Sonntag, 31. Oktober 2010

 

Nach Mitternacht frischt der Wind auf und erreicht in Christines Wache, so gegen fünf Uhr, seine Spitze mit 30 Knoten. Der Seegang ist entsprechend und unserer Capitana geht es in dieser Schicht mal wieder nicht so gut, trotz der neuen Pillen (allerdings hatte sie nur eine halbe davon genommen, und das war auch schon fast 20 Stunden her). Ich löse sie deshalb etwas früher ab. Später ist dann wieder alles ok. Aus meiner Sicht war es eine tolle Segelnacht, ständig waren die Lichter, meistens von beiden Inseln, Gran Canaria und Teneriffa, zu sehen.

 

Um 13 Uhr laufen wir nach 159 Meilen Fahrt, in San Miguel, ganz im  Süden Teneriffas, in die Marina ein. Die Marineros winken uns von der Pier zu und deuten auf eine Platz mit Moorings, d.h. Heck zur Pier und den Bug an auf dem Grund verankerten Leinen festmachen. Der Wind steht quer aufs Boot und als die Heckleinen schon fest sind, will ich Christine auf dem Vorschiff beim Holen der Leine insofern unterstützen, dass ich mit dem Bugstrahlruder nachhelfe. Und das hätte ich verdammt noch mal nicht tun sollen. Das lange Ende der Leine, welches immer an der Pier befestigt ist, saugt sich durch den Sog-Effekt in das Bugstrahlruder. Ich habe eine kleine, wenn auch geringe Hoffnung, dass es sich wieder rausbringen lässt und die Propeller nicht zerstört sind. Doch diese Hoffnung ist leider völlig unbegründet. Beim Tauchen entdecke ich gleich, dass einer der fünfflügeligen Kunststoffpropeller sämtliche Flügel verloren hat, der zweite hat auch einen verloren. Trotzdem ist es mühsam, die Leine rauszubringen, was aber schließlich gelingt.

 

Die Stimmung ist schlagartig im Eimer. Jetzt ist die Frage, was zu tun ist. Neue Propeller aus Deutschland kommen lassen? Geht sicher, aber wie lange dauert das? Denn die müssen als Päckchen geschickt werden und wenn wir großes Pech haben, bleiben die irgendwo in Madrid beim Zoll hängen. Oder wir versuchen, die hier auf der Insel zu bekommen? Aber wie lange sollen wir da auf die Suche gehen?  Nächste Frage: Kriege ich die alten Propeller unter Wasser von der Welle runter? Das war schon an Land im Frühjahr nicht einfach. Einen Kran gibt es hier nämlich nicht. Bleibt noch die Recherche, wo der nächste aufzutreiben wäre. Irgendwie scheint auch unser 220 Volt Ladegerät eine Macke zu haben. Es lädt nur noch mit 5 Ampere. Na toll! Ausserdem ist die Gummikante am Heck durch den Wasserdruck runtergerissen worden. War mit Sikaflex angeklebt. Auch das lässt sich nur sehr schwer mit dem Schiff im Wasser reparieren, weil das dort nicht trocken zu kriegen ist. Jedenfalls haben wir jetzt erst mal was zu organisieren und der Sinn steht mir im Augenblick jedenfalls nicht nach touristischen Aktivitäten.

 

  

 

 

 

 

Samstag, 30. Oktober 2010

 

Viertel nach sieben aufstehen, frühstücken, seeklarmachen, verabschieden von Gabi und Horst und nochmals von Karla und Dieter. Wie geplant, sogar ein paar Minuten früher, schmeißen wir um kurz vor neun die Leinen los und laufen aus der Marina Rubicon aus. Wir fahren zuerst an der österreichischen Onyx vorbei, von der uns alles Gute für die weitere Reise gewünscht wird, dann an der Nautica und schließlich an der Fair Isle. Gabi und Horst schwenken ihre Heckflagge zum Abschiedsgruß. Dieter ist uns noch auf einen anderen Schwimmsteg nachgelaufen und winkt von dort. Ja, wir haben es schon oft gelesen, dass das Fahrtensegeln auch ein ständiges Abschiednehmen ist. Nun erfahren wir es selbst wieder einmal, wenn wir ehrlich sind, was die Seglerkreise angeht, auf dieser Reise eigentlich zum ersten mal. Mit den Besatzungen der beiden Emder Boote sind wir immerhin 4 Wochen zusammen gewesen, haben vieles gemeinsam unternommen, viele Gespräche geführt und Freundschaft geschlossen. Da fällt der Abschied gar nicht so leicht. Aber vielleicht fahren ja schließlich alle  drei Boote über den großen Teich und dann sehen wir uns in der Karibik hoffentlich wieder.

 

Das Log zeigt nichts an beim Auslaufen. Nachdem wir einige Zeit etwas schneller gefahren sind, gibt die Digitalanzeige zwar plötzlich Werte an, aber zu niedrige. Wir sind ca. 20 Prozent schneller, als angezeigt. Da wir bei wenig Wind unter Maschine fahren, müsste das Speedometer bei 1700 Touren 5,5 Knoten anzeigen. Es sind aber nur gut 4. Auch das Rückwärtsfahren macht es nicht besser. Also mal wieder unters Schiff mit Taucherbrille, den Hafen noch in Sichtweite. Während das gesamte Unterwasserschiff gut aussieht und insbesondere der große Bereich, den ich vor La Graciosa abgeschrubbt habe, noch nichts wieder angesetzt hat, haben sich direkt am und neben dem Laufrad des Logs ein Wust von Algen festgesetzt. Mit der Bürste ist das relativ schnell entfernt, und danach ist auch die Anzeige wieder richtig.

 

Das Segeln ist traumhaft. Strahlender Sonnenschein, Wind zwischen 3 und 5 Bft aus NNE, Raumschotskurs, Fahrt durchs Wasser zwischen 5 und 7 Knoten. Relativ wenig Bewegung im Schiff, weil fast kein Schwell und fast keine Krängung. Zum Abendessen kocht der Skipper Pasta mit roter Sauce und Oliven. In der Dämmerung kommt Gran Canaria bei 37 Seemeilen Entfernung in Sicht. Wenig später sieht man die nächtliche Beleuchtung von Las Palmas.

 

Die Nacht ist wunderschön. Der Wind ist lau und wird gegen Mitternacht etwas schwächer. An Backbord haben wir die ganze Zeit Gran Canaria hell erleuchtet im Blickfeld. Schon am Abend deutet ein schwacher Lichtschein am Horizont Steuerbord voraus, an, dass es da noch eine Insel gibt. Die ersten Lichter von Teneriffa erscheinen gegen 23 Uhr. Da ist sie noch  45 Meilen entfernt.

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 29. Oktober 2010

 

Es hat wieder strahlenden Sonnenschein und am Vormittag regt sich kein Lüftchen. Wir füllen den Steuerbord- und den Mittschiffstank mit Wasser. Jetzt haben wir wieder 400 Liter Vorrat an Bord. Der Vorschiffstank bleibt leer, damit wir vorn nicht so viel Gewicht haben. Mit der langen Kette und dem zweiten Anker im Kettenkasten ist das Schiff vorn eh schon schwer genug. Dann fahren wir mit den Rädern nach Playa Blanca zum SPAR und kaufen ein. Wieder zwei Rucksäcke voll. Dabei ist auch ein Spray gegen Kakerlaken. Wir müssen damit rechnen, dass uns diese Viecherchen auf den anderen Inseln auf den Leib rücken werden.

 

Weil es so warm ist, sehen wir davon ab, noch eine Radtour zur Südwestspitze zum Leuchtturm zu machen. Statt dessen nutzen wir erstmalig den riesigen Swimming-Pool der Marina. Am späten Nachmittag sind wir auf der österreichischen Onyx auf einen Sundowner eingeladen. Annemarie kommt ursprünglich aus Dornbirn, wohnt aber seit langem mit Peter in Salzburg. Karla und Dieter sind auch da und so ist dies gleichzeitig auch eine kleine Abschiedsfeier, die wir auf der Sunbeam 44 begehen, denn wir wollen morgen früh los Richtung Teneriffa. Unser Ziel ist die Marina San Miguel, ganz im Süden der Insel. Die 12 Tage hier in der Marina Rubicon waren toll. Eine Marina vom allerfeinsten, eigentlich die beste, die wir auf dieser Reise kennengelernt haben, dazu mit 20 Euro pro Tag (da sind 10% Trans Ocean Rabatt schon abgezogen) auch die günstigste, in der wir bisher waren.

 

 

 

Donnerstag, 28. Oktober 2010

 

Arbeitstag. Christine macht die große Wäsche. Eine große Ikea Tasche, vollgestopft mit Dreckzeug. In der Marina gibt es zwei große Maschinen und Trockner. Ich beginne mit der Reparatur der Sprayhood. Dort, wo das Tuch unten in der Schiene geführt wird, war der Stoff ca zwei Zentimeter lang eingerissen. Eine schwierige Stelle. Es kommen zwei Lagen Segelreparaturtape drüber, dann noch eine Naht, dann wieder eine Lage Tape. Hoffen wir, dass das hält. Dann schraube ich noch zwei Druckknöpfe ins Schiff, um eine Zugentlastung herzustellen. Das "weibliche" Druckknopfteil war schon im Tuch, nur an Deck gab es kein Gegenstück.

 

Dann widme ich mich den Lederbezügen für die Wantenspanner. Entscheide mich doch für einen Gesamtüberzug über alle drei Wanten. Optisch nicht ganz so toll, aber schneller herzustellen und auch schneller wieder wegzunehmen. Außerdem ist das ganze "luftiger", d.h. nach Seewasserdusche wird das Ganze schneller wieder trocken. Bleibt nur die Frage, wie sich der Überzieher verhält, wenn lose auf die Leewanten kommt. Das alles jetzt für Nichtsegler zu erklären, würde etwas weit führen.

 

Schließlich bastel ich noch einen Abfluss in die Persenning, die zum Wasserauffangen dienen soll. Das Stück ist insgesamt 6 qm groß und kann über dem Cockpit zwischen Sprayhood und Geräteträger aufgespannt werden. Falls uns unsere 550 Liter Wasser einmal zu knapp werden sollten und es regnet, wollen wir damit größere Mengen Nass einfangen.

 

Im Laufe des Tages trifft auch unser Trans Ocean Standerschein nebst Stander ein. Wir können jetzt also unser Auslaufen ernsthaft ins Auge fassen.

 

Zur Belohnung genehmigen wir uns am Abend einen Sundowner in der schönsten Bar innerhalb der Marina. Christine bekommt ihren Irish Coffee, ich meinen Caipirinha. Dabei genießen wir den Sonnenuntergang und haben einen phantastischen Blick auf die Yachten, die so zahlreich vor uns liegen.

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

Mittwoch, 27. Oktober 2010

 

Heute steht eine kombinierte Rad-, Wander- und Badetour auf dem Programm. Wir radeln ein paar Kilometer gen Osten über die Promenade und marschieren dann noch eine gute Stunde zu Fuß, als der Weg steil und geröllig wird, bis hin zur Ostkante und an den Strand, vor dem wir vor cirka 2 Wochen geankert haben, als wir von Puerto Calero kamen. Der Wanderweg führt teilweise direkt über Strandabschnitte, die durch Felsen voneinander getrennt sind, teilweise auch hoch oben über die Klippen, von wo man schöne Ausblicke auf den gelben Sand und das Wasser in den verschiedenen Farbschattierungen – von hellgrün bis dunkelblau – hat. An einem dieser schönen Strände von Papagayo gehen wir schwimmen und legen uns ein paar Stunden in die Sonne.

 

Unsere weiteren Überlegungen gehen jetzt dahin, dass wir wahrscheinlich am Wochenende (vorausgesetzt, der Trans Ocean Standerschein ist bis dahin hier  eingetroffen) nach Teneriffa aufbrechen, dann weiter nach La Gomera fahren und so um den 20. November herum die Kanaren verlassen und Richtung Süden aufbrechen. Ob wir die Kapverden tatsächlich anlaufen, oder wenn alles fein läuft, gleich bis in die Karibik durchfahren, wollen wir auf der Fahrt entscheiden.

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 26. Oktober 2010

 

Vormittags werden sämtliche Karten, die wir nun als schwarzweiß Kopien haben, sortiert, gefaltet und von außen beschriftet. Dann kommt das ganze Paket in das Kartenfach und die Karten, die wir bisher gebraucht haben, wandern nach achtern unter die Betten. Da  ist es schon mal schnell Mittag. Wir fahren mit unseren Rädern durch die Marina und suchen das junge brasilianische Pärchen auf ihrer Planckton (.brwww.planckton.com.br ). Wir haben gehört, dass sie Adapter für Gasflaschen verkaufen wollen, die in der Karibik helfen. Es stellt sich dann heraus, dass das ein Missverständnis war, aber wir schwatzen trotzdem eine halbe Stunde mit den beiden. Sie haben einen 3 jährigen Sohn an Bord, der sich dort sauwohl fühlt. Anfang November segeln sie zurück nach Brasilien. Außerdem schenken Sie uns noch eine Packung Tabletten gegen Seekrankheit. Nochmal was neues. Den Wirkstoff Meklizin haben wir bisher noch nicht ausprobiert.  Danach radeln wir ins Dorf, essen Eis, stöbern etwas im deutschen Buchladen. Am Abend sind wir bei Karla und Dieter eingeladen. Zur Begrüßung gibt es Bowle (auf der Nautica ist das der sogenannte "Ankommer"), später Rotwein. Dazu leckere Spießchen.

 

 

Montag, 25. Oktober 2010

 

Nochmal mit dem Auto nach Arrecife. Wir nehmen alle Papiere mit und wollen endlich offiziell einklarieren. Das gestaltet sich aber schwierig, weil die Hafenbehörde so weit weg ist und wir lange Wartezeiten befürchten. Auf dem Weg dorthin treffen wir den polnischstämmigen Österreicher Edi, der uns anquatscht und erzählt, die Einklarierung brauche man sowieso nirgendwo, es reiche am Ende auch eine Rechnung der Marina. Also drehen wir wieder um und widmen uns unserem anderen Einkaufsprogramm (u.a. Getriebeöl, Deckel für Bratpfanne), während Gabi die von Dieter ausgeliehenen Seekarten der Karibik kopiert. Für uns macht sie  gleich einen Satz mit.

 

Beim Mittagessen in der Nähe unseres alten Ankerplatzes gesellt sich Wolfgang zu uns, der in Arrecife ankert und den Gabi und Horst von Porto Santo her kennen. Er schwärmt von einer Leselampe mit Solarenergie, die bei IKEA zu kriegen ist. Also sind wir kurze Zeit später zu fünft im Corsa unterwegs zum schwedischen Möbelhaus. Jetzt haben wir auch so eine Lampe.

 

Abends an Bord kopieren wir ein paar Spielfilme hin und her. Gabi kommt mit ihrer Festplatte und wir übernehmen von ihnen einige Filme und spielen im Gegenzug einen Teil unserer gesammelten Werke auf ihr Laufwerk. Da das eine ziemliche Zeit in Anspruch nimmt, vergnügen wir uns zwischenzeitlich mit Rotwein, Trockenfrüchten und Erdnüssen.

 

 

 

Sonntag, 24. Oktober 2010 

 

Heute ist noch einmal Teguise angesagt. Hier gibt es sonntags den größten Markt der Insel und Christine will unbedingt hin. Gabi und Horst setzen uns dort ab und schauen sich das Manrique Haus an, dieweil wir über den Markt schlendern. Als ich einen tollen Gastgarten entdecke, aus dem Live Musik ertönt, lasse ich Christine erstmal weiterbummeln und setze mich hinein. Dort ist eine tolle Athmosphäre. In dem kleinen Garten, der von einer hohen Mauer eingezäunt ist, kommen Gitarrenspiel und Stimme des Sängers voll zur Geltung, obwohl keinerlei Verstärkung verwendet wird. Der Bursche ist voll gut drauf und seine gute Laune überträgt sich auf das Publikum. Das Restaurant wird von einer deutschen gemanaged. Kaffee (mit gut gemachtem Milchschaum), Apfelkuchen mit Sahne und Brandy (special offer, alles zusammen 5 Euro) sind von hervorragender Qualität. Als Christine später dazustößt, essen wir noch papas arrugadas con dos mojos, das sind so eine Art Pellkartoffeln, die mit Schale gegessen werden. Dazu gibt es leckere Saucen.

 

Gegen drei sind wir wieder in der Marina und ich beschäftige mich mit dem eingekauften Leder. Die Spi-Baum-Umwicklung hat mir nicht gefallen und bekommt jetzt einen Ledermantel. Zuschneiden, lochen, nähen.  Die Naht sieht fast so gut aus wie bei einem Autolenkrad. Probeweise mache ich aus dem weißen Leder auch schon mal einen Überzug für einen Wantenspanner.  Sieht gut aus, hält wohl auch deutlich länger als irgendein Tape, ist aber ziemlich zeitaufwendig und ich weiß noch nicht, ob ich das allen 8 Wantenspannern gönnen soll.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Samstag, 23. Oktober 2010 

 

Heute sind Christine und ich allein mit dem Corsa unterwegs. Wir fahren wieder durch die Weinfelder. Unser Ziel ist das Manrique Haus. Hier hat der Künstler gelebt und gearbeitet. Jetzt ist es ein Museum. Grundstücksgröße 30.000 qm, Wohnfläche über 1000 qm. Das Haus steht in einem Lavafeld, unter dem Erdgeschoss gibt es Lavablasen, die jeweils Löcher zur Oberfläche haben. Diese kleinen Räume haben oben Öffnungen, durch die Palmen nach oben wachsen. Sie sind durch die Lavakanäle miteinander verbunden. Der Eindruck der gesamten Architektur ist überwältigend und wir sind sehr sehr froh, dass wir hingefahren sind. Überall ist die Natur, sprich in diesem Fall insbesondere der Lavaboden, in die Gebäudegestaltung eingeflossen. Die ausgestellten Bilder von Manrique sprechen uns hingegen nicht so sehr an. Insgesamt finden wir diesen Künstler aber sehr beeindruckend, vor allem auch deshalb, weil er seinen Einfluss geltend gemacht und dafür gesorgt hat, dass es weder große Werbeplakate an den Straßen gibt, noch Hochhäuser an den Stränden. Die Bebauungshöhe ist bis auf ganz wenige Ausnahmen auf 3 Stockwerke begrenzt. Auch die Farbgebung der Häuser auf der ganzen Insel ist einheitlich: Weißes Mauerwerk und grüne Fenster und Türen. Nur an der Küste dürfen diese blau sein. Das alles gibt der Insel ihr unverwechselbares flair.

 

Am Nachmittag fahren wir in den Ort Puerto del Carmen und sind ganz überrascht, wie groß der ist und wie viel Strand, Strandpromenade, Lokalitäten und Domizile es gibt. Wir machen einen Strandspaziergang, trödeln über das lokale Oktoberfest (das einzige, was es nicht gibt, und worauf ich im Rahmen des Oktoberfestes Lust hätte, ist Weißwurst), bevor wir uns schließlich in einem Strandcafé niederlassen und einen Café Americano (schwarz, im Glas) und ein Stück Kuchen bestellen. Der Kuchen ist hervorragend, den Kaffee lassen wir zurückgehen. Der nachgelieferte ist etwas besser, schmeckt aber immer noch leicht nach Seife.

 

Abends große Runde (incl. Nautica) im Cockpit der Fair Isle bei Rotwein und Kleinigkeiten. Es weht ein frischer Wind und mit langer Hose und Pullover ist man gut angezogen. Die Tagestemperaturen sind um die 25 Grad, in der Nacht kühlt es auf 18 Grad ab.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 22. Oktober 2010

 

Heute fahren wir wieder mit Gabi und Horst auf Insel-Erkundung. Wir starten schon um neun, weil wir diesmal ganz in den Norden wollen. Wir fahren zu einem Aussichtspunkt, von wo aus wir einen tollen Blick auf La Graciosa und die Bucht haben, in der wir vor drei Wochen vor Anker lagen. Diesmal liegen nicht nur 19, sondern 30 Boote dort vor Anker.

 

In dem schönen Ort Haria, inmitten des Tals der 1000 Palmen gelegen, machen wir Halt, trinken Kaffee und finden schöne Fotomotive, wie z.B. die riesigen Bougainvilleas vor den weiß getünchten Häusern. Im Haus des Handwerks, in dem wir per Zufall eine Lederwerkstatt entdecken, die Portemonnais und ähnliches in Handarbeit produzieren, sehen wir das Rohmaterial haufenweise in den Regalen liegen und  kaufen ungefähr einen halben Quadratmeter Leder. Die waren total erstaunt und die Preisermittlung war etwas kompliziert. Der Square-feet koste 6 Euro. Ich hab mal einfach 30 Euro angeboten und erwartete, dass bei der Rechnerei ein höherer Preis herauskommt. Ich bekam dann allerdings auf meine zwei zwanziger 15 Euro retour. Gibt's so was! In einem kleinen Geschäft gegenüber – ein mini mini Baumarkt, sozusagen, gab es sogar eine Revolver-Lochzange (ich weiß noch, dass ich die in Feldkirch in der Hand hatte und dann wieder ins Regal gelegt habe). Wofür das Leder? Wir nähen für Christine ein "Jane"-Kostüm. Nein, ohne Flachs: Das Leder soll verwendet werden, um verschiedene Dinge an Bord vor Reibung zu schützen, z.B. den Spi-Baum vor den Wanten. Ersterer ist aus Karbon, zweitere aus Stahl. Eventuell sollen auch die Wantenspanner eingenäht werden.

 

Ein weiteres Highlight des Tages ist der Besuch einer riesigen Höhle, die sieben Kilometer lang  und eigentlich ein Lavakanal ist oder war. Schwach beleuchtet, teiweise sehr eng und niedrig, an anderen Stellen breit und hoch wie ein Dom. Die ganz besondere Akkustik will uns der Guide, der ein hundsmiserables Englisch spricht, am Rande eines großen, 20 Meter tiefen Lochs demonstrieren, das ungesichert ist und wir deshalb besonders vorsichtig sein sollen. Das Loch ist wohl 20 Meter lang und 5 Meter breit und in der Tiefe auch ausgeleuchtet. Es wirkt sehr beeindruckend und ich denke mir noch, wie kann man so was ungesichert lassen, auch wenn der Guide breitarmig davorstand, um niemanden hineinfallen zu lassen. "Psssst", bedeutet er uns, absolute Stille zu bewahren und bittet eine "Assistentin" aus der ersten Reihe, einen Faustgroßen Stein in das Loch fallen zu lassen. Das Erstaunen ist groß bei den fünfzig Besuchern, als ein plätschern ertönt und kreisförmige Ringe auf der Wasserfläche entstehen. Eine perfekte optische Illusion. Das Loch war kein Loch, sondern eine spiegelglatte Wasserfläche, die Decke und Wände reflektierte.

 

Gegen Abend kommen wir am von Manrique angelegten Kaktusgarten vorbei. Wir wollen uns nicht wirklich lang aufhalten und auch keine 5 Euro Eintritt zahlen. Bei einem Blick über die Mauer haben wir ohnehin den besseren Überblick.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Donnerstag, 21. Oktober 2010

 

Morgens mit dem Rad in den Ort Playa Blanca. Christine bekommt endlich ihre kurzen Hosen (gleich drei Stück). Das Dorf ist sehr touristisch. Es gibt jede Menge Klamottenläden und noch mehr Restaurants, alles offenbar auf einem recht hohen Niveau. Nachmittags lesen und faulenzen wir an Bord, abends bummeln wir noch durch die unmittelbare Nähe der Marina. Hier ist alles noch eine Spur edler. Lacoste, Dolce&Gabbana, Boss, usw., jedes große Label ist hier vertreten. Und alles ganz toll angelegt. Wir schauen uns auch die Hotelanlage Gran Melia Volcan an, die ziemlich beeindruckend ist, mit großem Wasserfall über mehrere Stockwerke im Foyer. Toll gemacht, ziemlich nobel und total leer. Wir schätzen, dass diese fünfeinhalb Sterne Residenz derzeit vielleicht zu 10 Prozent ausgebucht ist. Auch die vielen  Restaurants weisen mehr freie, als belegte Plätze auf.

 

Mittwoch, 20. Oktober 2010

 

Heute machen wir uns schon um halb zehn auf den Weg, wieder mit Gabi und Horst im Corsa. Heute "darf" ich fahren. Da wir ganz im Süden Lanzarotes sind, geht es naturgemäß nach Norden, diesmal allerdings östlicher, als gestern. Wir kommen durch ein sehr interessantes Weinanbaugebiet. Um die Reben vor Wind zu schützen, und Flüssigkeit zu sammeln, steht jeder einzelne Rebstock in einer Mulde, die meistens mit einem kleinen Steinwall geschützt ist. Der Anbau ist der zeitaufwändigtste in ganz Europa, dafür liefert eine einzige Rebe 200 kg Trauben. Die Flasche Wein gibt es ab 6 Euro aufwärts.

 

 

Das zweite größere Highlight der Tour ist das Bauerndenkmal von César Manrique, des bedeutenden und überall präsenten Allroundkünstlers dieser Insel. Neben dem Denkmal gibt es ein kleines Museum und exquisite Restauration. Irgendwie erinnert uns das alles an Friedensreich Hundertwasser, auch wenn dessen Stil natürlich ein vollkommen anderer ist.

 

Mittags fahren wir an einen schönen Strand mit vielen Surfern in den Nordwesten der Insel. Baden und etwas schlafen ist angesagt. Von hier aus hat man auch einen prima Blick auf die Isla Graciosa. Trotz der großen Entfernung kann man an den Masten, die in der Sonne glänzen, erkennen, dass in "unserer" Ankerbucht wieder einmal viele Segler liegen.

 

Auf dem Rückweg kommen wir durch Arrecife und nutzen die Gelegenheit, einen Großeinkauf, vor allem Getränke, bei Lidl zu tätigen. Im Geschäft ist es ziemlich voll und 80 Prozent der Kunden sprechen deutsch.

 

Wieder in der Marina, lernen wir noch deutsche und österreichische Segler kennen. Beide sind schon mehrfach über den Atlantik gesegelt, zum Teil auch einhand. Der Einhandsegler schaltet  bei Atlantiküberquerungen seinen Warnsektor im Radar ein und legt sich schlafen. "Alles andere geht gar nicht", meint er.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 19. Oktober 2010

 

Zusammen mit Gabi und Horst nehmen wir uns einen Opel Corsa für 120 Euro die Woche. Heute steht der Nationalpark Timanfaya auf dem Programm. Das ist ein riesiges Gebiet, das mehr oder weniger ausschließlich aus Lavagestein in verschiedensten Formen besteht. Man fährt kilometerlang durch Lavageröllfelder. So weit das Auge reicht, sieht es manchmal aus, wie ein grob gepflügter Acker. Erkunden kann man das Gebiet per Kamel, Autobus, per Auto und auch wandernd. Es gibt Vorführungen, bei denen Wasser in ein Loch in der Erde gegossen wird. 3 Sekungen später kommt mit lautem Knall Wasserdampf heraus. Oder man stopft etwas Gestrüpp in ein Loch im Boden und das Zeugs geht in Sekunden in Flammen auf. Eine Spezialität besonderer Art ist gegrilltes Fleisch, das mit Erdwärme erhitzt wird. Das ganze ist kolossal beeindruckend. Man kann sich die gewaltigen Lavaströme, die sich hier 1730 ihren Weg bis zum Wasser gebahnt haben, sehr gut vorstellen.

 

Auf dem Rückweg machen wir halt und trinken mit Blick auf eine Salinenanlage noch schnell ein Bier.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Montag, 18. Oktober 2010

Es regnet ein paar Tropfen, dabei totale Flaute. Wir frühstücken wie immer an Deck. Das Bimini ist aufgespannt, insofern treffen uns nicht mal die Mini-Mengen an Regen. Wir wollen heute in die Marina Rubicon und deshalb müssen wir erstmal wieder das Beiboot verstauen, was ein mehrstufiger Prozess ist, nämlich: Beiboot aus dem Davit zu Wasser lassen, Motor abnehmen und am Heck festschrauben, Beiboot nach vorn ziehen, in den Topnanten einhängen, heißen, an Deck umdrehen und festzurren.

 

Weil wir auf nur 6 m Wassertiefe liegen, das Wasser so schön klar ist und kein Wind geht, will ich heute einmal versuchen, den Anker ohne die elektrische Winsch, d.h. von Hand, an Deck zu holen. 30 Meter Kette sind draußen, der Meter wiegt 2,25 kg. Also hängen bei 6 m Wassertiefe plus 1,5 Meter Deckshöhe, 7,5 Meter Kette, ergo 17 Kilo an meinen Händen. Ausserdem muss das Boot Richtung Anker bewegt werden, was in diesem Fall mehr oder weniger kreisförmig geschieht. Wegen des glatten Wasserspiegels können wir den Anker nämlich direkt vor unserem Bug liegen sehen. Die Kette bildet fast einen Vollkreis von unserem Bug bis zum Rocna. Ich mache das ganze im Sitzen, die Füße nach vorn abgestützt. Richtig in die Arme und ins Kreuz geht es erst, als der Anker aus dem Grund auszubrechen ist. Ich habe ihn schließlich nach dem Ankern mit 2000 Maschinen-Umdrehungen, das dürfte so ungefähr 30 PS entsprechen,  rückwärts eingefahren, damit er auch schön fest sitzt. Bei einem harten Sandboden verschwindet der Anker dabei fast vollständig im Meeresgrund. Er ging dann schon irgendwie raus, aber nun hingen plötzlich 42 Kilo dran, denn der Rocna wiegt 25. Ich schätze, 10 Meter Wassertiefe wären wohl die Grenze dessen, was man bei diesen Gewichten von Hand bewältigen kann. Vorausgesetzt, es hat keinen Wind, denn in dem Fall müsste Christine mit Motor und Bugstrahlruder jonglieren, um das Schiff über den Anker zu fahren. Keine einfache Übung, wie wir aus Erfahrung wissen.

 

Wir fahren unter Maschine eine Meile gen Norden zur Isla de Lobos. Dort ankern verschiedene Boote und wir wollen uns das dort mal anschauen. Weil die See ruhig ist, fahren wir auf dem Weg dorthin zwei langsame Vollkreise, um unseren Fluxgate Kompass der elektrischen Selbststeueranlage zu kalibrieren, d.h. wieder in Einklang mit dem Schiffskompass zu bringen. Die Vollkreise müssen jeweils mindestens zwei Minuten dauern und dürfen mit maximal 2 Knoten gefahren werden. Warum das Ganze? Der Fluxgate ist ein sensibles Ding und wenn magnetische Teile in seine Nähe kommen, verstellt er sich mit Vorliebe. Dummerweise hat der Hersteller dieses Ding oben im Kleiderschrank eingebaut. Darüber ist eine Ablage und eine 220 Volt Steckdose. Nachdem ich um die  Empfindlichkeit des Kompasses weiß, wird die Steckdose schon nicht mehr benutzt und ich bemühe mich auch, keine metallenen Gegenstände in der Nähe abzulegen. Ob die Verstellung in diesem Fall durch die 100g Ceel Salbe, die ich oben auf den Kleiderschrank gelegt hatte, oder durch Kleiderbügel verursacht wurde, weiß ich nicht. Die Aktion war jedenfalls nach 5 Minuten erfolgreich abgeschlossen.

 

Am Ankerplatz vor der Isla de Lobos entdecken wir ein Segelboot mit österreichischer Flagge. Die erste, die wir seit La Coruna sehen. Das Boot heißt Habibi und an der Registriernummer, die in großen Lettern an den Bug geklebt ist, erkennen wir, dass es sich sogar um eine Vorarlberger Yacht handeln müsste. Wir fahren in dichtem Abstand längsseits vorbei und rufen mal laut "Habibi", weil niemand an Deck ist. Ein älteres Paar, wohl so um die 70, kommt den Niedergang rauf und ist hocherfreut, ein anderes österreichisches Boot zu sehen. Die beiden kommen aus Hörbranz und haben ihr Boot permanent auf den Kanaren. Als nächstes wollen sie nach Marocko. Weil sie auch ein Bananaboot an ihrer Reling spazieren fahren, fragen wir nach ihren Erfahrungen: "Super zum Rudern, zum Motoren besch-eiden". Alles andere hätte uns auch gewundert.

 

Auf dem Weg zur Marina übt Christine mal unter Maschine ein paar Mann über Bord Manöver mit einem Fender, den wir außenbords hauen. Um 15 Uhr laufen wir in die Marina Rubicon ein, tanken ein paar Liter Diesel zu 80 Cent und sind kurz vor vier fest vertäut in diesem alles bietenden Yachthafen. Von hier aus wollen wir uns auch mal ein Auto nehmen und die Insel erkunden.

   

 

 

 

Sonntag, 17. Oktober 2010

 

Die Sonne lacht vom Firmament. Ein laues Lüftchen regt sich, am Morgen ist noch nicht viel los am Strand. Gleich zum Wachwerden geht es erst mal ins glasklare Wasser.

 

Nach dem Frühstück gibt es wieder mal ein Arbeitsprogramm. Erstens: Die Aufhängung des Beiboots verkürzen, damit es im Davit nicht so tief hängt und wir bei wenig Seegang auch mal ein paar Meilen damit fahren können. Zweitens: Zwei Augen (Schlaufen für die Landratten) in die Enden der 16mm Leinen spleißen, die ich als Festmacher in Puerto Calero gekauft hatte. Unsere schwarzen 12 und 17 Meter Leinen sind für das Festmachen in einer Box oft zu lang und unhandlich. Die neuen sind 7 Meter und für die Befestigung an den Heckklampen idealer. Drittens, und das ist heute die bei weitem aufwändigste Geschichte: Unterwanten an beiden Seiten nachspannen. Vor dieser Aktion habe ich  ordentlich Respekt. Die Wanten halten den Mast an den Seiten. Die Unterwanten sind bei unserem Schiff diejenigen, die am meisten aushalten müssen, und daher auch die dicksten. 10 mm Drahtseile mit entsprechend starken Wantenspannern. Als ich vor unserer Abfahrt in Emden das ganze schon mal versucht hatte, musste ich ein 80 cm langes Brecheisen als Hebel einsetzen, um den Spanner drehen zu können. Wenn Edelstahlgewinde fressen, wird es schwierig. Zwar habe ich damals noch ein wenig angedreht, aber nicht ausreichend, denn das jeweilige Leewant schlackert doch schon bei recht wenig Wind. Also soll heute das ganze mal gründlich angegangen und deshalb die beiden Spanner komplett auseinandergedreht werden. Für die Backbordseite brauche ich wieder das Brecheisen. Hoffentlich mache ich mit diesem Riesen-Hebel nicht irgendwas kaputt. Gott sei Dank kriege ich das Ding tatsächlich aufgedreht. Anschließend werden die Gewinde mit Drahtbürste (der Dremel mit einer kleinen Stahlbürste eignet sich für so was hervorragend) gereinigt, seewasserbeständigem Fett eingepinselt, und wieder zusammengeschraubt. Geht wie geschmiert, im wahrsten Sinne des Wortes. Aktion Nummer drei dauert drei Stunden. Bei Gelegenheit werde ich das Ganze wohl auch mit den kleineren, insgesamt 8 Wantenspannern machen müssen.

 

Christine liest wie eine Besessene und verschlingt einen dicken Schmöker nach dem anderen, unterbrochen von Baden, Essen, …usw. Deshalb mag sie heute auch nicht mit an Land schwimmen. Wir sind nur 150 Meter vom Strand entfernt, in drei Minuten bin ich da. Dann probiere ich aus, ob es mit dem Joggen noch klappt und bin dann doch froh, dass ich die Badehose angezogen habe, obwohl ein Teil des Strandes wohl FKK Gelände ist. 20 Minuten laufe ich in teilweise tiefem Sand den Strand entlang. Von der Kondition her ginge es noch weiter, aber ich möchte meinen Knien nicht mehr zumuten. Im Schnellschritt zurück. Ich schwitze ziemlich und bin froh, dass ich zum Schiff zurückschwimmen muss. Das Abendessen schmeckt besonders gut. Es gibt Gnocchi mit einer total guten Pomodorini & Parmigiano Sauce (steht so auf dem Etikett). Als ich unterwegs war, ist eine SMS angekommen, dass Nautica und Fair Isle schon in Rubicon sind.

 

Da es schon um 20 Uhr dunkel ist und wir schon tagsüber so viel gelesen haben, ist heute mal wieder Kino angesagt. Wir lachen uns fast zu Tode bei "Keinohrhasen". Den zweiten Teil, "Zweiohrküken" hatten wir schon mal im Kino gesehen, aber wir finden, das Original ist noch besser.

 

Vorm Zubettgehen bin ich noch mal an Deck und entdecke am Himmel eine Erscheinung, die ich noch nie gesehen habe. In einem großen Kreis um den Mond herum, der vielleicht dem hundertfachen Durchmesser des Mondes entspricht, sieht man einen hellen, diffusen, aber dennoch klar erkennbaren Kreis. Ich trommle Christine wieder aus dem Bett, so etwas hat sie garantiert auch noch nicht gesehen. Dann versuche ich, davon ein Foto zu machen, was naturgemäß schwierig ist, weil dunkel und das Schiff wackelt. Also erstmal den Polfilter runter, dann die ASA auf 1600. Ein paar Versuche ist es wert, Fotos kosten schließlich nichts mehr.

 

 

 

 

 

 

 

 

Samstag, 16. Oktober 2010

 

Dieser Ankerplatz ist uns doch noch etwas zu schaukelig, also machen wir uns nach dem Frühstück auf den Weg nach Süden. Wir segeln am Wind unter Genua, brauchen nicht einmal zu kreuzen und ankern mittags im Norden Fuerteventuras vor einem ewig langen Sandstrand mit zwei Hotels drauf. Nach Norden gibt es Schutz von der Isla de Lobos. Unter uns ist alles weißer, feiner Sand, ein hervorragender Ankergrund. Das Wasser rings um uns herum ist von intensivem Türkis.

 

Zu Mittag essen wir die letzten Avocados, die wir auf Madeira von Doris und Thomas bekommen haben, verarbeitet mit Tomaten zu einem leckeren Salat. Die Zeit vergeht schnell. Es sind schon wieder zweieinhalb Wochen, dass wir Funchal verlassen haben.

 

Es gibt jede Menge wlan's, aber entweder klappt es nicht mit der Verbindung, oder man braucht Zugangscodes. Wir kaufen dann einen Code via paypal. 24 Stunden für 5 Euro. Als Code wird dann aber nur ein Bindestrich geschickt, und der funktioniert dann nicht. Na prima. Bin sicher, dass das Geld aber ordnungsgemäß abgebucht wird.

 

Am späteren Nachmittag fahren wir an den Strand. Es hat eine kleine Brandung und unsere kurzen Hosen werden beim Anlanden wieder ordentlich nass. Nach zweistündigem Marsch sind sie wieder trocken, werden allerdings beim Besteigen des Beiboots noch nasser, als auf dem Hinweg. Macht nix, denn auf dem Schiff können wir uns ja umziehen. Bei der Gelegenheit gehen wir gleich noch eine Runde schwimmen, dann gibt es eine Süsswasserdusche und trockene Klamotten. Beim checken der Telefone ist in der Zwischenzeit doch tatsächlich der code fürs Internet per SMS geschickt worden. Na immerhin! Funktioniert sogar!

 

 

 

 

Freitag, 15. Oktober 2010

 

Gestern abend waren wir noch auf ein Bier bei Karla und Dieter. Heute morgen kaufen wir dann ein paar Lebensmittel ein und wollen am Vormittag auslaufen. In der Marina Rubicon, ganz im Süden Lanzarotes, haben wir ab dem 19. Oktober einen Liegeplatz für ein paar Tage reserviert. Vorher wollen wir noch vor einem schönen Strand ankern, nur zwei Meilen vor der Marina. Die Wetterprognose sagt wenig Wind, also werden wir hoffentlich auch an diesem nicht ganz so gut geschützen, vor allem nach Süden und Westen hin offenen, Strand, gut liegen.

Um halb zwölf fahren wir aus der Box und legen kurz darauf an der Reception Pier in Puerto Calero an, um zu bezahlen. Der Weg zu Fuß hätte wohl 20 Minuten gedauert. Als wir fahren wollen, ist in der "Ausflugschneise" reger Verkehr. Die 13 Worldcup Boote und ein ganzer Haufen anderer Schiffe, die offenbar auch eine Regatta fahren, machen sich alle gleichzeitig auf die Socken.

Wir hatten erwartet, motoren zu müssen, finden aber einen 10 Knoten Südwest vor und sind froh, segeln zu können. Wir müssen kreuzen, aber es gibt Null Schwell und Gipsy läuft wie auf Schienen. Eine Stunde später hat es nur noch 6 Knoten Wind, aber wir sind immer noch mit 3 Knoten unterwegs. Die Segel stehen wie eine Eins, nichts schlägt, die Sonne scheint, die kleinen Wellen plätschern leise am Bug. Christine kann sogar lesen, ohne dass ihr schlecht wird. Währenddessen können wir im Fernglas die 44er beobachten, wie sie um die Luvmarke gehen und die Gennaker setzen. Das ist schon ein tolles Bild vor der kargen Bergkulisse, dem blauen Himmel und den weißen Kumuluswolken.

 

Wir sind heute übrigens allein ausgelaufen. Nautica und Fair Isle haben noch diverse Instandsetzungsarbeiten und ein paar organisatorische Dinge zu erledigen, werden aber morgen oder in den nächsten Tagen nachkommen.

 

Um 1515 fällt unser Anker östlich von Punta Papagayo, der südöstlichen Spitze von Lanzarote vor einem Sandstrand. Eigentlich hatten wir auf der anderen Seite ankern wollen, aber der Südwestwind hat am Nachmittag auf 4 Windstärken aufgebrist und dort war es uns zu kabbelig.

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Donnerstag, 14. Oktober 2010

 

Großer Motorentag. Motoröl, inclusive Ölfilter und Getriebeöl müssen gewechselt werden. Die Materialien hatte ich noch in Emden eingekauft. Bis das ganze Zeugs aus den verschiedenen Stauräumen zusammengesammelt ist, vergeht schon mal eine halbe Stunde. Um an das Öl zu kommen, müssen z.B. jede Menge Lebensmittel umgelagert werden. Ölfilter, Kanister für das Altöl, die Pampers zum Ölaufsaugen und eine ganze Reihe anderer Dinge liegen jeweils an anderen Plätzen im Schiff.

 

 Also, Motor warmlaufen lassen, Öl absaugen (man kann es nicht ablaufen lassen, weil man nicht unter die Ölwanne kommt), Ölfilter abschrauben (was regelmäßig mit einer Riesen Sauerei verbunden ist, weil dieser senkrecht am Motorblock sitzt und man so schlecht drankommt, dass auch an den hingehaltenen Pampers noch reichlich Öl vorbeiläuft. Auch das Getriebeöl wird abgesaugt. Motoröl und –filter sind alle 500 Motorstunden oder einmal im Jahr fällig, das Getriebeöl ist schon nach 200 Stunden dran. Zur Orientierung: Seit unserer Abfahrt im Juli haben wir 160 Stunden motort. Die Entsorgung der 10 Liter Altöl sind kein Problem. Im Marinagelände gibt es zwei gute Entsorgungsstellen, wo man das Zeugs einfach loswird.

 

Heute ist es heiß, die Sonne brennt und kein Wind. Nachmittags Kaffee und Kuchen in großer Runde (mit Nautica und Fair Isle) auf der Gipsy IIII. Dann gibt es endlich wieder internet-Verbindung. Ich sitze bei 30 Grad vorm PC und die Capitana geht schwimmen.

 

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 13. Oktober 2010

 

Heute ist mal wieder Waschtag. Nicht die ganz große Wäsche, aber immerhin zwei Maschinen voll. Ich besorge einen großen CEE Stecker plus CEE Kupplung und fertige eine Verbindung von klein auf groß an, denn an unserem Liegeplatz hier gibt es nur die großen Steckdosen und dafür haben wir bisher keinen passenden Adapter. Man könnte sich hier so was auch ausleihen, aber ich denke, in die gleiche Situation werden wir woanders sicher auch noch mal kommen.

 

Dann basteln wir aus Relingsnetz eine luftige Aufbewahrungsmöglichkeit für Obst und Gemüse und hängen das Ding über der Pantry auf. Zwar haben wir schon im Vorschiff ein Netz, der Weg ist uns allerdings zu lang, und manchmal auch verbaut. Auch hat man da vorne nicht so einen guten Blick drauf. Deshalb haben wir dann doch meistens den Kasten neben der Spüle verwendet, jedoch festgestellt, dass zuwenig Luft hinkommt und die frischen Lebensmittel dort zu schnell faulen oder schimmeln.

 

Am Nachmittag haben wir gerade Kaffee gekocht und sitzen im Cockpit, als uns vom Steg aus ein junger Bursche anspricht. Er sucht eine Mitfahrgelegenheit über den Atlantik, Hand gegen Koje. Der Junge heißt David, ist Holländer und schon seit 2 Jahren hitchhikend unterwegs, u.a. ist er auch bereits einige Zeit auf Segelbooten auf hoher See mitgefahren. Hier schläft er im Schlafsack unter freiem Himmel. Da er weiß, dass die Atlantiküberquerungen erst in 6 Wochen losgehen, will er sich noch einen Job suchen. Wir laden ihn zum Kaffee ein, plaudern eine ganze Zeit und schreiben uns dann seine Telefonnummer und email Adresse auf.

 

Dann schauen wir uns die RC44 Racer an, die hier den Worldcup austragen. Ein österreichisches Team unter Christian Binder ist auch vertreten, wie wir auf aufgestellten Plakatsäulen lesen können. Bei der Wanderung durch den Hafen entdecken wir auch unser "Kriegsschiff" wieder.

 

Am Abend bekommt Christine einen Heiratsantrag. Und das kam so: Wir haben uns für 19 Uhr mit Gabi und Horst im indischen Restaurant verabredet. Das Essen ist hervorragend, der Abend lau, wir sitzen auf der Veranda am Geländer und können so hin und wieder auch mit vorbeiziehenden anderen Seglern, die wir schon mal getroffen haben, plaudern. Wir trinken gerade unseren Kaffee, als Christine heftig gestikulierend, ihren schweren Ring mit dem Türkis-Stein hinter sich durch die Gegend schleudert. Na, wohin ist der jetzt verschwunden? Unter großem Gelächter beziehen wir die hinter uns am nächsten Tisch sitzenden englischen Gäste bei der Recherche gleich mit ein. Anfänglich suchen alle auf dem Boden, danach schauen unsere Tischnachbarn auch noch in ihre Töpfchen mit den köstlichen Saucen, bevor der englische Gentleman den Ring im Ficus Benjamini entdeckt, der als Begrenzung zwischen den Sitzgruppen steht. Mit den Worten "now you have to marry me" überreicht er Christine den Ring.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 12.10.2010

 

Um 9 Uhr laufen Nautica, Fair Isle und Gipsy IIII gemeinsam aus Puerto Naos, Arrecife, in Richtung Puerto Calero, aus. Die 10 Meilen sind in gut 2 Stunden geschaftt, alles unter Maschine, weil sich kein Lüftchen regt.

 

Um kurz nach 11 liegen wir an der Reception Pier. Die Marina macht einen super Eindruck, der sich später bestätigt. Das geht schon damit los, dass sofort jemand auf Kanal 9 antwortet, und zwar in sauberem Englisch. Im Marinabüro sitzt ein sehr freundlicher junger Mann, der auch noch perfekt Deutsch redet. Wir haben Glück. Unsere Dreier Flottille belegt die letzten drei verfügbaren Plätze. Wir werden von lauter Musik begrüßt, weil derzeit ein worldcup Rennen stattfindet, in dessen Umfeld es wohl reichlich Halli Galli gibt. Diese Marina bietet tatsächlich vieles, was wir lange nicht gehabt haben: Schwimmstege mit Strom und Wasser (allerdings haben die hier die großen CEE Stecker, für die wir keinen Adapter haben), Duschen, Waschmaschine, WIFI (was heute leider nicht funktioniert), Restaurants, Boutiquen, chandlery, Supermarkt. Und der Preis ist mit 27 Euro auch angemessen.

 

Nach dem Festmachen in der Box trinken wir gemeinsam mit den anderen vier erstmal ein Einlaufbier in einer Bar. Horst gibt einen aus auf die gelungene Installation eines Tagestanks, den er gestern eingebaut hat.

 

 

 

Montag, 11. Oktober 2010

 

Am Vormittag regnet es, nicht stark zwar, aber doch ein paar Tropfen. Wir lesen bzw. puzzeln mit den Laptops. Gegen Mittag fahren wir an Land. Zunächst besorgen wir Sprit für den Aussenborder. Bisher haben wir nur ca 5 Liter verbraucht. Super kostet unter 1 Euro. Dann stehen verschiedene Besorgungen auf dem Programm. Hier gibt es reichlich Chandleries, also Händler für Bootsbedarf. Auch in Sachen Fischereibedarf könnte man sich hier im großen Stil eindecken.

 

Ein weiteres Ziel ist ein Copy Shop. Dieter hat uns erzählt, dass man dort für wenig Geld Seekarten kopieren kann. Wir bringen unser Anliegen vor und tatsächlich: Man lässt uns in einem dicken Stapel alter Seekarten wühlen und aussuchen. Viele sind von 1987, also hoffnungslos veraltet, aber eine Kopie in Originalgröße kostet nur 2,80 €. Wir lassen insgesamt 13 Karten kopieren, das meiste aus der Karibik und zwei Atlantik-Übersegler. Die Karten sind nur für den Notfall gedacht und da sich die Landkonturen auch in 20 Jahren nicht ändern, reichen uns auch diese alten Schinken. Falls einmal jegliche Elektronik ausfallen sollte, muß der Sextant rausgeholt und astronomisch navigiert werden. Dazu braucht es dann Seekarten aus Papier.

 

Auf dem Rückweg zur Gipsy fahren wir noch bei Karla und Dieter vorbei um auch einmal deren Schiff zu besichtigen. Die Ketsch ist 35 Jahre alt, 12 Meter lang und ein Kurzkieler aus Kunststoff. Sonst erinnert aber sehr viel an die alten kleinen Jongerts, sowohl von der Optik außen, wie auch von der Innenraumgestaltung und Aufteilung. Kein Wunder, stammt doch die Konstruktion aus der gleichen Feder. Besonders gefallen uns der Hecksalon mit großen Heckfenstern, die vielen Stauräume, der geräumige Motorraum mit Werkstatt und die reichhaltige Ausstattung, die im Laufe der 35 Jahre eingebaut worden ist. Von diesem Typ sind nur 7 Schiffe gebaut worden und davon nur diese eine als Ketsch. Und die hatte bisher auch nur diesen einen Besitzer.

 

Der Aussenborder ist noch warm, also wird heute mal der längst fällige erste Ölwechsel durchgeführt, nachdem wir wieder auf unserem Boot sind. Die Beschreibung liest sich ja ganz einfach, aber WIE man verhindern soll, dass beim ablaufen des alten Öls nichts daneben geht, bleibt einem natürlich selbst überlassen. Die Ablassschrauben sitzen jedenfalls nicht so, dass man einfach nur einen Becher drunterzustellen braucht, und fein ist es. Man muss acht geben, dass das Altöl nicht überall am Motor runterläuft und sich die Tropfen über eine größere Fläche an Deck verteilen. So viele Arme hast Du gar nicht, um das alles aufzufangen, wenn erst mal was daneben geht. Schließlich landet aber nur ein einziger Tropfen des Getriebeöls auf meiner abgeschnittenen Jeans. Die ist schon so hinüber, dass diese Veredelung auch nichts mehr ausmacht.

 

 

Am Abend stimmen wir ab, dass wir morgen wieder in der Dreier Flottille auslaufen und die nächste Marina anlaufen. Also packen wir schon mal unseren Gummihund aufs Vorschiff.

 

 

 

 

 

Sonntag, 10. Oktober 2010

 

Sehr ruhige Nacht am Anker. Wir schlafen bis neun Uhr. Um 11 vermeldet Horst, dass sein Motor wieder läuft. Eines der zahlreichen Einzelteile der Diesel-Zufuhr war verdreckt und hatte den Sprit offenbar nur tropfenweise durchgelassen. Aus dem Funkverkehr zwischen Horst und Dieter hatten wir immer wieder mitbekommen, dass die Leitungen des von privater Hand marinisierten PKW-Diesels wohl ein kleines Labyrinth darstellen müssen. Die Freude ist natürlich groß, dass keine neue Kraftstoffförderpumpe eingeflogen werden muß. Das hätte wohl einen Aufenthalt von mehreren Wochen bedeutet.

 

Am Nachmittag erkunden wir zu sechst Arrecife. Die drei Schlauchboote parken wir an der Kaimauer und müssen genug Leine lassen, weil wir bei Hochwasser ankommen und derzeit 3 Meter Tidenhub sind.

 Als wir an Bord zurückkommen, sind die Franzosen wieder bei dem kleinen schwarzen Holzboot in unserer Nähe. Diesmal mit Schlauchboot, er ist im Wasser, mit Taucherausrüstung. Volles Programm, kompletter Neoprenanzug, inclusive Flaschen, Weste, Lampe, denn es wird schon dunkel. Gaby fragt mal nach und erfährt, dass ihnen bei der Aktion gestern ihr Bootshaken ins Wasser gefallen ist. Nach einiger Zeit bringt er ihn tatsächlich mit an die Oberfläche. Tauchen scheint er jedenfalls zu können.

 

 

 

  

 

 

Samstag, 9. Oktober 2010

 

Die Nacht ist ruhig, und morgens hat es Flaute. Von Idylle kann man aber nicht reden, nicht nur wegen der generellen Hafenathmosphäre, der verrosteten Slipanlagen, des 100 to Travellifts in unserer Nähe oder der lauten Motoren, die auf der Westpier rattern, sondern insbesondere durch zwei Uniformierte, die vom nahen Werftgelände zunächst zur Nautica und dann auch zu uns herüberschreien. Hier dürfe man nicht liegen, diese Area sei frei zu halten. Meine Frage nach dem Warum wird nicht beantwortet. Auch die amerikanische Yacht, die hinter uns liegt, versuchen die Beamten mit lauter Trillerpfeife auf sich aufmerksam zu machen. Um halb neun schlafen die aber noch selig und offenbar tief. Die Nautica und die Amerikaner liegen in der "Einflugschneise" der Slipanlagen der Werft, wir auch, allerdings etwas weiter weg. Es gibt zwei Bojen, die offenbar das Gebiet begrenzen, in dem man nicht ankern soll. Wir liegen knapp ausserhalb der Linie zwischen den beiden Bojen. Wir beschließen, dass wir der Aufforderung der Gesetzeshüter insofern folgen, dass wir von unserer Kettenlänge 5 Meter einnehmen, den Anker aber lassen, wo er ist.  Karla und Dieter verlassen aber den Platz, ankern zunächst wieder in unserer Nähe, stellen dann aber fest, dass es hier doch zu eng ist, und platzieren sich etwas weiter draußen.

 

Wir fahren mit dem Beiboot an Land, finden ein Wifi-Café (sogar ohne Gebühr, wir uploaden ein paar Fotos auf die homepage, lesen emails und vor allem lade ich einen windows 7 Treiber für die GPS Maus auf das kleine netbook), trinken dort zwei Cola und verschwinden wieder. In einem Angelladen kaufen wir endlich ein Gaff (wer weiß, ob das wirklich jemals zum Einsatz kommt) und in weiterer Folge erobern wir einen Supermarkt. Als wir mit den Rucksäcken wieder an Bord kommen, machen sich auch die Amis gerade auf die Socken. Hat die Polizei doch tatsächlich nochmal vorbeigeschaut und sie weggescheucht.

 

Christine liest und ich beschäftige mich mit kleineren Arbeiten am Boot (Schamfilschutz am Spi-Baum anbringen und die Beschläge gängig machen; einen Schäkel am Groß-Ausholer umsetzen, weil er den Beschlag verbogen hat; die Toilette hatte ich schon am Morgen repariert), als wir Zeuge eines katastrophalen Ankermanövers werden. Dabei konnte man das Ergebnis schon im Ansatz prophezeien. Ein französisches Ehepaar (so wie die sich anbrüllen, kann das nur ein Ehepaar sein) mit einer Sonate Ovni, ein Aluboot so um die 40 Fuß, ankert ca 10  Meter windwärts vor einem schon dort verankerten kleinen, offenen Holzboot. Die Verwunderung bei den beiden ist groß und lautstark, als sie ruckzuck auf dem Holzboot draufhängen. Dicht dahinter liegt auch noch die Fair Isle. Man beschließt mit großem Lärm, wieder ankerauf zu gehen, stellt dann aber schnell fest, dass der Anker unter der Leine des Holzbootes und der Ankerkette der Fair Isle liegt. Jetzt ist Rollentausch angesagt. Die Dame des Hauses wird ans Ruder beordert, der Skipper eilt aufs Vorschiff. Man hantiert mit Leinen, Fendern (um das Holzboot abzuhalten), Anker, Motor. Alles sehr umständlich. Und sehr laut. Interessant, mitzukriegen, wie so ein Ehekrach in französisch klingt. Mit einem Bootshaken wäre das Problem schneller gelöst gewesen. Nach geraumer Zeit haben sie es dann geschafft und fahren Richtung Vorhafen. So sind wir jedenfalls die Befürchtung los, diese Chaoten zu nah bei uns zu haben. Weiß der Teufel, wie die heil von Frankreich bis hierher gekommen sind.

 

Heute abend sind wir bei Gaby und Horst auf der Fair Isle eingeladen, als kleines Dankeschön für die Schleppaktion gestern. Bevor wir rüberfahren, fummele ich noch mit dem netbook herum, um die GPS Maus im Zusammenspiel mit dem MaxSea Nav-Programm  und den C-Map-Karten ans Laufen zu bringen. Ich bin stolz wie Oscar, als ich nach einer dreiviertel Stunde Erfolg damit habe. Jetzt haben wir ein weiteres, betriebsbereites Nav-System in Reserve und könnten das netbook bei Bedarf sogar im Cockpit benutzen (solange es trocken ist), da die Akkulaufzeiten von 10 Stunden das gut ermöglichen würden.

 

Wir sitzen dann bei Rotwein und kleinen Snacks an Bord der Fair Isle, Karla und Dieter sind auch da. Gesprächsstoff gibt es reichlich und wir können das eine oder andere lernen. Unter anderem wird des längeren das Thema Seekrankheit behandelt. Jeder der sechs Diskutanten hat eigene Erfahrungen damit, aber am ärgsten ist doch Christine davon betroffen. Auch das Relief Band bringt leider nicht den gewünschten Erfolg, zumal die Elektroden aus einem Material sind, auf das Christines Haut schon nach einer halbtägigen Nutzung mit Ausschlag und Juckreiz reagiert, der mehrere Tage anhält. Das ist für uns wirklich mehr als unerfreulich. Sorgen ganz anderer Art haben aber Gabi und Horst, die mit ihrer Maschine vom Dauerpech verfolgt sind. Horst hat auf der Reise bisher kaum einen Hafen oder Ankerplatz genießen können, weil ständig irgendetwas zu reparieren war. Auch in den Jahren vor Beginn dieser Reise haben sie mit ihrem Schiff schon einiges unangenehme erlebt, u.a. ist ihnen das neue, von der Emder Schiffsausrüstung gelieferte Achterstag, bei raumem Wind und mit lautem Knall aus dem unteren Terminal gerutscht. Man hatte den Beschlag mit unzureichendem Druck aufgepresst oder –gewalzt. Sie hatten riesiges Glück, und es ist sicher nur der sehr schnellen und richtigen Reaktion des Skippers zu verdanken gewesen, dass ihnen dabei nicht der Mast runtergekommen oder gar Personenschaden entstanden ist. Als weitere Punkte auf der Havarieliste standen eine gebrochene Welle, Wassereinbruch, größerer Elektrikschaden u.v.m.  Wir sind froh, dass bei uns derzeit keine größeren Reparaturen anstehen und hoffen, dass wir zunächst mal davon verschont bleiben.

 

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 8. Oktober 2010

 

Dieser Tag ist ein ereignisreicher und deshalb gibt es wohl eine lange story. Wie am Vortag besprochen, gehen wir zusammen mit der Fair Isle und der Nautica um 8 Uhr ankerauf. Wir wollen nach Puerto Naos, das ist der Hafen von Arrecife an der Ostseite Lanzarotes.  In der Strasse zwischen La Graciosa und und der südlicheren Insel, hat es Flaute und wir motoren mit Nordostkurs bis zur Nordostspitze Lanzarotes in aller Seelenruhe, angepasst an die Geschwindigkeit des kleinsten der drei Schiffe, der 10,5 m langen Stahlyacht Fair Isle, d.h. mit 4,8 Knoten Fahrt durchs Wasser.

 

Als wir um die Ecke herum sind und auf Südost-, später dann auf Südkurs gehen, haben wir einen 3er Wind von vorn, der bald ein 4er wird. Noch machen wir 4,5 Knoten über Grund und haben ohnehin damit gerechnet, den ganzen Tag Wind von vorn zu haben und also die gesamte Strecke unter Maschine zurücklegen zu müssen. Alle 3 Boote der Flottille sind dicht beieinander. Der Wind wird um 1130 jedoch zu einem 5er. Wir sehen, wie die älteren Konstruktionen der Fair Isle und auch der Nautica sich heftig in den Wellen feststampfen und die Fahrt auf 2,5 Knoten heruntergehen lässt. Bei uns knallt es zwar heftig, aber unsere speed geht längst nicht so stark nach unten, wie bei den anderen. Wir beschließen, statt der Bolzerei gegenan unter Maschine, zu segeln. Also die volle Genua raus und ein Fetzen vom Großsegel. Auf dem Backbord-Schlag gen Osten laufen wir 6, auf dem Steuerbordbug Richtung Insel 7,5 Knoten, weil da die Wellen nicht so vorlich reinkommen. Es knallt trotzdem ganz ordentlich.

 

Mit den anderen sind wir ständig auf Kanal 77 in Kontakt und erfahren so, dass Karla und Dieter auf jeden Fall unter Maschine bleiben wollen. Gaby und Horst setzen dann auch die Segel, aber nur deshalb, weil ihre Maschine ausgefallen ist. Unsere Geschwindigkeit unter Segeln ist doppelt so hoch und der Abstand vergrößert sich rasant. Nach dem ersten kompletten Schlag sind wir auch mehr als eine halbe Meile vor der Nautica, die weiter motort. Wir haben in der einen Stunde fast 4 Meilen Luv gut gemacht. Horst und Gaby unterrichten uns von Zeit zu Zeit über ihre Aktivitäten in Sachen Motor-wieder-in-Gang-kriegen. Wird ja wohl an der Diesel Zufuhr liegen und Horst baut Schläuche und Filter aus und wieder zusammen. Kann wirklich kein Vergnügen sein bei dem Seegang. Der Wind frischt in Böen auf 6 Beaufort auf.

 

Nachmittags um halb drei stehen wir vor der Hafeneinfahrt von Arrecife. Die Einsteuerung ist etwas tricky, man muß einen großen Bogen in einem ausgetonnten Fahrwasser fahren, weil innen Felsen unter Wasser liegen. Im Hafen gibt es keine brauchbaren Piers oder Schwimmstege, aber es liegen schon zig Yachten hier vor Anker. Deshalb ist es gar nicht so einfach, einen freien Platz  zu finden. Wir liegen dann aber nach kurzer Zeit doch an 40 Meter Kette sicher vor Anker und können in Ruhe beobachten, wie die Nautica in den Hafen einläuft und fast eineinhalb Stunden Kreise fährt, um sich letztlich für einen Platz in unserer Nähe zu entscheiden.

 

Zwischendurch immer mal wieder Funkkontakt mit Gaby und Horst, die den Motor zwar hin und wieder zum rennen bringen. Er geht aber nach kurzer Zeit wieder aus. Wie sollen sie bei dem starken Wind in den Hafen kommen? Die Einfahrt ist verflixt eng und in diesem Stück, wie auch im weiteren Verlauf des schlauchförmigen Hafenbeckens,  kommt der Wind genau von vorn. Sie brauchen Schlepperhilfe. Mein Vorschlag, die Fair Isle mit unseren beiden Schlauchbooten, Dieter hat 5 PS, wir 2,3 PS, reinzubugsieren oder zu schleppen, wird von Dieter verworfen. Er meint, bei den 20 Knoten Wind hätten wir keine Chance, und wahrscheinlich hat er da auch recht. Also fahren wir mit unserem Schlauchboot zur Pier. Dort liegt ein Rettungskreuzer und ein paar Lotsenboote. Irgendjemand dort wird ja wohl die beiden reinschleppen können. Aber es ist niemand an Bord, auch auf Kanal 16 antwortet weder eine Port Control, noch eine Seenotrettung. Ich hatte extra mein UHF-Handy mitgenommen, aber es taugt in diesem Fall nur dazu, der Fair Isle den Stand unserer Bemühungen mitzuteilen. Dieter marschiert sogar zum Gebäude der Salvamento Maritimo, aber auch dort ist am Freitag Nachmittag kein Mensch anzutreffen. Also mache ich den Vorschlag, dass wir mit der Gipsy IIII wieder ankerauf gehen, der Fair Isle entgegenfahren, und sie reinschleppen.

 

Wir hängen unser Schlauchboot samt Motor in unseren (Windgenerator-) Davit, nehmen den Anker aus dem Grund und düsen los. Draußen vor der Hafeneinfahrt steht eine deutlich höhere Welle, als noch vor zweieinhalb Stunden. Wir sehen Horst und Gabi und fahren ihnen entgegen, aber die eineinhalb Meter hohe Welle lässt uns stark schlingern und donnert unter unser hängendes Schlauchboot, dass durch die Wucht in die Höhe geschmissen wird und dann wieder in die Aufhängung (4 mal 4 mm Flaggenleine) knallt. Mein Gott. Das Ding muss dringend fixiert werden. Es hängt nur oben und an der Vorleine und bei den Schlägen von unten dreht sich das Boot in alle Richtungen. Wir drehen hinter der Fair Isle auf deren Kurs und müssen richtig Gas geben, um sie einzuholen, denn bis zur Einfahrt ist es nicht mehr weit und schon unter Top und Takel fahren die mit 3 Knoten auf die Felsen neben der Einfahrt zu.

 

Das Schlauchboot knallt immer noch auf und ab. Da darf jetzt nichts reißen. Erstens möchten wir ungern einen Schaden am Beiboot oder unserem Geräteträger erleiden, zweitens könnten wir selbst in arge Probleme kommen, wenn gerissene Leinen in die Schraube kämen. Denn der Wind würde uns ruck zuck auf die Felsen schmeißen, die gar nicht so weit weg sind. Ich übergebe Dieter das Ruder und versuche, das Schlauchboot seitlich anzulaschen. Christine setzt die Vorleine des Bootes auf der Mittschiffsklampe dichter. Die Wellen hauen immer noch darunter, aber es kann sich nicht mehr drehen und auch nicht mehr so hoch geschleudert werden. Ich übernehme das Ruder wieder und wir gehen in 2 Metern Abstand an der Fair Isle vorbei. Wir haben eine 30 Meter schwimmfähige Leine vorbereitet und Dieter wirft diese der Fair Isle an Deck, als wir auf gleicher Höhe sind. Es wird nochmal kurz gefährlich, weil die beiden Schiffe sich mit den Wellen im Nacken plötzlich ganz nah kommen. Mit einer harten Ruderlage kann ich gerade noch verhindern, dass unser Heck in das Stahlschiff kracht. Es fehlten nur noch 20 Zentimeter. Die Leine wird fixiert, wir überholen und sind auch schon bei der Einfahrt, in die wir 90 Grad nach Backbord abbiegen müssen. Da war aber auch gar nichts an Zeit über!

 

Wir schleppen mit dreieinhalb Knoten Fahrt und bringen die Fair Isle zu einem Platz, wo sie ihren Anker fallen lassen können. Die Schleppleine wird losgeschmissen und wir wollen unseren vorherigen Ankerplatz 70 Meter weiter windwärts wieder einnehmen, müssen jedoch feststellen, dass dort gerade eine dänische Yacht ihren Anker zu Wasser lässt. Wir machen uns lautstark (wegen des Windes und der Entfernung) bemerkbar und bekunden, das sei unser Ankerplatz, den wir vor einer halben Stunde verlassen hätten, um Hilfestellung zu leisten und den wir jetzt wieder beanspruchen wollten. Sie folgen der Aufforderung nur widerwillig ("that doesn't count, fuck you"), holen ihren Anker aber tatsächlich wieder raus, nachdem ich ihnen noch einmal den Sachverhalt erklärt habe. Wir bedanken uns und liegen um kurz vor 18 Uhr wieder an der gleichen Stelle, wie zuvor.

 

Horst meldet, sein Anker halte nicht und schliere. Ob wir mit dem Beiboot rüberkommen könnten, um eine Leine zur 50 Meter entfernten Pier zu bringen. Ja, machen wir. Als wir mit dem Schlauchboot bei ihnen sind, gibt es aber andere Überlegungen. Mehr Kette stecken und zweiten Anker ausbringen. Mittlerweile fasst auch der erste Anker, allerdings liegen die beiden jetzt im Fahrwasser. Eine Stunde später kommt dann ein Lotsenboot vorbei und schleppt die beiden an einen anderen Platz. Nun liegen alle drei Boote wieder in einem 100 Meter Kreis. Draußen pfeift es nach wie vor, aber Seegang gibt es hier keinen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Donnerstag, 7. Oktober 2010

 

Wir haben gerade das Frühstück beendet und sind beim Abwasch, als wir einen Aussenborder hören und gerufen werden. Der Typ von Ragin Cajun, ein knallgelbes Stahlschiff aus Canada, das schon in Madeira unser Ankernachbar war, hält in seinem Beiboot neben uns und berichtet, dass er von dem Captain des "Kriegsschiffs" (das ist ein 20m Alu-Motorboot ohne Farbe drauf, das schon hier lag, als wir ankamen und im Profil und von der Farbe her wie ein Schnellboot der Navy aussieht) erfahren hat, dass der Orkan, der seit Tagen im Norden bei Kap Finisterre tobt, ab Morgen 4 Meter hohe Wellen in unsere Ankerbucht schickt. Auf dem "Kriegsschiff" hätten die "weather software, which is very sophisticated, including wave modelling" . Er wolle nur allen hier ankernden diese Information zukommen lassen. So fährt er also von Boot zu Boot.  Ist doch ein netter Zug.

 

Ich versuche, mit unseren Mitteln einen aktuellen Wetterbericht, d.h. die gribfiles aus der amerikanischen Datenbank, runterzuladen, was etwas mühsam ist, aber schließlich gelingt. Auch in diesem Modell werden Wellenprognosen abgegeben. Tatsächlich sind 5 Meter hohe Wellen in der Gegend hier angesagt, allerdings erst für Samstagnacht,  und die Richtung wird nicht angegeben. Das heißt, wir können nicht sagen, wie hoch diese hier in die Bucht hineinlaufen werden.

 

Karla und Dieter sind schon bei Gaby und Horst an Bord. Christine will auf der Gispy IIII bleiben und lesen, aber ich setze mich ins Schlauchboot und fahre auch rüber, um meine Informationen beizusteuern. Verschiedenen Optionen werden diskutiert. Natürlich kann man auch eine 3m Welle hier in der Bucht ausreiten. Der Ankergrund ist super, unser Ankergeschirr hervorragend, und ich hätte keinerlei Bedenken, dass wir hier schön an unserem Fleck liegen bleiben würden. So ein Tanz auf der Welle, die hier wahrscheinlich kurz vorm Brechen sein würde, ist aber äußerst ungemütlich und zum Schlafen kommt man dabei bestimmt nicht. Andererseits sind wir jetzt schon den fünften Tag hier, und wenn es auch schön ist, wollen wir doch alle irgendwann weiter. Warum also nicht morgen? Wir beschließen, dass wir morgen in einer Dreier-Flottille an der Westseite von Lanzarote südwärts fahren. Wahrscheinlich können wir am Anfang segeln, später werden wir wohl motoren müssen, weil der Wind aus SW kommt. Eventuell fahren wir auch nur ein paar Meilen und gehen im Nordwesten von Lanzarote vor Anker.  Ankerauf um 8 Uhr. Dann kommt noch Lars aus Schweden von seinem Schiff herüber und steuert zusätzliche Informationen bei. Sie seien gestern hereingekommen, draußen habe es 5 m Wellen gehabt, aber hier in der Bucht sei doch davon nichts zu merken. Sie würden jedenfalls noch bleiben.

 

Diese Zusammenkunft hat dann auch noch das positive Ergebnis, dass ich mir nun schenke, das restliche Viertel des Unterwasserschiffs zu säubern. Dieter meinte nämlich, der schleimige Bewuchs sei doch super, dadurch würde das Boot eher schneller und ich brauchte keine Bedenken zu haben, dass daraus hier in dieser Gegend mehr würde. Er wird es ja wohl wissen, denn die beiden sind schließlich schon drei Jahre in den Kanaren gesegelt. Jedenfalls kann ich mir so später auch gut den Unterschied zwischen gesäubert und nicht gesäubert ansehen.

 

Heute findet ein reger Wechsel der Boote um uns herum statt. Das "Kriegsschiff" hat sich verzogen (deren englischer Skipper übrigens ein bekannter Autor in Sachen "navigate around the world" sein soll, quasi ein zweiter Jimmy Cornell. Dieser ältere Knabe fuhr neulich mit seinem mit halben Autoreifen bestückten Alu-Beiboot übrigens ganz dicht an uns heran und fotografierte ganz emsig unser Heck von der Backbord Seite. Als ich fragte, was ihn da so interessiere, kam er näher und meinte, unseren Davit für das Beiboot finde er ja "fascinating", womit er den Ausleger des Windgenerators meinte, an dem seit zwei Tagen unser Beiboot hängt), die Franzosen mit den 3 Kindern sind weg, und noch einige andere. Dafür sind reichlich neue Boote gekommen, u.a. zwei kleine, ungefähr 8,5 m lange Boote aus Norwegen und Dänemark. Interessant überhaupt, dass wir neben Engländern, Franzosen und Deutschen auch sehr viele Schweden und Norweger sehen, dagegen so gut wie keine Italiener, Griechen und Türken. Auch Spanier und Portugiesen sind schwach vertreten.

 

Weiter zum Strand hin liegt ein kleines gelbes Stahlschiff aus Schweden, auch wohl nur um die 9 m lang. Gaby erzählte, dass damit ein 70 jähriges Paar unterwegs ist, das schon fast überall auf dem Globus war und seit 1980 segelnd die Welt erkundet. Low Budget, hin und wieder mal arbeiten, sonst easy living. Jetzt sei ihre Pension zu klein, um in Schweden leben zu können, aber auf dem Boot ginge es ganz gut.

 

Zum Thema Ankerplatz auch noch folgende Anmerkung: Das Bild ändert sich nicht nur durch die verschiedenen Boote, die kommen und gehen, sondern auch durch die Windrichtung. Wenn der Wind um 180 Grad dreht, was auch gerne mal über Nacht geschieht, liegen Deine linken Nachbarn plötzlich rechts von Dir, und diejenigen, die vor Dir  lagen, sind jetzt achteraus. Auch die Entfernungen verändern sich dann etwas, denn in Abhängigkeit von der Wassertiefe, dem Ankergeschirr und dem Sicherheitsbedürfnis der Skipper, steckt jeder eine andere Kettenlänge. Im ungünstigen Fall hängt man dann plötzlich sehr dicht beieinander oder stößt sogar zusammen.

 

Dieweil ich hier vor dem Laptop sitze und texte, verschlingt die Capitana ein Buch nach dem anderen. Die mehrfach geäußerten Bitten (und die wir beide sehr wohl registriert haben), sie solle doch mal wieder selbst im Original etwas von sich geben, müssen ob ihrer Erfüllung wohl noch etwas warten.

 

 

  

 

 

 

 

Mittwoch, 6. Oktober 2010

 

Wir stehen zeitig auf und machen uns um 9 auf den Weg Richtung Ort, den kleinen Laptop im Rucksack. Das Internet Café hat geöffnet und wir buchen gleich mal 2 Stunden a 3 Euro für WLAN- Anschluss und noch mal eine Stunde am lokalen PC für Christines emails, so dass wir parallel arbeiten können. In den zwei Stunden bekomme ich tatsächlich die homepage mit 30 Bildern aktualisiert und kann auch die meisten emails beantworten. Die eine Stunde, die wir dann noch nachkaufen, ist für die Katz. Das Netz ist derart langsam, dass überhaupt nichts vorwärts geht. Dafür kann man guten Gewissens eigentlich kein Geld verlangen. Das Café ist aber mittlerweile so gut besucht, dass vermutlich die Leitung schlicht und einfach überlastet ist.

 

Gegen Mittag trudeln dort auch unsere nachbarlichen Ankerlieger aus Emden, Dieter und Karla, sowie Gaby und Horst ein, die den Weg per Beiboot und Außenborder gemacht haben, ein. Das gibt Gelegenheit für einen weitern Klönschnack unter Norddeutschen.

 

Am Nachmittag nehme ich mir die Backbordseite des Unterwasserschiffs vor, habe aber nach einer halben Stunde genug davon und hebe mir den Rest für morgen auf. Danach verbringe ich einige Stunden damit, Max-Sea und  C-Map Karten (Navigationsprogramm) auch noch auf dem kleinen notebook zu installieren. Das funktioniert tatsächlich, nur die GPS Maus, die die Positionsdaten einfüttern muss,  kriege ich nicht zum Rennen, was wahrscheinlich daran liegt, dass die mitgelieferten Treiber nur XP und Vista, aber noch kein Windows 7 kennen. Muss ich halt auf den nächsten Internet Anschluss warten und hoffen, dass auf der Holux homepage ein Treiber heruntergeladen werden kann.

 

Der Abend wird wieder einmal sehr  nett und kurzweilig. Wir haben Gabi und Horst von der Fair Isle zu uns eingeladen, die zwei bis drei Jahre unterwegs sein wollen und noch dabei sind, ihre genauen Ziele festzulegen. Wir können uns über mindestens eine Handvoll gemeinsamer Bekannter aus Emden und darüber hinaus über tausend andere interessante Dinge im Zusammenhang mit dem Leben auf dem Wasser austauschen. Ihr Boot war mir schon im Emdener Stadthafen einmal aufgefallen und liegt jetzt cirka 50 Meter von unserem entfernt. Als sie mit dem Schlauchboot zu uns gerudert kommen ruft Christine ihnen zu, die paar Meter hätten sie ja auch zu Fuß kommen können. Vielleicht, aber das Wasser hätte ihnen dabei nicht nur bis zum Hals gestanden. Bei ein paar Flaschen Wein haben wir jedenfalls einen sehr kommunikativen Ausklang des Tages im Cockpit. Es ist warm genug, dass wir kurzärmelig bis Mitternacht draußen sitzen können.

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 5. Oktober 2010

Kein Feier- sondern – zumindest teilweise – Arbeitstag. Nach einem ausgiebigen Frühstück nehmen wir uns mal wieder die Edelstahlteile vor. Erst mit Süßwasser abwaschen, dann polieren. Damit kriegt man die leichten Rostansätze gut weg. Um die Schrauben und Muttern herum, wie auch zur Bearbeitung der Schweißnähte, eignen sich hervorragend ausrangierte Zahnbürsten. Nach eineinhalb Stunden haben wir das meiste erledigt.

 

Während Christine die Geburtstagstorte herrichtet, teste ich mal unseren Schwenkarm des Windgenerators als Davit für das Beiboot. Wenn es nicht im Wasser schwimmt, sondern in der Luft hängt, kann sich nicht so leicht Bewuchs ansetzen, wie wir das in Madeira erlebt haben. Auch auf die angeklebten Schleppösen kommt nicht so viel Ruckbelastung. Mal sehen, ob sich das bewährt.

 

Über Nacht sind übrigens zwei Yachten angekommen, die wir schon von Madeira kennen. Das französische Boot mit dem Ehepaar und den drei kleinen Kindern, die in Funchal im Hafen hinter uns lagen, liegt jetzt wieder dicht bei uns. Die fünfköpfige Familie will auch um die Welt segeln. Wie wir aus einem Gespräch mit dem netten Skipper wissen, werden die Kinder (zwischen fünf und zehn Jahre alt) durch die Eltern an Bord unterrichtet. Das sei in Frankreich kein Problem.

 

Nachmittags um 4 steigen wir auf den Hausberg unserer schönen Ankerbucht, cirka 200 Höhenmeter sind es, die wir hoch müssen. Der Weg führt zunächst über knöcheltiefen Sand, dann über Steine und den größten Teil der Strecke über Lava-Schotter, der teilweise recht tief ist und die kleinen Steinchen immer wieder in unsere Wandersandalen befördert. In einer halben Stunde sind wir oben und werden mit einer grandiosen Aussicht über die gesamte Insel belohnt. Wir sehen auch fast ganz an der Westküste Lanzarotes hinunter und im Norden fällt der Blick auf mehrere, sehr kleine, vorgelagerte Inseln, an denen sich die Wellen weiß brechen. Vor dem Aufstieg wurden wir Zeuge, wie das Beiboot eines Tourismusbootes die Leute vom Strand wieder für den Heimweg aufgesammelt hat. Für den Ausflug an den beach hatten die Organisatoren doch glatt eine Hüpfburg und allerlei sonstige Spielsachen an den Strand gebracht, extra angeliefert durch ein separates Motorboot.

 

Für den Abend laden wir Karla und Dieter von der Nautica, die 50 Meter neben uns ankern,  zu uns an Bord ein. Die beiden haben ihr Schiff schon über 30 Jahre und sind damit seit 10 Jahren unterwegs, unterbrochen jeweils nur durch 4 Wochen Heimaturlaub pro Jahr. Wir erfahren sehr viel interessante Neuigkeiten über die Kanaren, die Karibik und Atlantiküberquerungen und haben einen sehr netten und unterhaltsamen Abend.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Montag, 4. Oktober 2010

 

Nachdem wir gestern Abend eine große Portion Rühreier mit Zwiebeln und kleingeschnittenen Würstchen verputzt und ein paar Glas Rotwein bei Kerzenlicht im Cockpit genossen hatten, sind wir schon um 9 ins Bett und haben 12 Stunden gepennt, und zwar in aller Ruhe. Nichts hat geschaukelt, geplätschert, geklatscht. Weder Motorengeräusch noch Schräglage. Eine himmlische Nacht.

 

Der heutige Tag beginnt mit Arbeit. Christine macht das Boot von innen und in der Plicht sauber, ich schrubbe den Kahn von unten mit der Handbürste. Der erste halbe Meter unter der Wasserlinie ist natürlich kein Problem. Da kann man permanent durch den Schnorchel Luft holen. Der Rest der 40 Quadratmeter Unterwasserfläche ist aber nur tauchend zu erreichen. Was ich da abbürste, ist ein dünner, schleimiger Bewuchs, der sich noch relativ leicht entfernen lässt. Er soll jetzt runter, so lange er noch so dünn ist und mit einfachen Mitteln wegzubringen ist. Man muss allerdings drei- bis viermal über jede Stelle drüber und durchaus Druck ausüben. Rein technisch ist das gar nicht so schwierig, weil der Auftrieb diesmal hilft. Mit dem Bauch nach oben kann man sich mit der linken Hand gut auf Abstand zur Bootswand halten und mit der rechten schrubben. Ich habe es nicht gemessen, aber ich schätze, dass ich mit einmal Luft holen vielleicht eine Minute oder knapp darunter unter Wasser bleiben kann. Damit mir nicht zu kalt wird, habe ich die Neoprenjacke angezogen (die übrigens zu Surfzeiten angeschafft wurde und mittlerweile 30 Jahre alt ist). Dennoch bin ich nach einer Stunde ganz schön erledigt und als ich wieder an Deck bin, merke ich auch, dass mir doch irgendwie kalt ist. Immerhin habe ich 60 Prozent der Fläche geschafft. Der Rest soll in den nächsten Tagen fertig werden. Bin gespannt, wie oft ich diese Prozedur wiederholen muss. Das Boot ist jetzt 5 Monate im Wasser, aber ich nehme an, dass die Frequenz höher sein wird, weil der Bewuchs in wärmeren Gegenden erheblich schneller voran schreitet.

 

Gegen Mittag fahren wir mit dem Gummiboot an den Strand und müssen bei der Landung auf das scharfkantige Lavagestein Acht geben. Dann machen wir uns auf die Socken Richtung Ortschaft. Wir gehen den ganzen Weg am Strand entlang, der zeitweilig von steinigen Strecken unterbrochen ist. Nach 40 Minuten sind wir am Rand des Dorfes.

 

Der Ort besteht ausschließlich aus weißen Häusern. Alle mit blauen Fensterrahmen und Türen. Es gibt einen kleinen Hafen, ein paar Restaurants und zwei Supermärkte, in denen wir einen rucksackvoll Obst einkaufen. Blöderweise haben wir unser kleines notebook vergessen, denn an unserem Ankerplatz gibt es kein wlan und wir würden doch gern mal emails abrufen und die homepage pflegen.

 

Mit Blick auf den Hafen essen wir zu Mittag Fisch, und zwar erstens reichlich, und zweitens eine Fischart, die es nur hier in La Graciosa und in Lanzarote gibt. Leider sind wir beide nicht gut darin, uns die Namen von solchen Dingen zu merken. Jedenfalls haben wir beide ein großes, ganzes Exemplar auf dem Teller, so dass unser Eiweißbedarf für heute mit Sicherheit gedeckt ist.

 

La Graciosa ist sehr klein, nur 6 mal 3 Kilometer und beherbergt nur ca 250 Einwohner. Es gibt keine asphaltierten Strassen. Alles ist Sand und die paar Autos, die rumstehen oder rumfahren, sind Jeeps mit Allradantrieb. Wenn die Häuser nicht weiß getüncht und aus Stein, sondern aus Brettern wären, würde ich sagen, es sieht aus wie im Wilden Westen. Um halb fünf sind wir wieder an Bord und brauchen dringend ein Bad und was Kaltes zu trinken. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sonntag, 3. Oktober 2010

Wir können die ganze Nacht hindurch segeln, meistens mit Vollzeug hoch am Wind, Schoten an Steuerbord. Dabei schwankt die Windstärke zwischen 5 und 15 Knoten, was sich erheblich auf die Schiffsgeschwindigkeit auswirkt: Mal 2,5, mal 7,5 Knoten durchs Wasser. Unterm Strich kommen wir aber sehr gut voran. Im Morgengrauen liegen Graciosa und Lanzarote mit ihrem bergigen Relief 20 Meilen vor uns gut sichtbar am Horizont. In der Dunkelheit war kein einziges Leuchtfeuer auszumachen gewesen.

Unseren 3 Stunden Wachrhytmus haben wir so beibehalten, wie bisher, d.h. Christine hat die Wache von 9 bis 12, ich dann von 12 bis 15 Uhr, und so weiter. Derzeit ist es um 20 Uhr dunkel, und um 8 Uhr wieder hell. Das Morgengrauen beginnt cirka um 7 Uhr. Alles in allem haben wir also die Hälfte der Zeit Nachtwache.

In der Morgensonne schwirrt plötzlich eine Libelle über unsere Gipsy und klammert sich an das Achterstag. Wir sind 15 Kilometer von den Inseln entfernt. Das Tierchen wird wohl froh sein, uns hier draußen gefunden zu haben, denn das hier kann ja wohl nicht sein Lebensraum sein und auf dem Wasser landen ist tödlich, wie wir von unseren Beobachtungen auf unserem Teich in Alland wissen.

Die letzten 1,5 Stunden müssen wir doch noch motoren. Graciosa liegt von hier aus gesehen vor Lanzarote. Die Erstere hebt sich im Gegenlicht als niedrigere Silhouette vor der höheren und größeren Insel ab. Die Bucht, in der wir ankern wollen, liegt hinter einer flachen Landzunge, so dass wir schon ein paar Meilen vorher im Fernglas einige Masten von Segelyachten erkennen, die dahinter liegen. Obwohl wir jetzt Flaute haben und kaum noch Schwell, gibt es auf der Westseite der Insel reichlich brechendes Wasser mit viel Gischt und Schaum.

Um 11.45 liegen wir am Anker. 7,5 m glasklares Wasser. Der Sandgrund ist gut zu sehen. Außer uns sind schon 16 Boote hier, davon sind zwei Katamarane und eine Motoryacht. Bis auf das leise Rauschen der Brandung auf der anderen Seite der Landzunge ist es totenstill. Am 300 m entfernten Strand ist kein Mensch, das Wasser ist spiegelglatt und die Sonne brennt vom Himmel. Jetzt geht's erstmal ins kühle Nass!

Am Nachmittag ist Arbeitsprogramm angesagt. Ich tauche unters Schiff und befreie den Verstellpropeller und die beiden Bugstrahlruderschrauben von den ersten Seepocken und Bewuchs, der sich angesetzt hat. Mit einem Malerspachtel geht das, jedenfalls bei der Hauptschraube, ganz gut, aber für jedes der drei Blätter braucht es doch 4 Tauchgänge. Dann schrubbe ich mit einer Handbürste auch noch das Ruder vom Bewuchs sauber. Störend ist vor allem der Auftrieb. Man wird immer unters Schiff hochgetrieben. Nach einer halben Stunde bin ich ganz schön fertig, aber in den nächsten Tagen soll das ganze Unterwasserschiff gereinigt werden. Mit der Bürste lässt sich der schmierige Algenbewuchs jetzt noch relativ leicht entfernen. Im Anschluss an meine Aktion bearbeitet Christine dann schwimmend den Wasserpaß, an dem sich auch schon viele Algen und Dreck angesammelt haben.

Am Abend laufen zwei Yachten aus Emden ein und wir tauschen uns kurz über gemeinsame Bekannte aus. Es sind Horst und Gabi mit der Fair Isle und Dieter und Frau mit der Nautica. Dieses Schiff war uns schon im Hafen von Porto Santo aufgefallen. Mit einem wunderschönen Strandspaziergang beschließen wir die Aktivitäten des heutigen Tages.

 

 

 

 

 

Samstag, 2. Oktober 2010  

Der Wind hält länger durch, als erwartet und wir schaffen mit 152 Seemeilen ein neues Rekord-Etmal. Kurz nach Mittag wird er jedoch deutlich schwächer und die Speed sinkt unter 4 Knoten.

Die weiteren Erfahrungen mit dem Relief Band sind so la la. Es ist jedenfalls kein Allheilmittel, das ist schon mal klar.

Nachmittags um 3 ist der Wind so weit verschwunden, dass wir nur noch mit einem Knoten durch die Gegend torkeln, und das auch noch in die falsche Richtung. Wir wollen nach Südost, aber genau da kommt das bisschen Wind her. Also Motor an. Hoffentlich müssen wir die letzten 100 Meilen nicht so fahren.

Wir haben übrigens eine tolle neue Methode ausprobiert, bei Krängung oder schlingern besser schlafen zu können. Wir legen uns quer zur Schiffsrichtung in unser Doppelbett, den Kopf nach Luv. Bei der Breite unserer Koje von 1,90 m geht das bei unseren Größen wunderbar. Die Bewegungen um die Längsachse des Schiffes sind fast immer stärker, als die um die Querachse. Auf diese Weise bremst die ganze Länge des Körpers das Rutschen in die eine oder andere Richtung ab und man rollt nicht ständig hin und her. Das empfinden wir als großen Fortschritt und das ein- und aussteigen geht auch noch einfacher.

 

 

Freitag, 1. Oktober 2010

Nach einem tollen Sushi-Essen mit Doris und Thomas am gestrigen Abend haben wir noch eine ziemlich wackelige Nacht am Anker verbracht und uns dann doch entschlossen, Richtung Graciosa zu starten. Für heute sind 13 Knoten Wind aus Nordost angesagt, und die wollen wir erst mal mitnehmen. Morgen soll es abflauen.

Um 9 Uhr holen wir den Anker aus dem Grund und motoren los, denn zunächst mal regt sich kein Lüftchen. Erst als wir genügend Abstand von der Insel haben, können wir nach ca 1 Stunde den Motor abstellen und segeln. Die Sonne verabschiedet sich, es gibt ein kleines Schauer und die Windstärke schwankt ganz ordentlich. Mal fahren wir 8 Knoten, mal nur 2,5. Wir nehmen an, dass das mit den vorgelagerten Desertas Inseln zu tun hat und hoffen, dass der Wind später etwas kontinuierlicher bläst.

Die ersten Erfahrungen mit dem Relief Band lassen sich zunächst mal gut an. Christine hat keine Tabletten genommen und schickt sich jetzt statt dessen kleine Stromstöße ins Handgelenk. Das kribbelt ganz schön, bereits bei Stufe 2. Bei Stufe 3 zuckt der Arm schon etwas, Stufe 4 und 5 haben wir noch gar nicht ausprobiert (ist wahrscheinlich kurz vor elektrischer Stuhl).

Am Nachmittag bekommt der Wind Konstanz. 4 bis 5 aus NE, d.h. wir brettern mit halbem Wind, voller Genua und gerefftem Groß mit 7 bis 8 Knoten durch die Gegend. Wäre doch schön, wenn das so noch 2 Tage bliebe, auch wenn unser Schiffchen mal wieder ganz schön auf den Wellen tanzt, um nicht zu sagen, Bocksprünge macht.