besteigen, weist uns John darauf hin, Teller und Besteck mitzunehmen. Ich frage auch noch, ob ich Gläser mitnehmen soll für die Getränke, erhalte aber zur Antwort, das sei nicht nötig, weil es eine Bar am Strand gebe. Wir müssen am Strand aus dem Boot aussteigen, weil es kein Dinghydock gibt, aber das geht sogar fast trockenen Fußes. John geleitet uns an einen Holztisch, der mit einer Tischdecke drapiert wird. Beleuchtung ist eine Kerze, als Windlicht in einem 5 l Wasserkanister auf Sand montiert. Nach der Verspätung nun die zweite Enttäuschung: Es gibt nichts zu trinken, die Bar ist ausverkauft. Na toll. Die Franzosen am Tisch neben uns bieten uns zwar Wein aus einem Plastikschlauch an, aber wo sollten wir den hineingießen, nachdem wir keine Gläser mitgebracht haben. Halt eine typisch karibische Organisation. Das Essen wird uns an den Tisch gebracht: Reichlich Reis, Gemüse, geröstete Kräuterkartoffeln und große Hummer. Schmeckt alles ganz ausgezeichnet und zum satt werden reicht es auch. In dieser Minimalvariante (selbst mitgebrachtes Geschirr und Besteck, letztlich nur ein Hauptgang) am Strand empfinden wir  jedoch 35 Euro pro Person als relativ teuer, auch wenn uns John dafür hin und her fährt. Weil es nichts zu trinken gibt, sind wir auch bald wieder zurück auf dem Schiff.

 

 

Aufnahme von der zweiten Saling. Links eine der fünf Tobago Cay Inseln: Baradel

 

 

Blick nach Osten über das Horseshoe Reef

 

 

Im Hintergrund liegt Canouan, rechts im Bild Baradel

 

 

Wasserfarbe bei 5 m Tiefe und weißem Sandgrund

 

 

Blick nach Süden, rechts im Bild die Tobago Cay Insel Jamesby

 

 

Blick nach Westen. Hintergrund links: Union Island, Hintergrund rechts: Mayreau. Links: Jamesby, rechts Petit Bateau

 

 

Vor Anker zeigt der Bug (fast) immer nach Ost

 

 

Eine ziemlich wacklige Angelegenheit wegen der abrupten Schiffsbewegungen

 

 

 

Die Turtles tauchen manchmal 10 m neben dem Schiff auf, strecken 3 bis 4 mal den Kopf raus und tauchen wieder ab

 

 

BBQ am Strand auf Petit Bateau. Einfacher geht es kaum noch ...

 

 

... aber das Essen schmeckt ausgezeichnet. Zwei Tage vor Beginn der Schonzeit kommen wir so auch noch zu unserem Lobster

 

 

 

Mittwoch, 27. April 2011, Saline Bay, Mayreau

 

Wegen des wechselhaften Wetters möchte Christine noch in dieser Bucht bleiben, bevor wir die 3 oder 4 Meilen zu den Tobago Cays fahren. Also mache ich mich am Vormittag ans Unterwasserschiff. Diesmal schaffe ich die Komplettreinigung in einem Rutsch. Ich brauche nicht ganz eineinhalb Stunden, um die 40 qm samt Kiel und Ruder, sowie Propeller und Welle sauberzumachen. Den Bewuchs bekomme ich großteils weggebürstet, der Anstrich sieht danach aber trotzdem nicht mehr wie neu aus. Einige braune Flecke lassen sich bürstend nicht mehr entfernen und die harten Kalkablagerungen, die ich mit dem Kunststoffspachtel abstoße, hinterlassen weiße Stellen. Die letzte Aktion ist ziemlich genau einen Monat her und in dieser Frequenz muß ich das jetzt sicher wiederholen, zumal die Wassertemperatur noch zwei Grad steigen wird. Ich glaube, so lange am Stück war ich noch nie im Wasser. Kalt war mir jedenfalls nicht.

 

Am Ende der Arbeit dann etwas Vergnügen. Ich möchte mir doch mal die Mooring ansehen, an denen die ahnungslosen Franzosen hinter uns liegen. Ich brauche nicht weit zu schnorcheln, bis ich das Gewicht am Boden sehe. Etwa 6 Meter tief ist es hier, also runter! Es handelt sich ausnahmsweise mal nicht um einen Betonklotz, sondern um einen 6-Zylinder Motorblock, entweder aus einem LKW oder es ist ein Schiffsdiesel. Ich würde mich da jedenfalls nicht dranhängen, denn das Gewicht scheint mir nicht sehr groß zu sein. Bei etwas mehr Wind kann ein Schiff wie die 45er, die da gerade dranhängt, das Ding locker wegziehen. Aber dann wird es interessant: Ich entdecke ein paar Tentakeln und dann gehe ich mit dem Kopf fast bis auf den Grund und kann erkennen, daß in den Zylinderbohrungen Lobster sind, und zwar in jedem Zylinder zwei, also insgesamt 12 von diesen leckeren Tierchen. Einfacher kommt man an die Delikatesse im Leben nicht mehr heran (außer kaufen), 10 Meter hinterm Schiff und nur 6 Meter tief. Und in so großer Zahl? Da könnte man ja zwei Charterkats damit versorgen!! Habe zwar noch nie einen Hummer gefangen, aber die Fischer neulich, die uns den Thunfisch ausgenommen haben, hatten das Fanggerät dafür an Bord und es erläutert. Die machen das ganz einfach mit einem Bambusstock, cirka 1 m lang, an denen vorn eine zuziehbare Drahtschlinge befestigt ist. Das Material hätten wir ja an Bord und so eine Apparatur hätte ich auch schnell gebastelt. Aber ich kann die Capitana nicht überzeugen, daß wir sowas mal selbst probieren sollten. Wir haben hier schließlich sogar Internetzugang und könnten mal schnell googlen, welche Zutaten in das Kochwasser rein müßten. Sie möchte lieber mal im Restaurant Hummer essen, und das werden wir dann wohl mal machen.

 

Unterwasserschiff unserer Gipsy. Daß es frisch geputzt ist, kann man auf diesem Bild aber zugegebenermaßen nicht erkennen

 

 

Ein Motorblock als Mooring am Meeresgrund. Von oben sieht man nur die Fühler der Hummer, die in den Zylinderbohrungen hausen

 

 

Für diese Bilder bin ich fünfmal hinuntergetaucht, einmal mit der Pocket, einmal mit der Spiegelreflex, jeweils in einer wasserdichten Fototasche. Mindestens 40 Bilder habe ich gemacht, die meisten entweder falsch belichtet oder am Ziel vorbei fotografiert. Wenn man weder durch den Sucher noch auf das Display sehen kann, ist es nämlich gar nicht so einfach, den richtigen Ausschnitt zu erwischen. Eine Vorstellung von dem Schauspiel gibt es hoffentlich

 

 

Blitzen ging leider auch nicht wegen der Fototasche, deshalb alles in natürlichem grau-grün, so, wie man es auch als Taucher unter Wasser sieht, wenn man nicht mit eine Halogenlampe nachhilft

 

 

 

Die wären doch richtig lecker. Da könnte man sich glatt eine Woche davon ernähren

 

 

So liegt unser 25 kg Rocna klassischerweise im Sandboden, wenn er mit 2000 Umdrehungen rückwärts eingefahren wurde

 

 

 

 

Dienstag, 26. April 2011, von Canouan nach Mayreau, Saline Bay

 

Erst sind wir etwas unschlüssig, ob wir weiterfahren sollen, oder nicht. Es pfeift ganz schön und Regen gibt es auch hin und wieder. Aber dann entschließen wir uns doch und fahren los. Wir haben nur 8 Meilen vor uns und setzen nur die gereffte Genua. Der Wind hat zeitweilig 30 Knoten in den Squalls und so kommen wir trotz kleiner Segelfläche flott voran. Unser Ziel ist Mayreau, die Tobago Cays heben wir uns für die nächsten Tage auf. Dort müssen wir nämlich park fee bezahlen und dafür hätten wir dann gern besseres Wetter (was leider in den nächsten Tagen auch nicht in Sicht ist). Wir fahren im Norden von Mayreau eine Runde durch die schöne Saltwhistle Bay, entschließen uns aber dann doch, in die größere Bucht Saline, näher zum Hauptort der Insel, zu fahren. Allerdings ist auch dieser Ort ein Mini-Dorf, denn die ganze Insel hat nur 300 Einwohner und ist damit die kleinste bewohnte Insel der Grenadinen.

 

Am Nachmittag Landgang. Es geht ziemlich steil den Berg hinauf in den Ort, wo es viele Restaurants, aber nur zwei kleine Supermärkte gibt. Es gibt nicht viel zu kaufen, schon gar nichts frisches, und das, was es gibt, ist teuer. Trotzdem brauchen wir einiges. Ansonsten wirkt hier alles ziemlich unbelebt und wir fragen uns, wovon diese vielen Restaurants existieren können. Zu Fuß laufen wir dann bis zur Saltwhistle Bay und schauen uns dort etwas um, denn dieser Flecken ist optisch doch sehr attraktiv und schön, allerdings auch knallevoll mit Booten, 80 Prozent davon Katamarane (hier hat es nur geringe Wassertiefen). Auf dem Rückweg erwischt uns ein Schauer und wir können uns gerade noch unter ein Dach flüchten, bevor wir ganz naß werden.

 

Am Abend hat sich die Saline Bay richtig gefüllt und die Ankerplätze werden langsam knapp, jedenfalls auf flachem Wasser. Ein Charterboot, besetzt mit 3 französischen Pärchen, will hinter uns ankern. Von den Leuten hat aber offenbar niemand auch nur einen Dunst von Ahnung, wie man so was macht. Der Skipper des französischen Bootes neben uns erbarmt sich nach 3 vergeblichen Anker-Versuchen, bei denen er ihnen schon immer Hilfestellungen zugebrüllt hatte, macht sein Beiboot klar (wobei er sogar erst noch den Motor anbringen muß) und fährt zu seinen Landsleuten rüber, die schließlich mit seiner Hilfe an einer Mooringboje 30 Meter hinter uns festmachen. Meines Erachtens auch unvernünftig, denn diese Boje ist keine offizielle Mooring, sondern ein Fender, der an einer Leine hängt. Niemand weiß, wie die am Grund befestigt ist und wie deren Zustand ist. Natürlich taucht auch niemand runter, wobei zugegebenermaßen das Licht auch kaum noch gereicht hätte, um etwas zu sehen. Schön ist jedenfalls, daß die Truppe in Lee von uns ist.

 

Schild am Strand in der Saline Bay

 

 

Die Ziegen scheinen sich auf den Gräbern wohl zu fühlen

 

 

Dieser Mahi Mahi-Kopf gibt noch einiges her und wird deshalb in der Folge fachgerecht zerlegt

 

 

In der Saltwhistle Bay am Strand

 

 

Die Hotelanlage in der Saltwhistle Bay liegt sehr schön zwischen Palmen, wirkte allerdings wie ausgestorben

 

 

Die Rezeptionistin hat offenbar einen schweren Job

 

 

Katamarane haben in der Regel nur wenig Tiefgang und können deshalb auch dicht vorm Strand ankern

 

 

Obschon aus dem Kühlschrank, das Bier war leider nicht kalt

 

 

Ein Fischer brachte diese beiden Lobster und zwei kleine Thunfische

 

 

 

Montag, 25. April 2011, Canouan

 

Gleich in der Früh erstmal planmäßiges und ausführliches Oster-Skypen mit der Heimat, danach machen wir uns auf den Weg zu unserer Inselrunde. Als wir loskommen, ist es schon nach 10 Uhr und entsprechend warm. Wir machen uns zunächst auf den Weg in den Norddteil, in dem der Großteil der Bevölkerung wohnt. Hier gibt es auch den Flugplatz, auf dem sogar Düsenjets starten und landen. Diejenigen, die wir sehen, scheinen aber der Größe nach eher Privatjets zu sein. Der Blick nach Süden ist wunderschön, über smaragdgrünes Wasser im Vordergrund bis zu den südlichen Grenadinen im Hintergrund. Auch die Tobago Cays – unser nächstes Ziel - sind deutlich zu sehen. Wir gehen an der Ostseite der Insel südwärts, bis uns der Weg durch ein Tor versperrt wird. Das ist offenbar die Grenze zum Nordteil der Insel, der in privater Hand und durch Ferienanlagen bebaut ist. Wir müssen ein Stück Weg wieder zurücklaufen und sind schon drei Stunden unterwegs, als wir wieder auf Höhe unseres Ankerplatzes sind. Wir überlegen, auf der Hauptstraße nochmal einen Vorstoß in den Norden zu machen.  Wir sind aber schon total verschwitzt und ziehen es in der Mittagshitze vor, an Bord zurückzukehren, ein erfrischendes Bad und kalte Getränke zu uns zu nehmen.

 

 

 

 

Diese Frau macht nicht etwa einen Umzug. Nein, sie trägt eine Sitzgelegenheit zum Strand, wohl in Ermangelung eines Klappstuhls

 

 

 

Auch auf Canouan gibt es viele Ruinen, manche sogar an außerordentlich attraktiven Pätzen mit Traumblick aufs Meer

 

 

Wegweiser zum "Moonhole", whatever that is

 

 

Kindergarten im Nordwesten der Insel

 

 

Der Blick nach Süden ist überwältigend schön. Am nächsten sind Mayreau und die Tobago Cays, dahinter weitere Inseln der südlichen Grenadinen

 

 

Die Tobago Cays, unser nächstes Ziel, mit vielen Yachten am Ankerplatz

 

 

In dieser Bar nehmen wir eine Erfrischung zu uns. Der Barkeeper erzählt u.a., daß Canouan über Ostern ziemlich ausgestorben ist, weil ein Teil der Bevölkerung zu den Osterfeiern nach Union Eiland oder nach Bequia zur Regatta gefahren ist. Dort sei die Hölle los.

 

 

 

 

In der Windward Bay hinter derm Grand Cois Reef ist es ganz schön flach. Eher was für Katamarane

 

 

dieser Mono versucht es, kehrt aber ohne zu ankern wieder um

 

 

 

 

 

Sonntag, 24. April 2011, Ostersonntag in Canouan

 

Die Messe in der katholischen Kirche soll eigentlich um neun Uhr beginnen, aber mit der Pünktlichkeit nimmt man es hier ja bekanntermaßen nicht so genau. Wir wollen einmal an einem karibischen Gottesdienst teilnehmen und hatten überlegt, ob wir in die größere anglikanische oder die kleinere, auch etwas weiter entfernt gelegenene, katholische Kirche gehen sollten. Nachdem es in der anglikanischen um kurz vor neun aber noch sehr leer aussah, sind wir einfach weitergegangen. Einzug des Priesters mit vier ziemlich dunkelhäutigen Mädchen als Ministranten durch den Haupteingang. Der Gesang der Gemeinde – in dem kleinen Gotteshaus sind vielleicht insgesamt 70 Personen, darunter viele Kinder – ist sehr leise, fast schüchtern. Eine Orgel gibt es nicht. Na, denke ich so bei mir, das hatte ich mir irgendwie peppiger vorgestellt. Als bei den nächsten Liedern dann aber nach den ersten zwei, drei Takten ein Schlagzeug und eine Schellenrassel einsetzt, wird der Gesang schlagartig lauter und rhytmischer. Alle Lieder, die gesungen werden, sind Gospels und uns bis auf "Amen, Amen, ..." auch völlig unbekannt. Es sind aber eingängige Melodien, die sofort zum Mit-Bewegen verleiten und viele der Besucher klatschen sogar in die Hände. Bei uns kommt Stimmung auf. An der Zeremonie sind viele Gemeindemitglieder beteiligt. Zwei Lesungen werden von unterschiedlichen Frauen vorgetragen und bei der Kommunionausteilung, übrigens inclusive Wein (der wie Portwein schmeckt) helfen wieder andere, interessanterweise aber wieder nur Frauen. Beim Friedensgruß geht es den meisten Gemeindemitgliedern offenbar darum, wirklich jedem Anwesenden mindestens die Hand zu schütteln. So entsteht für einige Minuten ein richtiges Gewusel in der Kirche. Alle laufen durcheinander. Dann singt der junge Schlagzeuger, der übrigens vorn neben dem Altar sitzt, vom Ambo ein Solostück. Der Junge hat wirklich eine tolle Stimme. In diesem Gottesdienst spürt man die Gemeinschaft der Anwesenden in ganz außerordentlicher Weise. In dieser Form ist das in Europa sicher unvorstellbar. Am Ende der Messe tritt eine ältere Dame ans Pult und verliest ganz souverän einige Mitteilungen, so u.a., daß Pfarrer George, nach 39 Jahren Dienst hier in Canouan, vom Bischof in seine Heimat Jamaica zurückberufen wird. Nachfolge unklar. Dann kommt etwas, daß uns von den Socken haut. Die Lady bittet alle Gäste (visitors) der Gemeinde, aufzustehen. Es sind 18 (inclusive uns). Als alle stehen, fängt die Gemeinde an zu singen "we love you, we love you ....", halt auch so ein Gospelstück. Da kommen einem vor Rührung die Tränen, I can tell you. Christine hilft einem Italiener in der Bank neben uns (der übrigens aussieht wie George Clooney) mit einem Tempotaschentuch aus, so läuft ihm das Wasser aus den Augen. Dann werden alle Geburtstagskinder der vergangenen Woche aufgerufen, es sind zwei, die vor den Altar treten. Die ganze Gemeinde singt happy Birthday. Das hat was.  Nach der Messe gibt es vor der Kirche Kaffee und Kuchen und Acras. Wir werden sehr nett aufgefordert, doch auch etwas zu nehmen. Dabei kommen wir mit einigen Gemeindemitgliedern und auch mit der Familie von George Clooney (dessen Frau aussieht wie Elfriede Kopf) ins Gespräch. Es geht hauptsächlich um die Unterschiede des katholischen Gottesdienstes zwischen Europa und hier. Keine Frage, alle Europäer (u.a. auch noch eine vierköpfige irische Familie), die wir treffen, sind schwer beeindruckt.

 

 

 Die katholische Kirche in Canouan am Ostersonntag

 

 

 

 Beim Friedensgruß kommt Bewegung in die Gemeinde

 

 

Das "Servicepersonal" (hier die Ministrantinnen) ist komplett weiblich

 

 

Insbesondere die kleinen Mädchen sind aufgebrezelt. Die einheimischen Männer tragen Hemden, lange Hosen, Socken und Schuhe. Nur die Urlauber sind in kurzen Hosen und Sandalen unterwegs. 

 

 

looks like?

 

Die kleinen Mädchen posieren gern für ein Foto

 

 

 

 

 

Was es da zu sehen gibt? Kaum zu glauben, ein schwarz-weiß geschecktes Schwein

 

 

 

Am Abend waren wir bei Frank (r.) auf ein paar leckere Sundowner (Rumpunsch) eingeladen. Diederich war auch mit von der Partie. Im Hintergrund unsere Gipsy IIII

 

 

 

 

Samstag, 23. April 2011, von Mustique nach Canouan 

 

Um 10 Uhr legen wir von der Mooring ab. Der Motor läuft nur 5 Minuten, dann können wir Segel setzen. Der Wind kommt aus Ost mit 7 bis 10 Knoten, das ergibt unter Groß und Genua einen Halbwindkurs. Aufgrund der schwankenden Windstärke und der damit verbundenen Geschwindigkeitsunterschiede ist der Einfluß des nach West setzenden Stromes (zwischen 1 und 2 Knoten) auf unseren Kurs über Grund auch ständigen Änderungen unterworfen, d.h. wir müssen dauernd unseren Kurs anpassen. Insgesamt haben wir einen Stromversatz von 20 bis 30 Grad, den wir durch Vorhalten entsprechend korrigieren. Aufgrund der GPS Navigation ist das heute natürlich alles kein Problem mehr und man bemerkt die Kursabweichungen sofort (wenn man denn auf den Bildschirm schaut).

 

Bei den leichten Bedingungen kommt auch die Angel mal wieder zum Einsatz. Wir haben sie schon 3 Stunden draußen und sind bereits kurz vor Canouan. Also denke ich, wir nehmen die Leine wieder ein, als nun doch plötzlich mehr Zug auf der Schnur ist. Allerdings sehen wir weder seitliche Auswanderungen noch Gespaddel an der Wasseroberfläche. Zum Einholen lege ich mir die Rosenhandschuhe an und während ich Hand über Hand ziehe, wickelt Christine die Leine wieder auf das "Brett". Es dauert etwas, denn wir hatten bestimmt 70 Meter draußen. Es hängt ein Black Fin Tuna dran, der sich im Wasser kaum bewegt. Ich glaube schon, daß das Tier bereits verendet ist, aber das ist ein Irrtum. Kaum kommt es aus dem Wasser heraus, fängt es an, wie wild zu zappeln. Wir versuchen die Nummer mit dem Alkohol-in-die-Kiemen-spritzen, aber das wirkt nicht. Später stelle ich fest, daß die Plastikflasche mit Spritztülle natürlich keinen Alkohol ausspritzen kann, wenn die halbgefüllte Pulle auf den Kopf gehalten wird und die Kanüle fast bis unten zum Boden reicht. Ich habe den Fisch in den achteren Durchgang gezogen und stoße mit dem Messer hinter die Kiemen. Aber auch danach lebt er noch einige Zeit. Das Blut fließt mal wieder in Strömen, allerdings diesmal nur am Heck. Die Vermessung ergibt 60 Zentimeter.

 

Kurz danach nehmen wir die Segel weg und liegen um 14 Uhr am Anker. Guter, weißer Sandgrund, 400 Meter vorm Strand, in der Nähe liegen schon die Tralafiti und die Dela, die Alua ist leider schon wieder weg.

 

Als wir uns gerade anschicken wollen, den Thun auszunehmen, kommen ein paar Fischer vorbei, die uns ihren Fang verkaufen wollen. Wir zeigen ihnen unseren. Sie sind ganz begeistert und meinen, das sei ein hervorragender Fisch. Ob wir den Kopf für Fischsuppe verwenden würden. Ich verneine und schlage folgenden Deal vor: Er bekommt den Kopf, dafür nimmt er uns den Fisch aus. 2 Dosen kalte Sprite legen wir auch noch drauf. Wir schauen zu. Mit Abschuppen, Ausnehmen und Portionieren ist er eine Weile zugange. Wir hätten sicher doppelt so lang gebraucht und dann wahrscheinlich mehr wegwerfen müssen. Ich frage, was so ein Fisch bei ihnen kosten würde. Er schätzt den Thun auf 5 bis 6 kg, das wären 110 EC-Dollar oder etwas mehr als 30 Euro. Auf uns warten jetzt also 3 reichliche Fischmahlzeiten.

 

Wir fahren in den Ort, um einzukaufen. Die Supermärkte hier sind klein und das Sortiment sehr begrenzt. Der Gemüsemarkt hat geschlossen und so ist unsere Ausbeute klein. Interessante Episode: Neben dem Gemüsemarkt gibt es einen kleinen 5 qm shop, in dem sich 8 Leute drängen. Man bittet uns auch noch hinein, denn dort gebe es Gemüse und Obst. Leider nicht sehr viel, aber ein paar Bananen und Kartoffeln bekommen wir doch. Die Musik in dem Hock ist so laut, daß man sein eigenes Wort nicht versteht. Der Besitzer hinter dem kleinen Thresen bedeutet uns, daß die Verständigung wegen der Lautstärke halt schwierig sei. Dabei steht der Verstärker direkt neben ihm und es wäre ein leichtes gewesen, mal schnell die Lautstärke etwas herunterzudrehen. Auf dem Rückweg müssen wir wieder durch das Tamarind-Hotel, eine schöne kleine Ferienanlage mit eigenem Strand, die auch das Dinghy-Dock zur Verfügung stellt.

 

Wieder an Bord zurück zaubert Christine ein wahrhaft köstliches Essen. Wir futtern beide eine riesige Portion Black Fin Tuna (mindestens doppelte Restaurantportion), dazu Basmati Reis und eine der weltköstlichsten Curry-Saucen, verfeinert mit Ananassaft und Cocosmilch, Bananen- und Ananasstückchen, sowie frisch geriebener Ingwer. Könnte ich drin baden!

 

 

Ein Black Fin Tuna, 60 cm lang, cirka 5 bis 6 kg

Ein äußerst delikater Fisch

Mit diesen Burschen machen wir einen Deal: Thunfischkopf gegen Abschuppen, Ausnehmen, Tranchieren

Die Tranchen werden erst angeschnitten, das Rückgrat ist so stabil, daß es durchgeschlagen wird. Messe auf den Knochen legen, dann von oben mit einem Gegenstand auf das Messer schlagen

 

 

Das Dinghydock des Tamarind-Hotels, das von Italienern geführt wird. Wir glauben auch, daß wir denen das gratis-WLAN zu verdanken haben.

Das Tamarind hat eine tolle Lage direkt am Meer

 

 

Wir wünschen allen Freunden, Verwandten und Lesern Frohe Ostern

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 22. April 2011, Britannia Bay, Mustique

 

Schnorcheln, lesen, emails. Schönes Wetter. Sind den ganzen Tag an Bord, bis auf meinen Kurzbesuch auf der Tralafiti (www.sy-tralafiti.de)

 

 

 

 

 

 

Donnerstag, 21. April 2011, Mustique

 

Schon vor dem Frühstück werden wir positiv überrascht. Unser deutscher Nachbar, von der Berliner Sunbeam 37 Tralafiti, den wir gestern an Land kurz kennengelernt hatten, hat frisches Brot geholt und schenkt uns einen Laib. Danke schön.

 

Um neun machen wir uns auf den Weg zu unserer Inselwanderung und bleiben erstmal ganz fasziniert an der Pier stehen, um den unzähligen Fregattvögeln bei der Jagd zuzusehen. Die Vögel sind einfach faszinierend mit ihren fast 2,5 m Spannweite. Unglaublich, bei dieser Größe wiegen sie nur 1,5 kg. Ich mache bestimmt 20 Fotos. Am Abend ist es dann immer schwer, die besten oder aussagefähigsten herauszusuchen. Diese Insel kommt uns vor, wie ein einziger Park. Gepflegte Wege und Rasenanlagen, geschnittene Palmen, überall äußerst elegante Zufahrten zu den Luxusvillen der begüterten Eigner. Viele davon haben einen traumhaften Ausblick aufs Meer und die Insel. Fast nirgends gibt es davor Zäune oder Tore, meistens macht nur ein kleines Schild auf das "private property" aufmerksam. Manchmal sind die Zufahrten von den öffentlichen Straßen nicht zu unterscheiden und so kommt es, daß wir einmal falsch laufen und in einer "Wohnstraße" landen. Links und rechts dieser Straße liegen mehrere Häuser. Als uns ein farbiger Gärtner sieht, macht er uns freundlich darauf aufmerksam, daß wir uns hier auf Privatgelände befinden und hier nicht sein dürften. Kein Problem, wir kehren wieder um. Eine halbe Minute später kommt ein Jeep hinter uns her, "bewaffnet" mit einer etwas kratzbürstigen jungen Dame (weiß, wahrscheinlich Engländerin), die uns dasselbe erzählt, wie der Gärtner, nur deutlich unfreundlicher. Wir erklären, es gäbe ja schließlich kein Schild an der Abzweigung der Straße, also wie sollten wir dann wissen, daß das hier Privatgelände ist? Die Lady bedeutet uns, wir sollten zu ihr in den Wagen steigen. Sie ist wohl äußerst erpicht darauf, uns schnell hier wieder rauszukutschieren. Das tun wir doch gern, brauchen wir den Weg nicht wieder hinunterzulaufen.

 

Auf unserem Rundkurs kommen wir dann schließlich auch am Cotton Haus vorbei, von der uns Stephan schon so vorgeschwärmt hatte. Also bestellen wir in der Beach Bar die Getränkekarte und finden die Preise gar nicht mal so teuer, sogar etwas günstiger als in Basil's Bar. Als die Rechnung später kommt, sind wir zunächst etwas erstaunt, denn die Preisliste war in US Dollars gedruckt und nicht, wie wir angenommen hatten, in Eastern Caribean Dollars. Faktor 2,7. Hat trotzdem gut geschmeckt!

 

Unser Eindruck von der Insel ist angenehm, weil sie mal ganz anders ist, als alle anderen, die wir bisher gesehen haben. Halt ein Feriendomizil für viele mit eigenen vier Wänden, auch einigen Hotelgästen, und ein paar Handvoll Seglern. Wir sind jedenfalls froh, hergefahren zu sein, auch wenn man hier doch ganz schön zur Kasse gebeten wird.

 

Wir sind insgesamt 5 Stunden unterwegs und ganz schön verschwitzt, als wir wieder aufs Boot kommen. Die mittags mittlerweile fast senkrecht über uns stehende Sonne ist heiß, der geringe Wind verschafft kaum Kühlung, die Luftfeuchtigkeit ist gestiegen und die Wassertemperatur von ca.  27 Grad lässt es im Schiff auch nachts nicht mehr wirklich abkühlen. Wenn wir aus dem Wasser kommen, trocknen wir uns schon gar nicht mehr ab, um noch etwas Verdunstungskälte als Nachkühlung zu haben. Außerdem plagt mich seit ein paar Tagen permanenter Juckreis, ausgelöst einerseits durch die schon oft erwähnten Quallenfäden, die man nicht sieht und gegen die man sich nur mit Kleidung beim Schwimmen schützen könnte, andererseits durch jetzt vermehrt auftretende Moskitos, die in den vergangenen Monaten kein Problem dargestellt hatten.

 

Den Abend verbringen wir zusammen mit Frank von der Tralafiti und dem deutschen Einhandsegler Diederich von der Dela, einem 10 Meter Stahlschiff, bei uns an Bord mit Wein und Bier. Es ist jedes Mal wieder interessant, die unterschiedlichen Zugänge zum Blauwassersegeln auszutauschen und über die nächsten Schritte zu diskutieren, wie in diesem Fall zum Beispiel das Thema "wo verbringen wir die Hurricanesaison". Hier haben wir zwei unterschiedliche Ansätze kennengelernt. Diederich geht nach Trinidad, Boot auf dem Trockenen, Frank macht sich auf nach Curacao.

 

 

 

Auch vom Boot aus können wir den ganzen Tag lang Fregattvögel bei der Jagd beobachten

 

 

 Eine der vielen, großzügigen Zufahrten zu den privaten Grundstücken und Häusern auf Mustique

 

 

 Vor dem Strand an der Ostküste wird vor den giftigen Manchineelbäumen gewarnt

 

 

Strand im Norden Mustiques. Am Horizont sieht man Bequia und St. Vincent

 

 

Ortsübliches Taxi, Gäste auf der Ladefläche

 

 

Anlage beim Cottonhouse

 

 

Eine Sangria und ein Fruchtcocktail in der wunderschön gelegenen Beach Bar des Cottonhouses

 

 

Auf diesem Flugplatz landen nur wenige Propellermaschinen aus St. Vincent oder Barbados. Die Piste hat tatsächlich zwei Knicke im Längsprofil

 

 

 

 

 

Mittwoch, 20. April 2011, von Bequia nach Mustique

 

Heute geht es weiter nach Mustique. Auch die Alua geht ankerauf und gestern abend haben wir deshalb verabredet, daß wir das gleichzeitig um 10 Uhr angehen werden, damit wir anschließend gegenseitig ein paar Fotos von unseren Schiffen unter Segeln machen können. Die Bedingungen sind super dafür. Sonne, gute Sicht, 8 bis 10 Knoten Wind. Wir sind etwas schneller als die Alua und bringen uns immer wieder in verschiedene Positionen zum fotografieren und fotografiert werden. Der Track im Navigationsprogramm sieht entsprechend zackig aus. Da es von uns bisher nur sehr wenige Bilder unter Segeln gibt, sind wir auf die Ergebnisse gespannt. Der Alua können wir jedenfalls einiges bieten. Nelly und Peter fahren zwar nach Canouan, aber wir gehen davon aus, daß wir sie irgendwo vor Grenada schon noch einmal treffen werden um die Bilder auszutauschen.

 

Das Segeln ist heute traumhaft und mit dem leichten Nordnordost kommen wir hoch am Wind sogar mit einem Schlag nach Mustique, obwohl wir einen langen Kurs mit 131 Grad rw haben. Um 13 Uhr erreichen wir das Mooringfeld. Wir wissen, daß es insgesamt 30 Moorings gibt und zählen schon von weitem die Masten. Es müßte sich noch eine freie Boje ausgehen. Tatsächlich: Als wir ankommen, ist gerade noch eine frei. Wir liegen dicht am Strand und nah am Dinghy Dock, sehr komfortabel auf glasklarem, 4 m tiefem Wasser. Hier soll es manchmal höllischen Schwell und damit ein furchtbares Getaumel geben. Heute ist das glücklicherweise nicht so. Egal, ob man nun eine Mooring nimmt oder in tieferem Wasser selbst ankert, für einen Aufenthalt mit dem Boot zahlt man für unsere Schiffsgröße 200 Eastern Caribean Dollar, also umgerechnet etwa 60 Euro, unabhängig davon, ob man ein, zwei oder drei Tage bleibt.

 

Am Nachmittag beibooten wir an Land und machen einen kleinen Gang ins Dorf, wobei wir ordentlich bergauf gehen müssen. Mustique ist eine Insel des Jetsets und das sieht man schon bei der Annäherung an das Eiland. Große Villen und majestätische Prachtbauten mit traumhaften Aussichten an den Hängen oder auf dem "Gipfel" der Hügel. Auch jetzt an Land fallen gepflegte Anlagen mit geschnittenem Rasen auf. Nach unserer kleinen Tour genehmigen wir uns einen Sundowner in der berühmten Basil's Bar, die direkt am Wasser liegt. Obwohl sich der Laden langsam füllt, weil es heute Livemusik und Barbeque gibt, sehen wir weder Mick Jagger, noch Raquel Welch, noch David Bowie, die ihre Feriendomizile neben einiger anderer Prominenz hier auf der Insel haben sollen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Basil's Bar in der Britannia Bay in Mutique

 

 

Souvenir-Shop mit Osterdeko

 

 

Hier gibt es eine große Zahl von Fregattvögeln, die bis weit nach Sonnenuntergang ihre Kreise ziehen und Fische aus dem Wasser holen, was in flachem Gleitflug über die Wasseroberfläche geschieht. Manchmal ist die Beute so groß, dass sie wieder fallengelassen werden muß. Die Mahlzeit wird im Flug vertilgt.

 

 

Mooring-Liegeplätze in der Britannia Bay, Mustique. Die Gipsy IIII links unten im Bild

 

 

 

 

Den Sundowner genießen wir heute in der Basil's Bar

 

 

 

 

Noch am Abend werden die Bilder per email ausgetauscht, wenn auch zunächst nur in geringer Auflösung, weil die Internetverbindungen etwas schwach sind. Trotzdem freuen wir uns sehr über die Ausbeute

 

 

 

 

 

Dienstag, 19. April 2011, Admiralty Bay, Bequia

 

Ursprünglich hatten wir für heute den Aufbruch geplant, aber diese schöne Bucht lässt uns noch nicht los. Um kurz nach neun kommt das Wasserboot und wir tanken ganz bequem 350 Liter, allerdings mit umgerechnet 6 €Cent pro Liter wieder recht teuer. Das ist hier allerdings verständlich, denn das Frischwasser muß von St. Vincent hergeschafft werden. Hier in Bequia gibt es auch keine zentrale Wasserversorgung. Alle Häuser haben ihre eigenen Wasserauffangbehälter, an denen die Hauswasserleitungen angeschlossen sind. Sind diese leer, helfen einem Nachbarn weiter. Als Notreserve gibt es ein fiskalisches Wasserreservoir, wo man sich erforderlichenfalls noch Wasser holen kann. In diesem Jahr hat es aber in der Trockenzeit von Januar bis jetzt genug geregnet und Wassersorgen gibt es nicht.

 

Während Christine aus unseren österreichischen Mehlbeständen, die nun langsam mal verwendet werden sollten, ein leckeres Brot backt, komme ich der Empfehlung von Winfield nach und behandele die kritischen Edelstahlstellen mit WD40, einem feinen Öl, das man aufsprühen kann.  Angeblich bleibt der Stahl dann deutlich länger rostfrei. Mal sehen, wie lange.

 

Dies ist der schönste Tag seit langem, den ganzen Tag Sonne und wenig Wind.

 

 

 

Montag, 18. April 2011, Admiralty Bay, Bequia

 

Wir glauben es kaum, aber der Bursche von Mirandas Laundry ist tatsächlich pünktlich um 8 Uhr bei uns am Schiff um die Wäsche abzuholen. Etwas später kommt Winfield Sargeant noch mal vorbei um zu fragen, ob er denn nun das Schiff polieren soll. Er lässt mit sich handeln und so sind wir dann umgerechnet bei 200 Euro für den Rumpf inclusive Heck und  Politur der Relingstützen. Er veranschlagt den ganzen Tag mit 2 Personen. Also lassen wir es doch machen. Von der Kakerlake, die er uns vor ein paar Tagen mit den Getränken an Bord gebracht hat, haben wir übrigens nichts mehr gesehen. Ob das ein gutes Zeichen ist, wissen wir nicht.

 

Wir beide fahren dann gegen 11 in den Ort. Erstmal gehen wir beim Shipchandler, der ein Deutscher und auch Trans Ocean Stützpunktleiter ist, vorbei, um Bücher zu tauschen. Er hat eine große Kiste mit deutscher Literatur. Wie so häufig, tauschen wir eins gegen eins und kaufen auch gleich ein paar Kleinigkeiten ein. Dann essen wir bei der netten kleinen Bude, die wir schon kennen. Und heute gibt es sogar noch die kompletten Portionen. Saltfish with sweet vegetables. Das Gemüse besteht aus Brotfrucht, Süßen Bananen, und ein paar anderen Gemüsearten, die wir nicht kennen. Wir fragen zwar nach, vergessen dann aber wieder die Namen. Schmeckt jedenfalls supergut und ist auch richtig was zum sattwerden. Dann gehen wir weiter durch den Ort Port Elizabeth, auf die Nordseite der Bucht. Der Weg endet auf einem 100 m hohen Hügel, auf dem früher ein Fort zum Schutz der Bucht installiert war, von dem noch einige Kanonen herumliegen und von wo man einen schönen Ausblick auf die Admiralty Bay hat.

 

Auf dem Rückweg schauen wir einigen Männern zu, die gerade Muscheln zerlegen. Es handelt sich um Conchs oder Lambis, das sind die schönen, sprialförmigen, sehr groß werdende Muscheln mit ihrem perlmuttenen, manchmal rosafarbigen Gehäuse. In diesem Fall sind die Tiere schon aus ihrem Bau herausgeholt und liegen auf den Steinen. Sie leben noch und werden dann bei lebendigem Leib auseinandergeschnitten. Als wir uns das fasziniert anschauen, entdecken wir plötzlich, daß das Ganze direkt unter unserer frisch gewaschenen Wäsche stattfindet, die dort über den Köpfen der Fischer zum Trocknen aufgehängt ist. Auf der anderen Straßenseite befindet sich Mirandas Laundry.

 

Wir gehen noch einkaufen und sind um 15 Uhr an Bord zurück, wo unsere beiden Polierer noch am Arbeiten sind.

Um 18 Uhr sind sie fertig und haben einen tollen Job abgeliefert. Wir sind ganz begeistert. Nicht nur, daß der Rumpf wieder in Glanz erstrahlt, auch sämtliche Relingsstützen, Wantenspanner, Gewinde der Relingsdrahtspanner und alle anderen Edelstahlteile glänzen wie neu. Sogar die dicke weiße Gummileiste am Heck haben sie wieder strahlend weiß bekommen.  Nach getaner Arbeit trinken wir mit unseren beiden Arbeitern noch ein Bier an Bord. Dabei lasse ich mir von Winfield im Budget Katalog die Produkte ankreuzen, mit denen er das so fein hinbekommen hat. Insbesondere den Rust Stain Remover werden wir uns besorgen, weil man damit die Rostansätze auch in Rillen, Ecken und Schweißnähten wieder weg bekommt.

 

Danach fahren wir mit der Alua Besatzung, Nelly und Peter, auf einen Sundowner zum Frangipani Hotel. Dieweil unsere Dinghies am Steg schaukeln, genehmigen wir uns zwei Pina Colladas, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen. Die Alua hat einen open air Grill an Bord, auf dem Peter Hähnchenfilets zubereitet. Dazu gibt es Rigatoni mit Pfeffersauce und einen von Christine beigesteuerten Salat. Wir sehen auch erstmals die Alua von innen und sind sehr angetan vom sinnvollen Design und der hervorragenden Ausführung. Interessant auch zu sehen, wie tip top sauber und rostfrei ein Motor aussehen kann, auch wenn er schon 20 Jahre auf dem Buckel hat. Kurz vor Mitternacht sind wir wieder auf der Gipsy.

 

 

 

Morgens um 10 beginnt Winfield mit einem Mitarbeiter unseren Rumpf zu polieren

 

 

 

 

Saltfish mit sweet vegetables. Ein tolles Essen für umgerechnet 3 Euro pro Person

 

 

 

 

 

 

 

 

Lambi-Muschelverarbeitung am Strand ...

 

 

Die Tiere sind aus ihrem Gehäuse geholt und leben noch

 

 

Die nicht essbaren Teile kommen zum "Müll", der Rest in den Blechtopf

 

 

... und zwar direkt unter unserer Wäsche, die da zum trocknen aufgehängt ist

 

 

 

 

Das muß man lesen, um es zu glauben: Öffentlicher Aushang an einem schwarzen Brett im Orstzentrum

 

 

Rumpf und Edelstahl reinigen und polieren, das ist eine Menge Arbeit

 

 

 

 

Sonntag, 17. April 2011, Admiralty Bay, Bequia, Princess Margaret Beach

 

Heute ist der zweite Flautentag. Entsprechend warm kommt uns die Luft vor, aber wir können ja jederzeit ins Wasser. Schließlich gibt es reichlich hier. Bei der spiegelglatten Wasseroberfläche können wir sehr schön die Fische um uns herum beobachten. Im Schatten des Rumpfes hält sich ein riesiger Schwarm bestehend aus tausenden von Kleinstfischen (1 cm lang) auf, die offenbar eine attraktive Beute für größere Fische sind. So können wir zeitweilig 5 Trompetenfische (ca. 40 bis 50 cm lang und sehr schmal) beobachten, die ruhig an der Wasseroberfläche verharren, bevor sie blitzschnell auf den Schwarm zustoßen. Die Vorwärtsbewegung selbst kann man gar nicht richtig erkennen, so schnell erfolgt sie. Weitere Räuber sind silberfarbige Fische, die aussehen, wie große Skalare, also mit ausgeprägt langen Rücken und Bauchflossen. Wir sehen einige von Deck aus, aber mit der Taucherbrille lässt sich feststellen, daß sich bestimmt 20 Stück an unserem Kiel aufhalten. Wenn sie sich gemeinsam auf die Beute stürzen, gibt es einen richtigen Wirbel und platschendes Wasser an der Oberfläche. Wir sind den ganzen Tag an Bord und erleben am Abend eine tolle Stimmung beim Sonnenuntergang. So wenig Wind haben wir bisher noch nicht erlebt.

 

Alua vor dem Princess Margaret Beach, direkt neben uns

 

Treibende Frangipani Blüte

 

Jäger und Beute

 

 

Abendrot im Osten ...

 

 

... und im Westen

 

 

 

Samstag, 16. April 2011, Admiralty Bay, Bequia, Princess Margaret Beach

 

Schönes Wetter, fast Flaute, ruhiges Wasser. Vormittags Administratives. Mittags eineinhalbstündiger Schnorchelausflug zum Riff in der Nähe und zur lower beach. Sehen wieder zwei Muränen und einen kleinen, vielleicht 15 cm langen Steinfisch in etwa 2m Tiefe. Diese Biester haben Stacheln auf dem Rücken und sind höchst giftig. Die Tarnung zwischen den Steinen ist so perfekt, daß man sehr genau hinsehen muß, um sie zu entdecken.

 

Nachmittags faulenzen und etwas Decksarbeit (Geräteträger polieren mit der neuen 3m Politur). Am Abend mexikanisches Essen an Land mit den Aluas. Als wir zum Dinghydock kommen, riecht es stark nach Frangipani. Der Geruch ist intensiv wie in einem Blumenladen. Es weht viele Blüten ins Wasser, die durch den Wind bis zur Gipsy getrieben werden. Es hat Flaute, spiegelglattes Wasser. Bei dem leuchtenden Vollmond können wir sogar auf dem Rückweg den Meeresboden in 5 m Tiefe erkennen. Das hat was.

 

Freitag, 15. April 2011, Ausflug nach Kingstown, St. Vincent

 

Kurz bevor wir uns zusammen mit Nelly und Peter auf den Weg zur 9-Uhr-30-Fähre nach Kingstown machen wollen, kommt Winfield Sargeant mit seinem Boot bei uns längsseits. Er hat allerlei Getränke an Bord, die zwar etwas teurer als im Supermarkt sind, aber so bequem bekommen wir das Zeugs nie wieder aufs Schiff. Also: 24 Dosen Bier und 24 Dosen 7up. Dummerweise verbirgt sich im Karton unter der Schrumpffolie eine Kakerlake, die wir erst entdecken, als sie schon durchs Cockpit spaziert. Christine holt zwar schnell die Spraydose, die wir für solche Fälle an Bord haben, aber damit erwischen wir das Viech nicht mehr. Wir sind ziemlich sauer auf uns selbst, daß wir nicht besser aufgepasst haben und hoffen, daß das Tierchen sich zumindest mit dem Oberdeck begnügt und nicht ins Schiffsinnere gelangt. Wahrscheinlich ein frommer Wunsch. Winfield führt mir dann noch vor, was er uns sonst so anbieten kann, nämlich jegliche Form von Bootspflegearbeit. Mit jeweils anderen Mittelchen poliert er jeweils ein Stück Gelcoat, Edelstahl und sogar das Gummi am Heck kriegt er offenbar wieder weiß. Diese Art von Arbeit mögen wir ja nicht besonders und wir überlegen ernsthaft, ob wir das beauftragen sollen. Heute sind wir aber unter Zeitdruck und wollen nicht verhandeln. 350 US Dollar für einen Tag Arbeit sind uns auf jeden Fall zu viel.

 

Die Fähre zur Hauptstadt von St. Vincent braucht eine Stunde für den Weg. Pro Person umgerechnet 10 Euro für Hin- und Rückfahrt sind günstig. In Kingstown erwartet uns heute der große Markt, der sich fast auf allen Straßen der Innenstadt abspielt. Überall werden Obst und Gemüse, aber auch allerlei sonstiger Kram angeboten. Uns erscheint diese Stadt voller Gegensätze. Einerseits gibt es viele Autos, Marmorpaläste von Versicherungen und Menschen, die businesslike gekleidet sind. Andererseits gibt es unzählige bekiffte Männer mit rotunterlaufenen Augen, Menschen, die einen sehr armen Eindruck machen und auch eine relativ hohe Kriminalitätsrate, wie wir vom Küster der anglikanischen Kathedrale erfahren, mit dem wir ein längeres Gespräch im Inneren der Kirche haben. Offenbar hat man hier besonders mit Sexualdelikten große Probleme.

 

Mittags essen wir sehr gut und billig in einem Lokal, in dem es außer uns ausschließlich Einheimische gibt. Überhaupt sehen wir heute kaum Touristen, denn es ist kein Kreuzfahrtschiff an der Pier. Wen wir aber zum dritten Mal treffen, ist der Österreicher Kurt, der uns auf dem Markt über den Weg läuft. Er muß für sein Haus ein paar Erledigungen im Baumarkt machen. In einem Supermarkt bekommen wir auch noch Kakerlakenköder zum Aufstellen, die nach dem gleichen Prinzip funktionieren, wie die Ameisenköder, die es auch bei uns gibt. 8 Stück davon stellen wir am Abend auf. Hope, that helps! Um 16 Uhr geht unsere Fähre wieder retour. Als wir an Bord zurückkommen, stellen wir fest, daß der Sonnentag unsere Batterien wieder voll gemacht hat.

 

 

Einlaufen in Kingstown. Die Lücke ist eng

 

 

Den kleinen Michelle mit dem Irokesenschnitt treffen wir auf dem Rückweg auch wieder auf der Fähre, samt seiner fesch aufgeputzten Mutter

 

 

 

 

 

 

 

Den österreicher Kurt treffen wir schon zum dritten Mal, diesmal in downtown Kingstown

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Dieser Pickup stand nicht etwa auf dem Schrottplatz. Der Besitzer fuhr damit voller Stolz Ware durch die Gegend

 

 

 

Kein Gynäkologe, aber er schaut trotzdem gern mal nach ...

 

 

Weil dem kleinen Michelle kalt wurde beim Schlafen, gibt ihm Christine ihren Schal. So müde wie er war, in die Kamera muß er trotzdem erstmal hineingrinsen

 

 

Auf dem Rückweg nach Bequia

 

 

Wir begegnen der Fähre, mit der wir am Vormittag unterwegs waren

 

 

Die Admiralty Bay liegt vor uns, Peter und Nelly stehen am Bug

 

 

Traumhaft schöner Ankerplatz vor dem Princess Margaret Beach

 

 

Das Gingerbread Hotel. Hier gibt es gutes Eis und tollen Kuchen. Alles hausgemacht

 

 

 

 

Donnerstag, 14. April 2011, Princess Margaret Beach, Bequia

 

Immer noch derselbe Ankerplatz auf glasklarem Wasser. Heute kein Tropfen Regen, aber auch nicht viel Sonne. Die Batterien sind wieder zu 90 Prozent geladen, aber voll bekommen wir sie nicht bei dem Wetter. Gegen Mittag fahren wir mit dem Beiboot mal zur Nordseite der Bucht um uns die Gegend dort vom Wasser aus anzusehen. Letztlich landen wir dann wieder am Dinghydock vorm Frangipani Hotel. Wir haben unsere Rucksäcke und Taschen dabei, denn unsere Lebensmittelvorräte, auch Getränke, gehen zur Neige. In den Supermärkten hier gibt es überhaupt kein Obst und Gemüse, deshalb holen wir das vom überdachten Markt. Die Menschen, die uns dort bedienen, sind ausgesprochen freundlich. Bevor wir uns die Taschen vollladen, gehen wir einem Tip von Gabi nach und versuchen, ein Mittagessen im Zentrum der Stadt zu bekommen. Dort gibt es einen kleinen Stand auf Rädern, in dem eine Frau mittags ein einziges Gericht kocht und die Portionen sehr günstig verkauft. Man kann an groben, grün angestrichenen, Holztischen und –bänken sogar mit einem Dach über dem Kopf, sitzen. Wir ergattern um eins die letzte Portion. Zwei Hühnchenschenkel i

Das schwüle Wetter macht müde und deshalb genehmige ich mir seit langem einmal einen Nachmittagsschlaf an Deck. Wenn man damit erstmal anfängt, pennt man schnell 2 Stunden. War aber fein. Am Abend haben wir Nelly und Peter eingeladen, die nur 70 Meter zu uns herüberfahren müssen.

n einer dunkelbraunen Sauce, dazu ein Roti. Was das ist, wissen wir zwar nicht genau, aber es sieht so aus und schmeckt wie Kichererbsen, Kartoffeln, Hühnchenfleisch; das ganze eingepackt in so etwas wie eine Crèpe. Schmeckt alles total super. Das meiste essen wir mit den Fingern. Für fünfeinhalb Euro werden wir beide zusammen satt. Nach dem Essen treffen wir wieder auf Kurt, den Österreicher, der hier ein Haus baut und im selben Krankenhaus wie Christine geboren ist. Er scheint schon 90 Prozent der Inselbevölkerung zu kennen.

 

 

 

 

 

 

Mitwoch, 13. April 2011, Admiralty Bay, Bequia

 

In der Nacht wieder viel Regen. Der Wind hat auf Nordost gedreht und drückt ordentlich Schwell in die Bucht. Wellen und Wind bilden einen 90 Grad Winkel, so daß die Boote stark rollen und wir eine unruhige Nacht haben, in der Christine kaum ein Auge zukriegt. Am Morgen ziehe ich deshalb wieder eine Spring auf die Ankerkette. Jetzt liegen wir mit dem Bug in der Welle und deutlich ruhiger.

 

Um 13 Uhr sind wir mit den Aluas und Fair Isles am Dinghy Dock an unserem Strand verabredet. Die Wanderung geht auf die andere Inselseite zur Friendship Bay. Es regnet nicht mehr, aber die Luft ist extrem schwül. In einer Hotelanlage am Strand der Freundschaftsbucht, in der sich Engländer und Franzosen wahrscheinlich damals "freundschaftlich" die Nasen blutig geschlagen haben, lassen wir uns auf einen drink nieder und machen uns dann auf den Rückweg. Kaffee und Kuchen des Gingerbread locken. Wir nehmen wieder an unserem round table Platz und halten Kaffeeklatsch. Nelly und Peter fahren dann retour zum Boot, mit Gaby und Horst landen wir noch in einer Pizzeria, schlagen uns dort den Bauch voll und sind wieder an Bord, als es schon dunkel ist. Die Club Med 2 liegt nun schon den zweiten Abend in der Bucht, was sehr ungewöhnlich ist. Normalerweise kommen die Kreuzfahrtschiffe morgens an, spucken ein paar hundert Leute an Land aus, und fahren gegen 17 Uhr wieder weg.

 Blick auf die Friendship Bay

 

Überall lauern Fotomotive, in diesem Fall sind es die schwarz-gelb geringelten Schmetterlingsraupen

 

 

Dinghydock in der Admiralty Bay. Im Hintergrund die Club Med 2

 

 

 

Dienstag, 12. April 2011, Admiralty Bay, Bequia

 

In der Nacht regnet es wieder viel. Auch hat es starke Böen. Im Dinghy haben sich erneut große Mengen Wasser gesammelt. Am Vormittag bringe ich über Christines Koje einen der PC-Lüfter an, die Frank mitgebracht hatte. Das Ding pustet ganz schön für die 0,3 Ampere, die es verbraucht. Am Nachmittag treffen wir uns mit den Aluas und den Fair Isles zu Kaffee und Kuchen an Land im Gingerbread Restaurant. Wir beide nehmen allerdings einen Fruchtsaft, weil wir den Kaffee schon in größeren Mengen zuvor an Bord eingenommen hatten, was mich betrifft, zusammen mit einer größeren Potion Kekse. Zum Sundowner (obwohl von Sonne heute nichts zu sehen ist), verholen wir uns 100 m weiter zum Frangipani Hotel. Die haben eine nette Bar, wo man sehr bequem in gepolsterten Sesseln Platz nehmen kann. Die Getränkekarte ist auch gut und die Pina Colladas fachmännisch zubereitet. Während unserer Gespräche entdecken wir weitere gemeinsame Bekannte.

 

Die Wetterprognose sieht auch für die nächsten Tage noch nicht besonders rosig aus. Heute haben wir in den Radio-Nachrichten erfahren, daß es in Georgetown, an der Ostküste St. Vincents, offenbar aufgrund heftiger Regenfälle zur Überflutung eines Gebirgsbachs mit Einsturz einer Brücke gekommen ist. Todesfälle hat es offenbar nicht gegeben. Laut Aussage einiger Einheimischer, ist dieses Wetter zu dieser Jahreszeit absolut ungewöhnlich. In den letzten 10 Jahren waren die ersten Monate des Jahres immer deutlich trockener. Für die Landwirtschaft wird der Regen wohl sein positives haben.

 

 

 

Stilleben mit Werkzeug. Das schöne Bild an der Wand hat uns Sabine gemalt und samt Rahmen heil im Gepäck über den Atlantik transportiert. Wir erfreuen uns jeden Tag daran

 

 

 

Die Club Med 2 ist beleuchtet wie ein Weihnachtsbaum

 

 

 

Montag, 11. April 2011, Admiralty Bay, Bequia

 

Der Tag beginnt wieder mit stundenlangem Regen. Aus unserem Beiboot, das wir wohlweislich im Wasser gelassen hatten, hole ich 60 Liter Wasser raus, wovon das meiste in die Bordtanks geht. Am Vormittag ist eine email mit einer Absage eingegangen. Island Dreams Yachtservices hat keine hurricanesicheren Moorings mehr frei. Alles schon verkauft für die Saison. Hoffentlich haben wir bei den anderen Anfragen mehr Glück.

 

Vormittags schnorcheln wir vom Boot weg zu einer nahen Felsgruppe. Dort gibt es wunderschöne Korallen und viele Fische. Das Wasser ist superklar, man kann sicher 20 bis 30 Meter weit sehen. Größte Entdeckungen heute sind zwei Leopardenmuränen, von denen wir allerdings nur Teile sehen, weil die Reste in den Korallenspalten verborgen bleiben und eine Seeschlange, vielleicht 60 cm lang, mit gelben Punkten. Später recherchiere ich im Internet, daß es sich dabei nicht um eine Schlange, sondern um den weißgefleckten Schlangenaal gehandelt hat. Ist auch weniger gefährlich und nicht giftig, wie alle Seeschlangen. Auf dem Rückweg zum Boot kommen wir an einem Charter Katamaran vorbei, vollgepackt mit Deutschen und Schweizern. 3 Schnorchler sind vor dem Bug im Wasser und schauen ganz konsterniert nach unten. Ihre Ankerkette hat sich einige Male um die Äste eines dicken Baumstammes gewickelt, der da unten auf dem Meeresgrund liegt. Ich schwimme gleich mal runter und kann in einem Tauchgang die Kette freilegen. Als ich wieder auftauche, schlägt mir helle Begeisterung und Dank entgegen. Unter der 8 köpfigen Crew gab es offenbar niemanden, der sich getraut hätte, die 5 Meter runterzutauchen. Unglaublich.

 

Nachmittags erledigen wir die Passformalitäten in der Immigration und treffen uns dann gleich dort mit Gabi und Horst sowie den Schweizern Nellie und Peter, um eine Wanderung zum anderen Ende von Bequia zu machen. Dort gibt es eine Wasserschildkrötenzucht zu besichtigen, die Old Hegg Turtle Sanctuary. Der Besitzer und Manager, Orton G. King, ist ein ehemaliger Taucher und Fischer, der etwas gegen die Ausrottungsgefahr für die Meereschildkröten unternehmen wollte. Er holt Schildkröteneier vom Strand und zieht die Meeresreptilien dann bis zum 5. Lebensjahr groß, um sie dann in die Freiheit zu entlassen. Orton ist schon ein alter Mann, aber ein sehr interessanter Typ, der von seiner Mission hundertprozentig überzeugt ist und das auch verbal gut vermitteln kann. Wir lassen uns vieles genau erklären und machen uns schließlich wieder auf den einstündigen Rückweg, auf dem uns ein ordentlicher Regenschauer erwischt. Aber darauf waren wir heute vorbereitet. Vor einem Supermarkt treffen wir dann einen Österreicher (den ich als solchen erkenne und anquatsche, weil er ein T-Shirt mit der Aufschrift "No Kangoroos in Austria" trägt), der sich hier gerade ein Haus baut. Interessanterweise ist er im selben Hospital geboren, wie Christine. Zum Abendessen sind wir wieder an Bord zurück, was wir in einer Regenpause sogar an Deck einnehmen können. Heute ist der erste Tag seit langem, wo wegen des geringen Windes und der geringen Sonnenscheindauer die Bordnetz-Batterien nur zu 95% aufgeladen werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Peter und Nellie im Gespräch mit Orton

 

 

Orton zeigt voller Stolz eine seiner Schützlinge

 

 

 

Sonntag, 10. April 2011, Admiralty Bay, Bequia

 

Dieser Tag würde einen Spitzenplatz einnehmen auf unserer Schlechtwetter-Rangliste. Viel Regen und Böen. Am Morgen verlassen einige Boote ihren Ankerplatz was wir nutzen, um uns 200 Meter näher zum Strand zu legen. Jetzt liegen wir noch 100 m vom beach weg, auf immer noch 5 m Wasser. Wir lernen unsere neuen schweizer Nachbarn Nellie und Peter von der Alua kennen, die mit ihrem 12 m Stahlschiff im September vergangenen Jahres das Mittelmeer verlassen haben. Sie laden uns zu sich an Bord ein, wo wir 2 Stunden plaudernd verbringen. Im Augenblick drehen sich die Gespräche immer auch um das Thema Hurricanesaison. In welcher Marina, in welcher Werft soll man bleiben, wann muß man sich anmelden? Gibt es überhaupt noch freie Plätze? Die Aluas haben sich z.B. schon im Januar einen Platz reserviert. Bis auf diesen kleinen Ausflug zu unseren Nachbarn bleiben wir an Bord. Hier gibt es wieder gute email-Verbindung und am Abend schicke ich mal verschiedene Anfragen an einige Marinas in Grenada. Sind gespannt auf die Antworten.

 

 

 

jede Menge Regen

 

 

Diesel und Wasser kann man sich hier ans Schiff bringen lassen. Beides brauchen wir derzeit aber nicht

 

 

 

Samstag, 9. April 2011, von Wallilabou nach Bequia, Admiralty Bay

 

Als wir uns um halb Zehn auf den Weg machen, sind alle anderen Boote, die neben uns an den Moorings des Restaurants lagen, schon weg. Das Ablegen ist eine kleine Herausforderung, denn unsere Heckleine zur Pier ist 40 Meter lang, vorn liegen wir an der Mooringboje und in Lee an Backbord, ein paar Meter neben uns, haben wir die Überreste der zerstörten Pier. Wir dürfen nicht durch den Wind darauf gedrückt werden. Es muß alles ziemlich schnell gehen. Davis, Angestellter des Restaurants, der uns auch beim Festmachen geholfen hatte, wirft die Heckleine los und weil der Wind nur schwach ist, haben wir Zeit, die Kopf- und Heckleine einzunehmen, bevor wir die Maschine einsetzen. Weil der Wind aber nur schwach weht, geht alles reibungslos über die Bühne.

 

Eigentlich wollten wir zur Blue Lagoon, einem riffgeschützten Ankerplatz mit schönem Strand im Süden von St. Vincent. Aber die Einfahrt hat, je nach Tide, nur 1,60 m bis 2,30 m Wassertiefe. Mit unseren 2 m Tiefgang könnten wir da nur bei Hochwasser einlaufen, aber das ist heute abend um 22 Uhr. Auch vor Young Island, in der Nähe der Blue Lagoon, soll es schöne Plätze geben; deshalb planen wir, dorthin zu fahren. Aber unterwegs stellen wir fest, daß wir mit dem Südostwind ordentlich kreuzen müßten, und danach steht uns nicht der Sinn bei dem regnerischen und böigen Wetter, wo wir ständig reffen und wieder ausreffen. Also fahren wir gleich nach Bequia, in die Admiralty Bay, wo es reichlich gute Ankerplätze gibt. Wir wissen von der Meltemi, daß es hier einen Profi-Fotografen gibt, der die Yachten beim Einlaufen fotografiert und später die Bilder verkauft. Die Exemplare, die wir von Hermanns Schiff gesehen hatten, waren absolut Spitze. Also präparieren wir uns für Fotos. Die Segel sollen optimal stehen, keine Wäsche auf der Leine, keine Fender außenbords, die Crew in ordentlichen Klamotten. Aber als wir einlaufen, ist vom Fotografen nichts zu sehen. Hat wahrscheinlich Wochenende.

 

Wir ankern unmittelbar hinter der Fair Isle aus Emden, von der wir aus ihren regelmäßigen Berichten per email wußten, daß sie noch hier liegen. Die beiden sind von der Rodney Bay direkt hierher gesegelt und haben St. Vincent von hier aus per Fähre besucht. Das werden wir in den nächsten Tagen wohl auch noch einmal machen.

 

 

Auslaufen aus Wallilabou

 

 

 

 

 

Freitag, 8. April 2011, von Marigot Bay, St. Lucia, nach Wallilabou, St. Vincent

 

Diese Nacht lag das Schiff so ruhig, wie es besser nicht geht. Keine Welle, kein Schwell. Das war in dieser abgeschlossenen Ankerbucht auch nicht anders zu erwarten. Dennoch schlafen wir beide nicht gut, vielleicht, weil wir wissen, daß wir um 5 Uhr schon wieder aufstehen wollen. Es regnet ein paar mal in der Nacht und morgens sind sämtliche Polster draußen klitschnass.

 

Wir kommen pünktlich um kurz vor sechs weg, die ersten eineinhalb Stunden motoren wir, dann wird der Wind stärker und wir fahren zeitweilig bis zu 9 Knoten. Wir haben insgesamt 45 Meilen über Grund vor uns, am Ende sind es dann durchs Wasser 54 Meilen, weil wir wieder so starken Strom gegenan haben. Zwei mal erwischen uns heftige Regenböen, die sogenannte Squalls. Beim  ersten mal reffen wir rechtzeitig, beim zweiten mal sind wir etwas spät dran mit der Genua. Wir sehen die Regenwand auf uns zuwandern, sie ist aber dann so schnell bei uns, daß der Autopilot nicht rechtzeitig genug Leeruder geben kann und der Kahn fast im Wind steht. Da heißt es dann: Kurbeln, und zwar an der Reffleine, aber fix! Als wir in Lee von St. Vincent kommen, wird das Wetter wieder besser und auch der Seegang gemächlicher. Um kurz nach 14 Uhr laufen wir in die Bucht Wallilabou auf St. Vincent ein. Hier wurde 2003 ein Großteil des Films Pirates of the Caribbean mit Johnny Depp gedreht. Viele der Filmkulissen (Häuser, Piers) und Requisiten stehen hier noch herum, bzw. werden von dem Besitzer eines Restaurants am Strand ausgestellt.

 

Als wir in die Bucht einlaufen, werden wir gleich von einem Empfangskomitee begrüßt. Kleines Holzboot mit 40 PS Yamaha hinten dran. Zwei boatboys, die uns beim Leinen festmachen helfen wollen. Das nehmen wir gern in Anspruch, vereinbaren vorher einen Preis von 10 EC (wir zahlen später 20, weil es doch etwas länger gedauert hat) und legen uns an eine Mooring des Restaurants, Heckleine zu einer halb verfallenen Pier. Wir ziehen die Mooring dem Anker vor, weil der Grund hier sehr steil abfällt und wir in großer Tiefe ankern müßten. Außerdem sollen hier viele große Eisenteile im Wasser liegen, in denen sich der Anker verfangen könnte. Ich tauche die Mooring ab, sie ist ok. Beim Herunterziehen an der dicken Trosse greife ich einige Male in scharfkantige, angewachsene Korallen und komme mit ein paar Schnittwunden wieder nach oben. Es kommen immer wieder kleine Holzboote zu uns, um etwas zu verkaufen. Wir wollen Kokosnüsse. Da die nicht an Bord sind, werden sie geholt. 1 Stunde später kommt der Mann wieder, bringt uns 3 Kokosnüsse und schält auch gleich die Kopra für uns aus der Schale heraus, was ja bekanntermaßen für Ungeübte eine ziemliche Mühe ist.

 

In diese Bucht sind wir eingelaufen, weil es hier eine Einklarierungsmöglichkeit gibt. Jeden Tag um 17 Uhr kommt ein Customs Officer in diese Einsamkeit und erledigt die Formalitäten. Unsere Clearance kostet 105 EC. Der Beamte ist ausgesprochen freundlich und lustig. Außer uns sind sicher insgesamt 10 andere Skipper mit ihren Bootspapieren  und gleichem Anliegen hier. Danach gehen wir ins Restaurant zum Essen. Wir sitzen auf der Terrasse, genießen den Sonnenuntergang und haben dabei einen Blick auf unser Schiff. In St. Vincent ist es ratsam, sein Boot nicht zu lange aus den Augen zu lassen. Die Diebstahlsgefahr ist offenbar sehr groß.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Donnerstag, 7. Arpil 2011, von Rodney Bay nach Marigot Bay, St. Lucia

 

Um kurz nach neun sind wir unterwegs. Unser Anker hatte sich in dem feinen Sand vorm Strand so fest eingegraben, daß es eines starken pulls der Maschine bedurfte, um ihn rauszufahren. Wir setzen die Genua und mit einem schönen 4er Raumschotswind fahren wir dicht unter der Küste entlang nach Süden. Wir sehen nun vieles von See aus, was wir vor ein paar Wochen schon auf unserer Rundfahrt von Land aus gesehen hatten, wie z.B. den Hafen von Castries, in dem heute zwei große Kreuzfahrtschiffe liegen. Eigentlich wollen wir nach Soufriere, aber als uns plötzlich klar wird, daß wir an der Traumbucht Marigot einfach so vorbeifahren würden, entscheiden wir uns spontan um und steuern auf dieses Hurricane Hole zu. Damit bezeichnet man eine sehr geschützte Bucht, in der man auch einen Hurricane halbwegs unbeschadet überstehen kann. Ein boatboy namens Thomas kommt uns schon draußen entgegen und bietet uns eine Mooring zum halben Preis an, das sind in diesem Fall 40 EC$. Es gibt im inneren Teil der Bucht keinen Platz zum Ankern und deshalb kommt er uns gerade recht mit seiner Hilfestellung. Er versichert, die Moorings würden monatlich überprüft. Ich tauche das Ding trotzdem selber ab und überzeuge mich davon, daß wir hier sicher liegen werden.

 

Diese Bucht ist malerisch schön. Man blickt seewärts über eine kleine, mit Palmen bewachsene Halbinsel. Diverse Restaurants und Bars liegen am Wasser. Eine Marina gibt es hier sogar auch und vor allem: Wir können hier ausklarieren. Das geht sogar sehr zügig vonstatten. Außer uns ist niemand im Büro und deshalb sind wir auch schnell wieder draußen, als wir die Papiere ausgefüllt und unsere Stempel im Pass haben. Danach drehen wir eine Runde durch die Marina, kaufen frisches Baguette in der von Stefan so wärmstens empfohlenen Bäckerei und drehen eine Runde um die Halbinsel. Diese Bucht ist so klasse, daß man nur durch hohe Preise verhindern kann, daß sie überfüllt ist. Entsprechend teuer sind die Boutiquen und Restaurants. Wir genießen den Sonnenuntergang bei uns an Bord. Das frische Baguette schmeckt super.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dieses Bild haben wir schon am 17. März während unserer Rundreise über St. Lucia aufgenommen. Also keine Gipsy IIII zu sehen.

 

 

 

 

Mittwoch, 6. April 2011, Rodney Bay, St. Lucia

 

Das Schlauchboot und Außenborder Geschäft ist geplatzt. Als ich um kurz nach neun beim Inflatables Center aufkreuze, ist zwar das Schlauchboot mittlerweile vom Zoll freigegeben, aber der Außenborder ist nicht da. Stückweise erfahre ich, daß der Motor noch in Martinique ist und ich eine Anzahlung leisten soll, damit er nach St. Lucia kommen kann. Jetzt werde ich langsam sauer. Uns wurde doch erzählt, der Motor befinde sich schon im Lager hier vor Ort. Ich bin zu keiner Anzahlung bereit. Cash erst dann, wenn hier alles an Ort und Stelle besichtigt werden kann und zur Übernahme bereit steht. Und zwar heute. Als mir klar wird, daß das unmöglich ist, außerdem der ganze Zoll-Zirkus mit dem Motor nochmal losgeht, das Dinghi in die Berge gefahren werden muß, um dort den Namen aufzubringen, reicht es mir. Geschäft gestorben. Schade eigentlich, aber ich habe das Vertrauen zu dem Laden mittlerweile verloren. Werden wir halt sehen, ob wir in Grenada oder eventuell Trinidad fündig werden und verlässliche Geschäftspartner finden.

 

Am Nachmittag fahren wir noch einmal in den tollen foodmarket und kaufen Gemüse und Obst und reichlich Käse. Auch in diesem Segment gibt es eine tolle Auswahl. Danach mache ich Motor- und Getriebeölwechsel am Außenborder, der nach einem halben Jahr mal fällig ist. Zur happy hour haben wir uns mit Reta und Gerd an der Marina-Bar verabredet. Die Pina Coladas sind hier ausgezeichnet und den halben Preis nutzen wir gerne. Gegen Acht sind wir an Bord zurück, essen zu Abend und ziehen uns einen englischesprachigen Film rein. Morgen früh wollen wir weiter nach Soufriere.

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 5. April 2011, Rodney Bay

 

Um zehn fahren wir als erstes beim Inflatables Büro-Container vorbei um zu fragen, wann wir unser Beiboot kriegen. Man weiß es noch nicht, es gibt Zollprobleme am Flughafen. Also fahren wir weiter zur Shopping Mall, etwas einkaufsbummeln. Dabei entdecken wir einen foodmarket der Sonderklasse. Im Einkaufszentrum gibt es einen cirka 1000 qm großen Supermarkt der Superlative. Nach etwas vergleichbarem müßte man in Österreich lange suchen, von Deutschland ganz zu schweigen.  Alles blitzblank sauber, gut geordnete und gefüllte Regale, tolles Sortiment. Die haben sogar das deutsche Meestemacher Schnittenbrot in 6 verschiedenen Varianten. Vollkornbrot, vakuum verpackt, ohne Konservierungsmittel haltbar bis Dezember. Wir kaufen gleich 10 Pakete. Klar, daß so ein Produkt hier doppelt so teuer sein muß wie zu Hause, aber das ist uns in diesem Fall egal. Auf den französischen Inseln haben wir nirgendwo vergleichbares Brot gefunden. Also müssen wir uns eindecken.

 

Den Nachmittag verbringen wir an Bord mit Skypen, Edelstahl polieren, Schiffsschraube reinigen (geht mit der neuen Messingdrahtbürste ganz gut). Um kurz nach vier rufe ich mal Francis an, um zu fragen, ob wir unser Boot heute noch kriegen. Er ist ganz aufgeregt und sagt, ich solle schnell zum Customs office in die Marina kommen mit Bootspapieren, Ausweis und Clearance. Die würden dort auf mich warten. Na toll. Hätte er mir ja auch vorher sagen können bzw. mich anrufen können. Meine Nummer hatte ich extra hinterlegt. Komme also nach Dienstschluss zum Zoll, muß die Papiere vorlegen und bestätigen, daß das Boot, was da auf dem Pickup hinten drauf liegt, für mich ist und außer Landes geht. Das Problem ist nur, daß auf den Begleitpapieren als Bootsname "Harmony" vermerkt ist, und nicht Gipsy IIII. Mir fällt dazu als Erklärung ein, daß dieses Boot ursprünglich für ein anderes Schiff bestimmt war. Da dessen Eigner aber erst in 10 Tagen wiederkommt, kriegt er ein später anzulieferndes Dinghy, und ich bekomme das, was eigentlich für die Harmony gedacht war. Der gute Herr Francis hatte nur vergessen, das seinem Zollagenten mitzuteilen und aus diesem Grund kriegen wir unser Boot heute noch nicht. Na hoffentlich klappt es dann morgen.

 

Montag, 4. April 2011, Rodney Bay, St. Lucia

 

Gestern abend mußte ich dann während des Kochens eine neue Gasflasche anschließen. Unsere 5 kg Propan hat doch tatsächlich sechseinhalb Monate gehalten. Jetzt sind wir gespannt, ob wir die deutsche Flasche hier irgendwo in der Karibik gefüllt bekommen. Die Anschlüsse differieren nämlich von den deutschen. So ganz eilig haben wir es damit nicht, denn jetzt ist erstmal eine neue 2,7 kg Campinggaskartusche angehängt und dann haben wir noch eine 5 kg Propanflasche.

 

Nach dem Frühstück fahren wir zur Bank um EC Dollars für unser Dinghi-Geschäft zu organisieren. Jedes Mal erstaunlich, wie lang die Schlangen in den Banken sind. 2 bis 3 Schalter sind geöffnet. Davor stehen 15 Leute in der Reihe, die von 2 uniformierten Zivil-Guards "bewacht" werden. Die Leute sind unbewaffnet und stehen nur herum bzw. machen darauf aufmerksam, wo das Ende der Schlange zum Anstellen ist. Wenn die Bank das Geld dafür in zusätzliches Bedienungspersonal investieren würde, wäre wahrscheinlich  allen mehr gedient. Nach einer dreiviertel Stunde sind wir schon dran :-)

 

Den Deal mit Francis, dem Patron des Inflatable Shops, müssen wir etwas ändern, weil Gabi und Horst gern unser Schlauchboot hätten. Die beiden sind zwar schon in Bequia, und wollen diese Woche schon weiter, aber sie werden irgendwann, wahrscheinlich in der nächsten Woche, wenn wir dort sind, noch einmal dahin zurückkommen, um unser Boot zu übernehmen. Die Verhandlungen mit Francis sind etwas schwierig, weil wir zwischenzeitlich entdeckt haben, daß seine Preise deutlich über den Budget Katalogpreisen liegen. Am Ende steht aber eine Einigung und wir hoffen, daß wir morgen unser neues Equipment in Empfang nehmen können.

 

Am Nachmittag besuchen uns Reta und Gerd. Christine hat einen Kuchen gebacken und so verbringen wir mit Kaffeeklatsch den Nachmittag an Deck. Das Wetter ist perfekt und wir haben einen wunderbaren Nachmittag. Als IS-Spezialist kann Gerd mir noch ein paar wertvolle Tips hinsichtlich SSB-Funkerei geben und ein paar Einstellungen im Airmail Programm optimieren. Jetzt können auch die Positionsmeldungen über die GPS-Maus generiert werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sonntag, 3. April 2011, Rodney Bay, St. Lucia

 

Um Zwanzig nach Neun werden wir mit dem Sunlinktours Bus in der Marina abgeholt. Vorgestern hatten wir uns bei der gleichen netten Lady, bei der wir vor zwei Wochen schon die Inselrundfahrt gebucht hatten, für die Zip Line Tour angemeldet. Das ist so eine Hochseilgeschichte, bei der man oben im Regenwald an Drahrseilen durch die Baumwipfel rauscht. Es gab drei verschiedene Touren zur Auswahl. Wir nehmen die, die den meisten Adrenalinaussstoß garantiert und bezeichnenderweise auch "Adrena Line" heißt. Unser Fahrer heißt Junior und erzählt uns auf dem Hinweg einiges über Land und Leute. Die Strecke ist interessant, führt sie doch über ganz kleine Straßen in den Regenwald. Anders als auf den Hauptverkehrsadern gibt es hier sehr viele große Schlaglöcher und abseits des Wegs auch sehr armselige Behausungen.

 

Im Park angekommen, werden wir erstmal richtig eingekleidet. Dazu gehört doppeltes Gurtzeug, ein Helm (unter dem man aus hygienischen Gründen eine sehr dekorative blaue Plastiktüte trägt) und Lederhandschuhe zum bremsen. Der Parkour führt uns über 11 Drahtseilpassagen, bei denen man zum Teil mit ziemlichem Tempo an den Baumkronen vorbeirauscht. Eine Kalifornierin, etwas jünger als wir, Mutter von 8 Kindern, hat wahnsinnige Panik, Tränen in den Augen, und traut sich dann schließlich doch. Die Geräusche, die sie von sich gibt, hallen durch den Wald. Anfangs schließt sie die Augen und ist immer die Letzte in unserer achter-Gruppe, am Ende wird sie mutiger und steht schließlich als Erste in der Reihe. Zwischendrin gibt es mal eine "Tarzan-Schwung"-Passage, bei der man von einer zur nächsten Plattform an einem Seil schwingt. Aber auch dabei ist man mit dem Gurtzeug am Seil gesichert. Sicherheit hat überhaupt Priorität. Man hängt an zwei parallel geführten Seilen, zusätzlich wird noch ein Karabiner über das untere Tragseil geklinkt. Die Befestigungen werden ausschließich von den zwei begleitenden guides durchgeführt. Als es schon langsam dem Ende zugeht, kommt der besondere Leckerbissen, den wir schon gewahr werden, als wir noch eine Station davor sind. Wir sehen nämlich auf der nächsten Plattform jemanden nach unten stürzen. Freier Fall. Da keine Sirenen heulen, nehmen wir an, das gehört zum Plan. Und so ist es auch. Die Plattform ist 23 m hoch über dem Waldboden, darin ein großes Loch. Man wird in ein senkrecht hängendes Seil "eingefädelt" (ähnlich, wie es Bergsteiger tun), hängt einen Moment daran, und dann geht  es im freien Fall nach unten. Das hat was! Unten steht jemand, der das Seil hält und je nachdem, wie lose oder wie straff er es führt, kommt man schneller oder langsamer unten an. Standard ist schnell, sehr schnell! Christine hat vor dieser Nummer gewaltig Respekt und bittet um "very slowly, please", was natürlich respektiert wird.

 

Um 14 Uhr sind wir zurück in der Marina und schauen bei Reta und Gerd vorbei, die uns gleich auf einen Kaffee einladen. Und auf was für einen. Haben die doch glatt eine Nespresso Maschine an Bord. Auch sonst ist dieser Eigenbau eine wahre Augenweide. Und nicht nur das: Jede Menge sinnvolle Details sind eingebaut. Da das Boot für 2 Personen ausgelegt ist, gibt es auch jede Menge Schränke und Schapps. Wir sind ganz begeistert. Die beiden sind seit 3 Jahren unterwegs und im März über den Atlantik gesegelt, also erst seit ein paar Wochen hier. Im Laufe des Nachmittags entdecken wir noch ein paar gemeinsame Bekannte, wie Eireen und Chris von der Barefeet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Samstag, 2. April 2011, Rodney Bay

 

Um neun Uhr sind wir mit Francis, dem Eigner des Inflatable Shops, gelegen an der Nordseite der Marinazufahrt, verabredet. Als auch um 10 nach 9 noch niemand da ist, bietet sich der freundliche Manager der danebenliegenden Tauchschule an, mal anzurufen. Francis sei unterwegs, und tatsächlich, 5 Minuten später kreuzt er auf. Ein Engländer, Mitte Sechzig, viel Bauch, noch ein Schneidezahn im Oberkiefer. Er bittet uns in seinen Bürocontainer, wo schon ein junges Mädel am Computer hockt. Der Laden macht den Service für alle Arten von Rettungsinseln und verkauft AB Schlauchboote und Tohatsu Außenborder, nimmt auch gebrauchte Dinghies und Motoren in Zahlung. Und er kennt sich aus, die Beratung ist gut. Und das, was wir brauchen, hat er sogar am Lager. Wir entscheiden uns für ein 2,75 m Rib mit Alu-Boden und einen 9,8 PS Zweitakter mit separatem Tank. Der 2-Zylinder-Motor wiegt nur 26 kg, das ist sehr wenig für diese Leistungsklasse. Ein Dinghy mit festem Boden (unseres hat einen aufblasbaren Gummiboden) ist einfach stabiler, verträgt stärkere Motoren und übersteht Strandlandungen langfristig besser. Wenn wir hier also die Möglichkeit für einen Komplett-Wechsel haben, soll uns das recht sein. Die finale Abwicklung ist für Montag vorgesehen.

 

Unser neuer Liegeplatz hier ist wirklich prima und am Nachmittag nutzen wir die nahe Entfernung und schwimmen die 150 Meter zum Strand, laufen an den Hotels und Bars vorbei. Einziger Nachteil hier: Tagsüber düsen die Scooter und Motorboote, die alle Arten von besetzten Gummiflößen schleppen, mit einem Affentempo an uns vorbei. Uns stören dabei weniger die Geräusche, als vielmehr die starken Wellen, die dadurch verusacht werden und die Gipsy vorübergehend zum Schwanken bringen.

 

 

Freitag, 1. April 2011, Rodney Bay, St. Lucia

 

Das Einklarieren hat heute wieder etwas spezielles. Wir sind um 10 Uhr im office. Mittlerweile weiß ich ja schon, von welchem Stapel ich mir die Zettel zum Ausfüllen holen muß und wo ich mir den Kugelschreiber ausborgen kann (beim letzten mal gab es den Kommentar einer netten Dame: "why do captains never carry their own pens"). Weil der dritte Knabe im Bunde, der Zollmensch, heute wohl seinen freien Tag hat, brauchen wir ihm nur den Durschlag ins Fach zu legen. Das Bezahlen fällt flach (hat beim letzten Mal 13 Euro gekostet, allerdings für 4 Personen). Soll uns ja recht sein.

 

Christine geht zur Fußpflege, ich in den shipchandler-Laden, der super sortiert ist und auch Mercury Außenborder führt. Für den 8 PS könnten wir uns ja erwärmen. Im Laden lernen wir ein deutsch/schweizerisches Paar kennen, Gerd und Reta von der Allegra, ein Reinke Eigenbau. Wir treffen die beiden in der Eisdiele wieder, setzen uns zu ihnen und plaudern ein oder zwei Stunden. Dabei stellen wir fest, daß es mindestens 6 gemeinsame Bekannte gibt, angefangen bei Alfred und Karla aus La Gomera, Josefa und Federica von der Hibiscus und Annemarie und Bernhard von der Mariposa. Die Welt ist eben klein. Anschließend fahren wir mit dem Dinghy zur shopping mall um einmal den großen Supermarkt dort in Augenschein zu nehmen. Wir sind von den Socken. Das Angebot ist umfangreicher und besser sortiert als in den Carrefours und Leader Prices auf den französischen Inseln. Da werden wir wohl noch ein paar Dinge einkaufen gehen. Für heute nehmen wir mal ein paar Steaks mit, die Christine später in der Pfanne köstlich zubereitet. Sogar Rosmarin kriegen wir hier endlich mal, und so sind auch die Bratkartoffeln ein  besonderer Genuss.

 

Als wir gegen 17 Uhr an Bord zurückkommen, verlegen wir erstmal an einen neuen Ankerplatz, weil wir doch etwas weit draußen sind und beim Anlandfahren nach Osten einen langen Weg gegen ordentlich Welle haben und dabei ganz schön naß werden. Außerdem gefiel mir auch nicht so gut, daß unser Anker in dieser "Mauer" feststeckt. Wir kriegen ihn da aber ohne größere Probleme wieder raus, ich muß jedenfalls nicht extra tauchen. Jetzt liegen wir ziemlich dicht vorm Strand, südlich der Einfahrt zur Marina. Feiner Sand am Grund, beste Sahne.  Die WLAN Strecke zum Hotel, daß diesen Service gratis bietet, ist noch besser, als vorher. Ist doch prima! Dafür wird es hier nachts wohl etwas mehr Musik zu hören geben, aber das stört uns nicht weiter.