Dienstag, 20. März 2012, von Bahia Tortuga nach Punta Arenisca, Culebrita

 

Wir verlassen die Traumbucht mit den vielen Turtles um Zehn. Eine halbe Stunde später steuern wir einen Ankerplatz auf der Westseite von Culebrita an, Luftlinie nur wenige hundert Meter von der vorherigen Position entfernt. Es gibt 3 Moorings, aber alle sind belegt. Zum Ankern müssen wir uns zwischen einigen Korallenblöcken hindurchlavieren, um auf das türkisfarbene Wasser zu kommen, dass Sand signalisiert.  Diese Flecken sind hier nicht besonders groß, aber bei 3 Meter Wassertiefe brauchen wir auch nicht so viel Kette.

 

Wir stecken 23 m, also ist auch der Schwojkreis nicht besonders groß. Beim Schnorcheln stellen wir fest, dass der coral patch, der nur eine halbe Bootslänge hinter uns liegt, gerade mal einen Meter (!) Wasser über sich hat. Das kleine Riff 20 Meter vor unserem Anker ist so dicht unter der Wasseroberfläche, dass man gerade noch drüberschnorcheln kann, ohne sich den Bauch aufzukratzen. So dicht haben wir die Korallen noch nie beim Schiff gehabt. Schnorchelparadies nicht nur vor der Haus- sondern schon vor der Etagentür.

 

 

 

Montag, 19. März 2012, Bahia Tortuga, Isla Culebrita, Leuchtturmbesteigung

 

Ich kann nicht mehr schlafen und sitze schon um 7 Uhr an Deck. Die Bucht und der Strand strahlen eine tiefe Ruhe und unendlichen Frieden aus. Außer mir ist noch niemand auf den Beinen. Ich genieße den Augenblick.

 

Nach dem Frühstück steht eine kleine Wanderung zum Leuchtturm, der auf einem 100 Meer hohen Hügel thront,  auf dem Programm. Durch bewaldetes, oder besser gesagt, bebuschtes Terrain führt ein schmaler, ausgetretener Pfad zunächst zum Weststrand und dann hinauf. Überall krabbeln Einsiedlerkrebse herum und wir müssen achtgeben, nicht draufzutreten. Das ständige Rascheln auf den trockenen Blättern des Waldbodens kommt von Eidechsen, die zu zehntausenden auf diesem Eiland leben müssen. Unsere Erwartung ist nicht allzuhoch geschraubt, denn in unserem Segelführer ist vermerkt, dass es einen Zaun um den Leuchtturm gibt. Wir rechnen also nicht mit überwältigenden Ausblicken. Aber der Zaun ist mehr als löchrig und meine Begeisterung kennt keine Grenzen, als wir entdecken, dass sogar der Turm über eine zwar mehr als verrostete, aber dennoch gangbare Wendeltreppe zu besteigen ist. Im Kopf des maroden Steingemäuers erkennen wir dann auch, warum das Funkelfeuer, das von hier ausgestrahlt wird, so schwach leuchtet. Im  Unterbau des Feuers ist eine der drei Streben wegkorrodiert und die Leuchte, die aus mehreren Lampen und Reflektoren besteht, 30 bis 40 Grad gekippt. Betrieben wird das ganze offenbar über Solarpanele und zwischengeschaltete Batterien. Da muss sich eine Behörde einmal Mühe gegeben haben, das Licht zum Brennen zu kriegen. Warum es dann nicht mehr langt, auch den Sockel zu reparieren, kann ich nicht nachvollziehen. Mit 5 Stunden Arbeit wäre das Ding prima instandzusetzen. So viel zum Thema, inwieweit man sich in der Karibik auf Seezeichen verlassen kann.

 

Der Ausblick von oben ist herrlich, aber auch das Gemäuer rings um den runden Turm herum lässt uns große Augen machen. Der Bau stammt aus dem Jahre 1880 und wirkt wie ein kleiner Palast. Sehr viele, extrem hohe Räume, Dächer gibt es keine mehr. Alle Böden mit Fliesen gekachelt. Wir kommen uns vor, als stünden wir  in einer kleinen Schlossruine. Wieder gibt es Fotomotive ohne Ende. Am Abend rechne ich mal nach: Gestern und heute haben wir 340 Bilder mit der kleinen Olympus verschossen. Da braucht es wieder einige Zeit am Laptop, die besten für die homepage auszuwählen, und beim Rest zu entscheiden, welche auf der Festplatte verbleiben und welche zwecks Speicherplatzersparnis gelöscht werden sollen.

 

An diesem Abend sind nur noch Segler in der Bucht. Ein deutscher Skipper, der Charter fährt, bringt uns einige deutsche Zeitschriften, die seine Gäste mitgebracht haben. Am Strand erkennen wir Segler wieder, die wir in der Grenada Marine gesehen haben. Das Paar kommt aus Alaska und teilt sich das Jahr halbe halbe auf. 6 Monate in der Karibik, 6 Monate zu Hause. Der Skipper kennt Österreich recht gut. Er habe dort gelernt, wie man Kachelöfen baut. Dieses Wissen setzt er jetzt ein, um in seiner Heimat solche Wärmequellen zu verkaufen und herzustellen.

 

 

 

 

Sonntag, 18. März 2012, von Ensenada Dakity nach Culebrita, Bahia Tortuga

 

Eine traumhaft ruhige Nacht liegt hinter uns als wir nach gemütlichem Frühstück um halb Zehn von Dakity losfahren. Es sind nur 6 Seemeilen, die wir vor uns haben. Es weht ein leichter Wind mit 8 bis 10 Knoten aus Nordost, also genau daher, wo wir hinwollen. Da wir zwischen Culebra und dem Außenriff nicht allzuviel Platz haben, macht Kreuzen unter Segeln keinen Sinn. Bei der Mini-Welle ist das Motoren auch kein Problem. Wir fahren streckenweise über 15 Meter tiefes Wasser und können den Grund unter uns erkennen.

 

Die Bahia Tortuga oder Turtle Beach hat für uns insofern etwas besonderes, als wir sehr schöne Erinnerungen daran haben. Damals, mit dem Katamaran Jonathan, waren wir die einzige Yacht in der wunderschönen Bucht mit dem hochfeinen Sand, den vielen Meeresschildkröten, den prächtigen Korallen, dem geschwungenen Strand und den Jacuzzis. Die Jacuzzis sind Pools auf der äußeren Luvseite der Bucht, die durch hereinbrandende Brecher gespeist werden. Als wir heute gegen 11 Uhr ankommen, liegen wohl schon etwa 20 Boote vor Anker oder an einer der 10 Moorings, beschriftet mit "daytime use only". Wir nehmen trotzdem erstmal eine dieser Bojen, schnorcheln eine Runde und fahren dann mit dem Dinghy an die beach. Überall stehen dezente Schilder in spanisch und englisch, die darauf hinweisen, dass dieses Naturschutzgebiet tagsüber geöffnet ist, was ja wohl im Umkehrschluss bedeutet: Nachts geschlossen. Diese Maßnahme soll wohl in erster Linie dem Schutz der Schildkröten dienen, die hier nachts zur Eiablage an den Strand kommen. Bis auf den Leuchtturm oben auf dem Berg gibt es an Infrastruktur nichts, wirklich gar nichts, keine Bar, keine Pommesbude, nicht mal ein schwimmender Entertainmentbetrieb.

 

Wir erwandern den gesamten Strand, wie vor 15 Jahren, bis zu den Felsen und den Jacuzzis im Nordosten der Insel. Wir können uns sehr gut erinnern. Abgesehen von der Tatsache, dass heute Mooringbojen ausliegen und deutlich mehr Boote da sind, hat sich nichts verändert. Diese Landschaft bietet Fotomotive ohne Ende. Wir lassen uns Zeit, erklettern die Felsen, baden in den Pools, machen einige verrückte Selbstauslöserfotos.

 

Als wir zum Dinghy zurückkommen, hat sich das Ankerfeld schon deutlich gelichtet. Fast alle Motorboote sind verschwunden und schließlich liegen außer uns noch 2 Katamarane, 2 Monos und 1 Powerboat in der Bucht. Es hat etwas Schwell rechtwinklig zur Windrichtung und deshalb gehen wir doch noch an den Anker, wobei wir eine Heckleine zur Boje auslegen, so dass wir nun den Wind von Steuerbord, die Dünung aber auf die Nase haben. Auch dieser Ankerplatz hat ein top ranking verdient.

 

 

 

Die Bahia Tortuga, oder Schildkrötenbucht, ist sonntags offenbar gut besucht. Am Abend sind nur noch 6 Boote da

 

 

Vor allem die Motorboote sind nur tagsüber hier und verschwinden vor dem Dunkelwerden

 

 

Die Jacuzzis sind meerwassergespeiste Pools. Je nach Seegang geht es in ihnen wilder oder ruhiger zu

 

 

 

 

Falls diese Schnecke einmal im Wasser geboren wurde, hat es sie ganz schön hoch hinaufgetragen. Wir befinden uns sicher in 20 Meter Höhe über dem Meeresspiegel

 

 

Vor etwas mehr als 15 Jahren waren wir schon einmal hier. Das Foto unten wurde fast an derselben Stelle aufgenommen

 

 

 

 

Da mußte ich ganz schön rennen (und dabei aufpassen, mir nicht die Haxen zu brechen), um vorm Klick des Selbstauslösers am Platz zu sein.

 

 

 

 

Mit Blick nach Norden zu den Cayos Geniqui

 

 

Das sind natürlich keine Eis-, sondern Salzkristalle. Immerhin etwa 25 Meter über dem Meer. Das gibt eine Vorstellung davon, wie salzgeschwängert die Luft hier ist, wenn es hohe Wellen hat

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Samstag, 17. März 2012, Dakity Anchorage

 

Die milden Temperaturen und der bewölkte Himmel bestimmen, dass am Vormittag gearbeitet wird. Flugrostenfernung auf den Edelstahlteilen heißt der Job. Seitdem wir den Tip bekommen haben, nach der Reinigung alle VA-Metalle mit WD40 einzusprühen, sind die Intervalle, in denen diese Aufgabe zu erledigen ist, um den Faktor 3 bis 4 gestiegen. Seit Bequia im Dezember haben wir nichts mehr daran getan. Außerdem ist die Arbeit viel einfacher geworden, denn die Rohre, Ecken und Kanten werden nun nicht mehr mit Paste poliert, sondern mit Ospho eingepinselt. Damit kommt man auch in die kleinsten Spalten und Ritzen. Nach ein paar Minuten wird das dann einfach mit Süßwasser runtergespült. Nicht mehr anstrengend und schweißtreibend, aber dennoch langwierig. Nach zwei Stunden glänzt wieder alles.

 

Mittags gibt es Bohnen al Dente. Obwohl diese mittlerweile 2 Tage im Wasser liegen und bereits drei mal als Eintopf aufgekocht sind, kann man nicht wirklich davon sprechen, dass sie weich wären. Aber man kann sie kauen. Weiß der Teufel, was wir da für eine Bohnenart erwischt haben.

 

Christine bleibt an Bord und will lesen, aber ich möchte gern die Gegend um uns herum erkunden und fahre mit dem Beiboot in die nächste Bucht, wo es ein Dinghydock dicht an der Straße gibt. Ich kämpfe mich auf einem Trampelfpad, auf dem das Fortkommen immer wieder durch hereinwachsende Dornengebüsche gehemmt wird, vorwärts, um einen Blick auf unser Boot zu erhaschen, was mir letztendlich nicht gelingt. Für diese Art Ausflug bin ich auch denkbar ungünstig gekleidet mit kurzer Hose und Sandalen. Kakteen und Dornen stechen gemein und ich bedaure, dass ich die noch jungfräuliche  Machete nicht mitgenommen habe. Mit dem Taschenmesser ist es nämlich extrem mühsam, Dornenzweige aus dem Weg zu schneiden. Aber der Erlebniswert ist ausgesprochen hoch! Auf dem Rückweg trinke ich noch ein Bier in einer Hotelbar und treffe dabei auf ein vielleicht 65jähriges österreichisches Ehepaar, wohnhaft in Wien, Kitzbühel und Virgin Gorda. Kommen gerade vom Skilaufen aus Amerika und sind offenbar auch mit einem Boot hier. Es kommt ja glücklicherweise ausgesprochen selten vor, aber hier treffe ich auf mal auf ziemlich unsympathische, hochnäsige Austrianer. Als ich total verschwitzt und zerstochen an Bord zurückkomme, ist erst einmal ein Bad fällig.

 

Gäbe es keinen Weg, wäre dieses Dickicht ohne Machete völlig undurchdringbar

 

Einer der Wege führt zu einer verlassenen Hütte am Strand. Diese Treppe bin ich jedenfalls sehr vorsichtig hinuntergegangen

 

 

Blick nach Süden auf Vieques, einer weiteren spanischen Jungferninsel

 

Die Ensenada Dakity in der Abendsonne. Von unserem Boot ist an der linken Bildseite nur die Mastspitze zu erkennen

 

 

 

 

Freitag, 16. März 2012, von Dewey in die Dakity anchorage

 

Die eineinhalb Meilen sind schnell motort und der Diesel wird gar nicht richtig warm, bevor er schon wieder abgestellt wird. Nachdem wir noch einige Dinge im Internet gecheckt hatten, nehmen wir den Anker um 10 aus dem Grund und gehen 20 Minuten später im Süden von Culebra, westlich der Einfahrt zur Ensenada Honda, auf 5 Meter tiefem, türkisgrünen Wasser an eine der freien Moorings, die hier ausgelegt sind. Freier Blick auf das karibische Meer, freier Wind aus Ost-Süd-Ost, aber total ruhiges Wasser. 20 Meter vor uns ist es nur noch 50 cm tief. Wenn der Wind um 180 Grad drehen sollte, würden wir mit Ruder oder Kiel auf Grund liegen. Aber das ist mehr als unwahrscheinlich, denn der Wetterbericht sagt für die ganze kommende Woche mehr oder weniger Windstärke 4 aus östlichen Richtungen an. Und selbst wenn dieser Fall eintreten sollte, würden wir ohne Welle ganz leicht auf den Sand geschoben, von dem wir mit Maschinenkraft schon wieder herunter kämen.

 

Wir genießen diesen Ort, der im anchorage ranking sicher einen der vorderen Plätze einnehmen würde. Kein Dorf, keine Straße ist in der Nähe, auch kein Lokal an Land. Trotzdem haben wir eine gute WIFI-Versorgung. Weiß der Geier, wo sie herkommt, aber das Signal ist stark. Es ist friedlich hier. Nur die natürlichen Geräusche des Windes sind zu hören, das Rauschen der ans Riff brandenden Wellen und tagsüber hin und wieder auch ein Dinghymotor, wenn unsere Cruiser-Kollegen von Bord gehen oder wiederkommen. Unser Nachbar, ein amerikanischer Solo-Segler auf einer Ketsch, kommt vorbei, um sich vorzustellen. Steve segelt schon 16 Jahre in der Karibik und falls wir irgendwelche Fragen haben, können wir uns an ihn wenden.

 

Am Nachmittag beschäftigen wir uns mit dem Nautikführer für Puerto Rico, lesen und zwischendurch bequeme ich mich endlich mal wieder unters Schiff. Der Propeller und die Welle müssen dringend vom Bewuchs befreit werden. Der Bart ist schon 10 cm lang. Mit Spachtel und Messingdrahtbürste gehe ich den Algen zuleibe. Die Arbeit ist zeitraubend und ich brauche länger als eine halbe Stunde, bis die Oberflächen wieder glatt sind.

 

Christine köchelt für den Abend einen Eintopf, aber die Bohnen, die seit gestern eingelegt sind, wollen auch nach dem Kochen nicht weich werden. Wir lassen alles im Pott und hoffen, dass das Gemüse morgen genießbar ist. Statt dessen gibt es Brot mit Käse.

 

Dieses Hausboot liegt hier sicher für längere Zeit. Ein schwimmendes Domizil fast ohne Tiefgang, denn dort ist das Wasser gerade mal einen halben Meter tief

Ein Kitesurfer spaziert hinter dem Riff auf mit Seegras bewachsenem Sandboden

die Leinen unserer Mooringboje sind schon arg ausgefranst, aber bei dem geringen Wind, den wir zur Zeit haben, ist das kein Problem

Blick von unserem Liegeplatz auf die Nachbarboote in der Dakity Ensenada

 

 

 

Donnerstag, 15. März 2012, Ensenada Honda, Culebra

 

Wir marschieren zum Flughafen, um uns einen fahrbaren Untersatz für heute zu mieten. Wir hatten schon mit einem Golfcart geliebäugelt, von denen wir gestern hier einige haben herumfahren sehen. Aber damit könnten wir kaum die ganze Insel ansehen und außerdem sei ein Jeep auch nicht teurer. Also fahren wir um 10 Uhr mit einem nagelneuen, riesengroßen und mit Vollausstattung (also incl. Klimaanlage und Automatik) versehenem Wrangler Jeep durch die Gegend und schauen uns die Insel an. Die Straßen sind so, dass wir froh sind, den Geländewagen mit Allradantrieb zu haben. Steil, steinig, bucklig. Es macht richtig Spaß mit dieser Karre.

 

Culebra hat viele schöne Buchten mit Stränden. Vor vielen davon kann man gut ankern oder es sind auch Bojen ausgelegt, die, anders als auf den BVIs, nicht einmal etwas kosten. Die Spanish Vergin Islands Culebra und Vieques gehören zu Puerto Rico. Sie sind Territorium der USA, die Bewohner dürfen allerdings nicht den Präsidenten wählen. Nichtsdestotrotz hängt im Zolloffice Obamas Bild an der Wand. Muttersprache auf den Inseln ist spanisch, allerdings haben wir hier noch niemanden getroffen, der nicht auch perfektes englisch reden würde. Wir fahren erst in den Süden, dann in den Nordosten, später in den Nordwesten. Außer den tollen Ausblicken auf die Nachbarinseln, die Riffe und die Beaches gibt es keine eigentlichen Sehenswürdigkeiten. Wir sehen einige tolle Pätze, an denen wir in den nächsten Tagen noch ankern wollen. Dort werden wir dann wohl definitv keine Internetverbindung mehr haben. Das Leben hier scheint langsamer vonstatten zu gehen, als anderswo. Alles ist eine Spur einfacher, als auf den BVIs oder den US Virgins. Die Menschen sind ausgesprochen freundlich. Tourismus scheint auch auf Culebra die Haupteinnahmequelle zu sein. Man kommt auf eigenem Kiel, mit einem kleinen Flugzeug (hier können keine großen landen) oder auch mit der Fähre von Puerto Rico, die nur etwa eine Stunde Fahrzeit hat und sehr preiswert ist.

 

Um 16 Uhr geben wir den Wagen zurück. 45 Dollar für dieses Geschoss ist nicht teuer, auch wenn wir nur ca. 40 Kilometer damit zurückgelegt haben. Den Sundowner nehmen wir im Dinghy Dock Restaurant (das heißt wirklich so) ein und fahren dann an Bord zurück. Morgen wollen wir diesen Ankerplatz verlassen.

 

 

Dieses Auto ist genau richig für unsere heutige Tour. Ein top ausgestatteter Wrangler Jeep schafft auch die unwegsamsten Strecken, siehe unten

 

 

 

Diesen schönen Ankerplatz hinter dem Dakiti Riff im Süden Culebras wollen wir morgen anlaufen. Bei der Einfahrt in die Ensenada Honda (oben links im Bild) haben wir auch schon einen Blick darauf geworfen.

Blick auf Culebrita. Auch diese Insel wollen wir noch besuchen. Wir sind ziemlich sicher, in der hufeisenförmigen Ankerbucht schon 1996 mit dem Katamaran Jonathan gewesen zu sein

Culebrita wurde früher von den Amerikanern als Waffentestgelände genutzt. Reste aus dieser Zeit sind noch vorhanden. An einigen Stellen wird z.B. davor gewarnt, zu ankern, weil nicht geräumte Minen oder Bomben noch am Meeresgrund liegen könnten. Auch Tauchern und Schnorcheln wird auf Schildern geraten, die Finger von langen, metallischen Zylindern zu lassen, die vielleicht noch zwischen den Korallen liegen

Speisekarte an der Flamenco Beach. Der Panzer wird gleich vermarket und dient ansonsten auch als Kulisse für martialische Fotos, wie wir gesehen haben

Blick auf die Ensenada Honda mit dem Ankerplatz vor Dewey, der "Hauptstadt" von Culebra. Hier liegt unsere Gipsy heute vor Anker

 

 

Mittwoch, 14. März 2012, von Great St. James nach Culebra, Ensenada Honda

 

Noch eine kleine Schnorchelrunde vor dem Wegfahren. Stachelrochen, Barracudas, Tintenfische, das ist die Ausbeute. Gar nicht schlecht für den frühen Morgen. Als wir lossegeln, haben wir bestes Wetter. Wind aus 110 Grad mit 12 Knoten. Im Süden von St. Thomas haben wir keinen Schwell und segeln gemütlich mit raumem Wind dicht unter der Küste, die wir ja schon kennen. Als wir vor Charlotte Amalie sind, kommen wir einem einlaufenden Kreuzfahrtschiff, der Freedom of the Seas, in die Quere. Ich bin der Meinung, dass dieses uns gegenüber ausweichpflichtig ist, denn es befindet sich noch nicht im Fahrwasser. Da so ein 300 Meter Schiff aber zweifelsohne uns gegenüber die Oberhand behalten würde, geben wir lieber nach und weichen aus. Auf Funkverkehr verzichten wir.

 

Als wir an der Westseite von St. Thomas ankommen, nimmt der Wind auf 18 Knoten und in den Böen sogar auf 22 Knoten zu. Das wäre nicht weiter tragisch, das Dumme ist nur, dass jetzt die zweieinhalb Meter Dünung aus Norden mit der Windsee aus Osten zusammentrifft und eine extrem unangenehme Kreuzsee bildet, bei der es kein einheitliches Wellenbild gibt und einzelne Wellenberge bis 4 m hoch sind. Unterstützt wird diese Mixtur noch von einem nach Nordwesten setzenden Strom. Die Gipsy taumelt wild hin und her. Kurz bevor es heftig wird, sehen wir in einiger Entfernung zwei große (wahrscheinlich Finn-) Wale, die uns entgegenkommen und immer mal wieder abblasen sowie ihre Rückenflossen zeigen.

 

Wegen des starken Nordschwells sehen wir davon ab, unser eigentliches Ziel, die Insel Culebrita, anzulaufen und fahren stattdessen gleich nach Culebra, in die Ensenada Honda, einer tief einschneidenden und durch vorgelagerte Riffe sehr gut geschützten Bucht, an der auch der Hauptort Dewey liegt. Zum Einklarieren müssen wir zum Flughafen laufen, was in 20 Minuten erledigt ist. Länger hingegen dauert die Zoll-Prozedur. Jede Menge Zettel sind auszufüllen und außerdem muss noch eine Zentralstelle der amerikanischen Zolladministration in den USA angerufen werden, der ich die gleichen Dinge erzähle, die ich mindenstens noch dreimal auf die Papiere schreibe. Nach einer Dreiviertelstunde sind wir fertig und sind nun, nachdem wir 19 Dollar bezahlt haben, im Besitz eines Cruising Permits, das ein Jahr Gültigkeit hat. Interessanterweise muss eine andere Crew, die vor uns dran war, 37 Dollar bezahlen und das nur deshalb, weil sie von einer US-Insel kommt, wir hingegen von einem foreign country (BVIs).

 

Wir machen dann noch einen schönen Gang durch den Ort. Es gibt ein paar nette Lokale und einen einfachen, aber ganz gut sortierten Supermarkt. Nachdem wir gelesen hatten, dass man hier nur das nötigste bekommt, sind wir überrascht. Vor allem stellen wir fest, dass es hier um einiges günstiger ist, als ein paar Meilen weiter im Osten auf den BVIs. Hätten wir gestern doch nicht so groß einkaufen sollen.

 

 

 

Da wachsen nicht die Haare durch die Mütze, sondern die Mangroven durchs Dinghy. Ensenada Honda, vor Dewey

 

 

 

Die Hebebrücke in Dewey ist eine seltsame Konstruktion, insbesondere deshalb, weil auf Höhe der Straße, direkt neben der Brücke, eine Stahl-Traverse über den Kanal führt, die nicht bewegt werden kann, somit die ganze Hebebrücke also obsolet macht.

 

 

In Dewey leben offenbar einige gestaltende Künstler. Hier geht es offenbar um Töpferei, ganz in der Nähe haben wir die Galerie eines ortsansässigen Malers besichtigt

 

 

 

Dienstag, 13. März 2012, von Sopers Hole, Tortola nach Great St. James, St. Thomas

 

Der Supermarkt sieht uns noch einmal für einen größeren Einkauf, bevor wir uns gen Spanish Virgins aufmachen. Vorher machen wir noch eine Verabschiedungsrunde zur Fair Isle, die wieder nach Trinidad segeln, zur Blackthorne Lady, die sich gestern entschlossen haben, die Hurricane Season in Luperon auf der DomRep zu verbringen und zur Free Spirit, die wir aber nicht an Bord, sondern im Laden antreffen. Die beiden begeben sich auch wieder nach Süden und gehen in Grenada an Land. So trennen sich die Wege. Wir segeln gegen 11 los und sind zwei Stunden später an einer Mooring vor Great St. James. Auch dieser schöne Ankerplatz ist uns schon bekannt.

 

Am Nachmittag stehen ein paar Arbeiten auf dem Programm: Bootshaken zusammennieten, Ankerwinsch inspizieren, Stopfbuchse fetten, Sprayhood nähen. Am Abend gönnen wir uns einen der ersten Lena Odenthal Tatorte, wahrscheinlich aus den 70igern oder 80igern. Meine Güte, sind die Filme von damals langatmig. Tatort zum Einschlafen.

 

Montag, 12. März 2012, von Norman Island nach Sopers Hole, Tortola

 

Um 9 Uhr geht es für uns los, die Fair Isle ist schon eine halbe Stunde früher unterwegs. Bei den Indian Rocks setzen wir die Genua und eine Stunde später stehen wir vor Sopers Hole, einem kleinen, malerischen Ort ganz im Westen von Tortola. Die geschützte Bucht ist sehr tief und dort, wo es etwas flacher ist, liegen überall Bojen aus. Als wir ankommen, erwischen wir zunächst mal eine Privatboje und auch die zweite, an der wir festmachen, sieht uns dann bei näherer Betrachtung so aus, als würde uns da jemand wieder wegscheuchen können. Aber wie das so ist auf großen Ankerplätzen, es ist ein ständiges Kommen und Gehen, jedenfalls um die Mittagszeit herum. Die dritte Boje, die wir anlaufen, scheint in Ordnung zu sein und an dieser bleiben wir dann auch. Im Laufe der nächsten paar Stunden laufen dann auch noch die Blackthorne Lady und die Free Spirit ein, für eine interessante Happy Hour scheint also gesorgt zu sein.

 

Unser kleiner Landgang führt uns in den gut sortierten Supermarkt, in dem es frisches, französisches Baguette gibt. Wir kaufen ein Paket Shrimps dazu und freuen uns schon beim Einkaufen auf die Knoblauchpfanne und das frische Brot.

 

Der Supermarkt von Sopers Hole verbirgt sich hinter dieser schönen Fassade

 

 Pussers Restaurant und Bar im Marinakomplex in Sopers Hole. Hier gibt es gratis WIFI, auf dem Schiff ist leider keines verfügbar

 

 

Sonntag, 11. März 2012, The Bight, Norman Island mit Fair Isle

 

Nachdem ich bisher immer Schwierigkeiten mit dem SSB Funk (Kurzwelle) hatte, gelingt es mir heute erfreulicherweise, mich um 0800 ins Coconut Net auf 4060 Khz einzuklinken. Dort werden Informationen zwischen Seglern in der Karibik ausgetauscht. Tatsächlich kommen wir in Kontakt mit Antigua, Martinique und anderen Inseln. Die Funkstrecke beträgt immerhin mehrere Hundert Kilometer. Ganz groß ist meine Freude, als es später auch noch gelingt, im 15 Meter Band Kontakt mit Deutschland herzustellen. Die Fair Isle hatte einen Termin und Frequenz mit Amateurfunkern aus Aurich vereinbart, und uns beides mitgeteilt. So konnten wir zunächst zuhören und in Folge dann selbst versuchen, die Hams in Ostfriesland zu erreichen. Tatsächlich waren auch wir ganz gut am anderen Ende der Welt zu verstehen.

 

Um 0900 fahren wir mit Gabi und Horst zu den Caves zum Schnorcheln. Das Revier hier ist so toll, dass wir das gerne zum wiederholten Male tun und auch heute werden wir nicht enttäuscht. Die größte Entdeckung ist ein Rotfeuerfisch, den sie hier Lion Fish nennen und vor dem die Naturschützer und Tourismusexperten eine gewisse Angst verspüren. Dieser mit Stacheln bewehrte und äußerst giftige Fisch ist vor noch nicht allzulanger Zeit erstmalig in der Karibik gesehen worden und hier nicht heimisch, vermehrt sich aber offenbar rasant. Man befürchtet viele negative Auswirkungen auf Flora und Fauna. Der Fisch sieht allerdings wunderschön aus.

 

Dann überrascht uns die Landung eines Wasserflugzeugs mitten in der Bucht. Dort, wo am Abend alle Mooringbojen mit Booten belegt sind, landet jetzt diese Propellermaschine. Und zu welchem Zweck? Sie bringt Leute, die von den Schwimmkörpern ins Wasser springen und zur Willy T schwimmen. Kurze Zeit später hebt das Flugzeug wieder ab, kommt eine halbe Stunde später wieder zurück und bringt neue Gäste. Wir haben nicht genau gezählt, aber die Kiste landet und startet sicher noch sechs bis sieben mal und bringt immer neue Gäste, die nun von einem Dinghy abgeholt und zur Willy T gebracht werden. 

 

Währenddessen ist der Laptop damit beschäftigt, 504 Tatort Folgen von einer Festplatte auf die andere zu kopieren. Die Fair Isle hat diese von einer deutschen Crew auf Trinidad bekommen. Die 288 Gigabyte brauchen 5 Stunden, bis wir sie auf unserem Speicher haben. Alles schön geordnet nach Locations und Jahrgängen. Falls uns am Abend also mal wieder nach Fernsehen zumute sein sollte, haben wir jetzt Vorrat für die nächsten Jahre. Kaffeetrinken mit den Fair Isles heute bei uns.

 

Am Abend machen wir uns auf zum Partyschiff, das etwa 100 Meter von uns entfernt vor Anker liegt. Die Stimmung dort ist wieder einmal wie auf einer Skihütte. Kein Wunder: die eingeflogenen Gäste sind ja nun schon einige Stunden dort und was soll man anderes tun, als Painkiller oder eine andere Rumkreation zu trinken. Der Unterschied zum Après-Ski liegt darin, dass es hier verschiedene dresscodes gibt. Von Bikini bis Abendgarderobe ist alles vertreten. Wir essen Roti und Teriaki-Chicken, beides ist ausgezeichnet. Allerdings müssen wir ob des Andrangs lange warten. Macht aber nichts, denn auf dem Kahn gibt es viel zu beobachten, auch wenn heute keine nackten Mädels auf dem Tresen mit Sahne eingeschmiert werden (haben uns Amerikaner erzählt und ihre Story auch mit Photos der Digicam belegt). Eine im Durchschnitt vielleicht 60 jährige, 10-köpfige amerikanische Chartercrew nimmt am langen Tisch neben uns Platz. Alle sind ziemlich hackedicht und die Lady neben mir bemüht sich verzweifelt, ihre spare ribs mit dem Messer zu zerteilen. Ich empfehle ihr, die Hände zu bemühen, was dann dazu führt, dass sie auch den Salat mit den Fingern isst. Die Gäste, die mit dem Wasserflugzeug gekommen waren, werden gegen 20 Uhr mit einem großen Motorboot abgeholt. Einer ist ohne Bewusstsein und wird von 4 Leuten auf das Boot gewuchtet.  Beeindruckend, wenn auch etwas störend, sind 3 Powerboats, die vor dem Ablegen ihre 1000 PS Innenborder anwerfen. Mir scheint, diese Art Boot wird grundsätzlich ohne Schalldämpfer ausgeliefert, denn diese Dinger klingen wie eine halbe Million brüllender Tiger. Hat sich gelohnt, der Besuch. Mit einem Painkiller sind wir heute halbwegs brav unterwegs und um halb neun auch schon wieder an Bord zurück.


 

 Bunte Felsen in den Caves auf Norman Island







Das ist der erste der hier so gefürchteten Rotfeuerfische, den wir in der Karibik zu Gesicht bekommen









Dieses Wasserflugzeug landet und startet mehrmals mitten im Bojenfeld, um Gäste zur Willy T zu bringen



 

Samstag, 10. März 2012, von Marina Cay zu den Dogs und später nach Norman Island

 

Heute mal ein frühes Frühstück, schon um kurz nach Acht machen wir uns auf den Weg zu den Dog Islands, die im Westen von Virgin Gorda liegen und ein tolles Schnorchel- und Taucherrevier sein sollen. Die Fair Isle fährt gleichzeitig mit uns los. Traumhaftes Segelwetter, 9 Knoten Wind, so gut wie kein Seegang. Mal wieder Vollzeugverhältnisse. Einen Kreuzschlag müssen wir machen, um halb Zehn gehen wir an eine der Mooringbojen im Westen von Great Dog. Außer uns liegt ein Tauchboot dort. Das Wasser ist etwas bewegt und deshalb entscheiden sich Horst und Gabi, hier doch nicht zu schnorcheln und fahren gleich weiter Richtung Norman Island. Wir gehen ins Wasser, sehen auch schöne Korallen und bunte Fische, aber den Kick erleben wir nicht, weil wir mittlerweile doch schon ganz schön verwöhnt sind.

 

Nach einer Stunde sind wir wieder unterwegs in die entgegengesetzte Richtung und fahren zu unserem heutigen Tagesziel. Norman Island hatte uns so gut gefallen, dass wir unbedingt noch einmal hinwollen.  Vor dem Wind läuft es etwas langsamer bei der schwachen Brise aber gegen 14 Uhr haben wir unsere 20 Tagesmeilen geschafft und  ankern in "The Bight", wieder etwa am gleichen Platz  wie schon vor ungefähr zwei Wochen, neben dem Partyschiff Willy T. Diesem statten wir natürlich einen Sundowner Besuch ab, nachdem wir zuvor bei Gabi und Horst einen Kaffee eingenommen hatten. Unser drink ist heute alkoholfrei. Da wir hier doch ziemlich regelmäßig Prozente zu uns nehmen, wollen wir ganz bewußt mal etwas auf die Bremse treten. Auf Willy T sind wir damit aber absolute Außenseiter!


 Schnorcheln und Tauchen vor Great Dog


 


 

Mit Gabi und Horst zum Sundowner auf Willy T







Freitag, 9. März 2012, von Trellis Bay nach Marina Cay

 

Nur eine Meile, dann liegen wir zum dritten Mal am selben Platz im Lee von Marina Cay vor Anker. Kurz nach uns trudeln auch die Silence und Fair Isle ein. Mit Gabi und Horst gehen wir eine Stunde schnorcheln, direkt vom Boot aus. Obwohl wir den Spot ja schon kennen, sind wir auch heute wieder von der Korallenvielfalt vollkommen begeistert.

 

Danach ist der Außenborder dran mit Getriebeölwechsel. Endlich habe ich eine Methode gefunden, diese Arbeit im Cockpit ausführen zu können.

 

Für 15 Uhr haben wir die Silence Crew zum Kaffee eingeladen. Sie bringen einen ganzen Karton voller Bücher mit, so dass unser Lesedurst für die nächsten Wochen wieder einmal gestillt sein dürfte. Der Nachmittag ist traumhaft: Sonne, leichter Wind, ruhiges Wasser am Ankerplatz. Wir genießen es. Kaum haben sich Silvia, Wolfgang und Jürgen verabschiedet, kommen Gabi und Horst vom "Landausflug" (der eigentlich ein Inselausflug ist) zurück. Wir trinken noch einen Sundowner, der sich bis weit nach Sonnenuntergang ausdehnt, bei uns an Bord und verabreden den Plan für den morgigen Tag.


 

Ölwechsel am Außenborder spätestens alle 50 Betriebsstunden

Die Silence Crew kommt vom Schnorcheln



... und ist später bei uns an Bord

 

 

 

Donnerstag, 8. März 2012, Full Moon Party in Trellis Bay

 

Gleich in der Früh kaufe ich 24 h Internet vom Cyber Cafe. 24h für 10$. Endlich mal ein schnelles Netz, dass sein Geld wirklich wert ist. Das Cyber Cafe ist hier in der Bucht. Man kann einfach anrufen, seine Kreditkartennummer durchgeben und dann bekommt man das Passwort mitgeteilt, was sie täglich ändern. Es folgen ein paar Stunden vor dem PC.

 

Nachmittags kommen Gabi und Horst auf einen Kaffee und um 17 Uhr treffen wir uns dann mit den beiden auf der Bellamy Cay zum Sundowner. Von dort fahren wir mit den Gummibooten zum Strand der Trellis Bay, wo heute die Full Moon Party stattfindet. Die Bucht ist knallevoll mit Yachten. Wir sind nicht die einzigen, die diesen Spaß miterleben wollen. Alle Mooringbojen belegt, an manchen hängen sogar mehrere Boote und einige haben mitten im Mooringfeld geankert. Heute hat der Wind schon wieder etwas nachgelassen, so dass das kein Problem darstellt.

 

Wir kennen einige Crews heute. An Land treffen wir neben der Fair Isle die Blackthorne Lady (Jacky und Ian), die Free Spirit (Alex und John), sowie die Silence (Sylvia, Wolfgang und Jürgen). Außerdem läuft uns auch noch Jennifer aus Rosenheim, die nette Fotografin, die vorgestern unser Schiff fotografiert hat, über den Weg. Gelernt hat sie Schneiderin, jetzt düst sie mit schnellen Ribs und Spiegelreflexkameras über das Wasser und macht klasse Bilder. Die Veranstaltung ist sehr gut besucht, es gibt verschiedene Bands, Grills, Bars und kleinere Attraktionen. Beeindruckend sind die Feuerstellen, aber auch Feuertänzer, Stelzengänger, Seiltänzer und andere kleine Kunststücke beleben die Szene. Vor allem sieht man hier einmal wieder viele Einheimische, die zusammen mit den Yachties feiern. Es ist Mitternacht als wir wieder an Bord zurück sind.

 

 

Die Bucht ist randvoll mit Booten. Die Fackeln werden erst um 21.30 in Brand gesetzt. Zu dieser Zeit steht der Vollmond schon gut sichtbar über dem Horizont

 


 

 

 

 

Überall auf dem Gelände stehen diese brennenden Blechgloben

 

 

Tanz mit dem Feuer

 

 

Englische Partie: Jacky, Ian, John, Alex

 

 

Die Party erstreckt sich nun auch ins flache Wasser hinein

 

 

Erstaunlich, wie akrobatisch sich diese jungen Stelzengänger bewegen


 

 

 

 

Mittwoch, 7. März 2012, von Spanish Town zu den Baths, anschließend nach Trellis Bay

 

Eine Nacht mit viel Wind, allerdings nur in den Böen. Der konstante Wind bis etwa 20 Knoten wird von den Bergen gut von uns abgehalten, aber wenn er zulegt, knallt es mit 30 Knoten herunter. Der Schwell hält sich aber in Grenzen, es war schon mal schlimmer. Am Vormittag fahren wir zu den Baths und bekommen gleich eine Mooring dicht unter Land. Gabi und Horst kommen auch nach und finden ebenfalls eine Boje. Wir wollen eigentlich gemeinsam an Land schnorcheln, aber Horst zieht es vor, an Bord zu bleiben, weil er wohl den Moorings oder seinen Leinen nicht traut bei dem starken Wind. Also machen wir uns mit Gabi auf den Weg.  Gegen Mittag sind wir wieder an Bord und fahren direkt hinüber zur Trellis Bay, wo morgen die Full Moon Party steigen soll. Diesmal entscheiden wir uns gleich für eine Mooring, denn wir wissen noch vom letzten mal, dass es ziemlich aussichtslos ist, hier einen Ankerplatz zu finden. Die letzte freie Boje ist schwierig anzufahren, weil sie keine Festmacheleine hat, die man leicht aus dem Wasser fischen kann. Statt dessen müssen wir die Boje direkt erwischen, was bei Böen um 30 Knoten und den anderen Booten dicht bei uns eine kleine Herausforderung ist. Wir verlieren unseren Bootshaken beim ersten Anlauf, aber beim dritten Versuch klappt es dann. Den Bootshaken hole ich anschließend vom Grund wieder.

 

Am Nachmittag treffen wir Kathy und George wieder, die beiden Amerikaner auf Charterurlaub, die wir vor 2 Tagen in Saba Rock an der Bar kennengelernt hatten. Christine lädt sie gleich zum Kaffee ein. Plauderstündchen mit Keksen im Cockpit. Zur Happy Hour auf die Bellamy Cay fahre ich allein. Die Fair Isles und die Free Spirits sind auch dort, also Unterhaltung satt. Christine möchte einen gemütlichen Abend an Bord, ohne im Dinghy klatschnass zu werden. Sie wird von allen vermißt.

 


 

Unser zweiter Besuch in den "Baths" innerhalb weniger Wochen. Wir erfreuen uns auch diesmal wieder an dem Naturschauspiel. Heute hat es deutlich mehr Seegang als Ende Januar und das Wasser schwappt stärker in den von "Hinkelsteinen" gesäumten Pools hin und her

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 6. März 2012, von Gorda Sound nach Spanish Town, Virgin Gorda

 

Auf Verdacht rufen wir in der Früh mal die Fair Isle auf 16. Wir wissen, dass sie in der Nacht von Sint Maarten nach Virgin Gorda segeln. Tatsächlich, wir haben sofort Kontakt und es stellt sich heraus, dass sie gerade in Sichtweite vorm Gorda Sound vorbeisegeln. Wir haben uns für mittags in Spanish Town verabredet und so gehen auch wir ankerauf und machen uns auf den Weg. Im Sound liegen heute morgen drei Rahsegler, der schönste davon ist die Sea Cloud, die wir am Nachmittag auch noch unter Segeln erleben.

 

Auf dem Weg werden wir von einer netten Fotografin überrascht, die uns aus allen Lagen ablichtet. Die Bilder kann man dann via Internet bestellen. Es stellt sich heraus, dass das Mädel eine Deutsche ist. Sieht schon toll aus, wie sie da angegurtet in ihrem Boot steht, mit den Knien steuert und dabei ein Foto nach dem anderen schießt. Bin gespannt, wie toll wir auf den Bildern daherkommen.

 

Als wir an dem uns schon so bekannten Platz vor Spanish Town ankommen, sind Gabi und Horst gerade mit dem Ankern fertig. Wir beobachten, wie die Crew einer Charteryacht Probleme mit dem Ankeraufgehen bekommt, weil sie mit ihrem Anker die Kette eines hinter ihnen liegenden Seglers mit an die Wasseroberflächte holen. Nach einigen vergeblichen Versuchen gelingt es ihnen, mit dem Bootshaken die Kette vom Anker zu ziehen. Allerdings mit dem Ergebnis, dass nun das volle Gewicht der Kette am Bootshaken hängt, dieser aber nach unten bewegt werden müsste, um ihn wieder von der Kette zu befreien. Da das nicht so einfach ist, verschwindet der Bootshaken in der Tiefe und wird sofort abgeschrieben. Die Truppe dampft von dannen. 5 Minuten später haben wir einen Bootshaken mehr. Bei dem klaren Wasser hier konnte man das Teil in 10 Meter Tiefe am Grund sehr gut liegen sehen und das Raufholen war eine Kleinigkeit.

 

Nach einem Lebensmitteleinkauf an Land laden wir die beiden zum Kaffee und Sekt ein, den Kuchen steuern sie bei. Gabi hat gerade das OK bekommen, dass sie noch ein drittes Sabbatical-Jahr nehmen kann und das muss doch gefeiert werden.

 



Die Seacloud vor Anker im Gorda Sound. Außer ihr sind noch zwei weitere Großsegler in der Bucht

 

 

Fotografin in action. Diese nette Lady düst mit ihrem Rib durch die Gegend und fotografiert Yachten. Bilder kann man sich ansehen bei www.yachtshotsbvi.com. Der folgende link führt direkt zu den 22 Bildern http://www.digiproofs.com/ecom/g.pl

 

 

Am Nachmittag sehen wir die Seacloud noch einmal unter (fast) voller Besegelung

 

 

 

 

 

 

 

Montag, 5. März 2012, Gorda Sound

 

Kampf mit dem Internet am Morgen. Wir haben eine excellente WLAN-Strecke, aber das Internet dahinter ist furchtbar lahm. Dann ein kleiner Schnorchelausflug gegen Mittag. Wir fahren durch den Eustatia Sound und werden wegen des starken Windes und der kurzen Wellen ordentlich nass im Dinghy (was in diesem Fall aber kein Problem ist, da wir eh ins Wasser wollen). Ich fahre zum Riff hinaus, aber dort ist es Christine zu gefährlich und tatsächlich erwischen uns ein paar brechende Wellen, so dass das Dinghy fast Kopf steht. Also drehen wir wieder um und begeben uns in ruhigere Gewässer. Der Wind ist so stark, dass uns das Dinghy an der Leine mit ziemlicher Geschwindigkeit downwind zieht. Wir sehen 3 Adlerrrochen, einer davon ist so groß, dass wir ihn zunächst für einen Manta halten. Dann habe ich noch eine Begegnung mit einem 2,5 Meter Tarpon. Glücklicherweise erkenne ich sofort, worum es sich handelt, so dass mein Erschrecken ob der Dimensionen dieses Viechs nicht allzu groß ist. But I can tell you: So einem großen Fisch im Wasser von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen, hat schon eine besondere Qualität. Also hat sich der Schnorchelausflug doch noch gelohnt.

 

Am Nachmittag fahren wir nach Bitter End, einem High End Resort neben Saba Rock. Hier ist alles äußerst gepflegt, exclusiv und teuer, aber natürlich auch sehr schön. Wir schauen uns alles an und verholen uns dann zum Sundowner wieder nach Saba Rock. Und noch mal die Painkillers, weil die so lecker sind und zu happy hour conditions angeboten werden. Eigentlich wollten wir unseren Alkoholkonsum heute auf einen drink beschränken, aber dann treffen wir die beiden netten Holländer wieder und ein paar smarte Amerikaner und schon kommt es soweit, dass wir die Einladungen ablehnen, weil wir schon zwei von diesen Rumbomben intus haben.

 


 

Bitter End Resort und Yachtclub. Schön und exclusiv

 

 

Vom Bitter End Resort hat man auch einen schönen Blick auf Saba Rock

 

 

In der Hängematte auf Saba Rock, Cocktail in der Hand. Vor dem Sonnenuntergang schauen wir den Kitesurfern zu, die hier ihre Kunststücke vorführen.

 

 

 

 

  

 

Sonntag, 4. März 2012, von Anegada nach Gorda Sound

 

In der Nacht wieder Windstärke 6. Der Ankerplatz ist trotz seiner sehr geringen Wassertiefe nicht besonders geschützt und ruhig. Immer wieder schauen wir vor dem Schlafengehen auf das Echolot ...  50 cm ... 60 cm .... 40 cm unter dem Kiel. Dabei wippt das Schiff ständig in der Längsrichtung, wobei das Ruderblatt am Heck des Schiffes die größten Auf- und Abbewegungen vollführt und dem Grund sicher sehr nahe kommt.

 

Um 0730 ist Hochwasser, und obwohl der Tidenhub hier nur 30 cm beträgt, wollen wir das ausnutzen und haben den Anker um viertel vor Acht aus dem Grund. Bei der Ausfahrt durch das Fahrwasser kann ich gar nicht so langsam fahren, wie ich möchte. Allein der Wind schiebt uns schon mit fast 3 Knoten. Zeitweilig lasse ich die Maschine rückwärts laufen, um langsamer zu fahren, aber dabei geht die Steuerfähigkeit verloren. Christine ist unter Deck vor dem Laptop und dirigiert mich auf exakt demselben Track wieder zurück, auf dem wir hereingekommen sind. Das geht, weil die gefahrenen Kurse auf dem Computer gespeichert und als Linien dargestellt werden. Zwar war es auf dem Hinweg an der inneren roten Tonne extrem flach, aber immerhin sind wir drübergekommen und jetzt sollten wir noch ein paar Zentimeter mehr Wasser haben. Es geht tatsächlich gut. Das nun korrekt anzeigende Echolot kommt nie unter 50 cm, d.h., soviel Wasser haben wir noch unter dem Kiel. Ich mache drei Kreuze, als wir wieder draußen sind. Immerhin verbieten viele Charterfirmen ihren Kunden das Anlaufen von Anegada und selbst einheimische Skipper sollen ab Windstärke 4 die Einsteuerung verweigern (laut Segelführer Karibik 1, Bartholmes). Da kommt man sich ja fast wie ein kleiner Held vor.

 

Wir segeln dann hoch am Wind wieder Richtung Gorda Sound. Die Wellen sind kurz und steil und unter stark gereffter Fock und kleinem Groß sind wir nicht so schnell, so dass wir diesmal eine Stunde länger brauchen für den Weg. Wir ankern diesmal parallel und ziemlich dicht zum Ufer auf 9 m Wasser. Wie üblich, fahre ich den Anker mit 2000 Umdrehungen rückwärts ein. Das dürfte ungefähr 45 bis 50 PS Zugleistung entsprechen. Wir haben das Gefühl, dass bei diesem Ankermanöver alles etwas anders ist, als sonst. Zunächst scheint der Anker zu fassen, kaum dass er auf dem Boden ist. Da wir in dem starken 6er Wind schnell zurücktreiben, kann das Schneckengetriebe der Ankerwinsch die Kette gar nicht so schnell ausspucken, wie das Schiff daran zieht. Als dann 45 m draußen sind und die Maschine rückwärts läuft, habe ich den Eindruck, dass das Boot zentimeterweise rückwärts läuft. Ist schon merkwürdig, denke ich mir. Aber eigentlich kann das gar nicht sein, denn hier gibt es perfekten Sandgrund, wie man an der Farbe des Wassers deutlich erkennen kann.

 

Trotzdem, nach einem Mittagssnack lege ich Maske und Flossen an, um mir die Geschichte näher anzusehen. Schon von der Oberfläche sehe ich undeutlich Umrisse eines Gegenstandes dicht beim Anker. Also runter. Unten ist es dann ganz deutlich zu erkennen. Unser Anker ist im Gummi eines größeren versunkenen RIBs (Schlauchboot mit stabilem Kunststoffboden) hängengeblieben. So kann das nicht bleiben, denn wir wären niemals in der Lage, mit unserer 1000 Watt Ankerwinsch dieses zusätzliche Gewicht von vielleicht 80 oder 100 Kilogramm nach oben zu befördern. Zweimal zurück zum Schiff. Erstens, um die Kamera, zweitens um ein scharfes Messer zu holen. Mit diesem gelingt es mir dann tatsächlich, in zwei Tauchgängen den Anker freizuschneiden und aus dem Wrack herauszuwuchten. War gar nicht so schwer. Bei 9 m Tiefe habe ich immerhin noch für ca. 30 Sekunden Luft, um unten zu arbeiten. Aus diesem Grund ankere ich auch ungern auf Tiefen über 10 Meter. Mit jedem Meter mehr wird es schwieriger oder ab 15 m auch unmöglich, noch irgendwelche Arbeiten in der Tiefe auszuführen. Ich bin jedenfalls heilfroh, dass hier so tolle Sichtverhältnisse herrschen und das hinuntertauchen Spaß macht.

 

Nach etwas Schwimmen am Nachmittag machen wir uns um kurz nach 16 Uhr auf zur Happy Hour nach Saba Rock (Foto siehe 1. März). Zwischen Vier und Sechs gibt es die Painkillers dort für 2,50 Dollar. Painkiller ist das gleiche Gesöff wie Pina Collada, nur, dass die Mixtur nicht im Mixer mit dem Eis zercrasht wird, sondern ganze Eiswürfel ins Glas kommen. Macht die Zubereitung schneller und kostet wohl deswegen im Normalpreis 2 Dollar weniger als ein Pina Collada. Berühmt ist diese Happy Hour aber auch wegen der Tarpon Fütterung, die alltäglich um 17 Uhr stattfindet. Die stattlichen Viecher, die immerhin bis 2,50 m lang werden, wissen das offenbar und tauchen in großer Anzahl auf. Interessantes Spektakel. Der Abend ist aber auch sonst ausgesprochen nett, weil wir ein Deutsch-Holländisches Paar kennenlernen, die auch per Boot unterwegs sind. Jim und Moni betreiben in Holland 6 amerikanische Steakhäuser. Sie fliegt hin und wieder nach Hause, die großen Strecken segelt er in männlicher Begleitung. Dann gesellt sich noch der Amerikaner Hans zu uns, der erstaunlicherweise perfektes Deutsch spricht, weil er viele Jahre in Österreich und Deutschland gelebt hat. Da auch das Buffett ausgezeichnet ist, können wir diesen Tag als ausgesprochen gelungen abhaken.

 

 

Unser Anker fällt direkt in ein am Grund liegendes Dinghy und verhakt sich im Gummischlauch. Glücklicherweise komme ich mit 9m Wassertiefe noch ganz gut klar und kann den Anker aus dem Gummi freischneiden und zur Seite wuchten.

 

 

Happy Hour in Saba Rock. Dort lernen wir Jim und Moni kennen

 

 

 

 

Pirates everywhere. Reminiszenz an die Unholde in der karibischen Geschichte

 

 

Bei der Tarpon Fütterung ist was los im Wasser. Die Tiere werden bis zweieinhalb Meter lang

 




 

 

 

 



 

 

 

 

Samstag, 3. März 2012, Anegada, Roundtrip

 

Wir haben uns gemeinsam mit Jacky und Ian einen Jeep bestellt. Pünktlich um halb Neun werden wir abgeholt. Einen derart simplen Leihwagenvertrag haben wir noch nie gesehen. Weder werden wir nach gewünschten Versicherungen gefragt, noch fällt eine Bemerkung zum Auftanken des Wagens. Es findet auch keinerlei Besichtigung eventuell vorhandener Schäden statt. Um es gleich zu sagen: Auch bei der Rückgabe am Abend wird der Wagen vom Verleiher nicht inspiziert und einige von den vielen Kratzern, die der Lack hat, stammen sicher heute von uns.

 

Anegada ist eine relativ große Insel mit etwa 50 km Länge, aber es wohnen nur 250 Menschen hier. Trotzdem gibt es eine primary und sogar eine secondary, also weiterführende Schule. Etwa 30 Schüler, 15 Lehrer. Richtig gelesen: 2 Schüler pro Lehrer. Auch die sonstige Infrastruktur ist da, von Post, Polizei, Feuerwehr bis zu einem kleinen Flughafen, der aus einer Mini-Runway und einer Bretterbude als Abfertigungsterminal besteht. Anegada ist etwas besonderes. Nicht nur wegen der tollen und langen Strände, sondern insbesondere auch wegen der Menschen. Hier ist die Hautfarbe, im Gegensatz zu den anderen BVIs, wieder fast ausschließlich schwarz und die Menschen sind von einer ausgesprochenen Freundlichkeit.

 

Die Hauptstraße der Insel ist aus Beton, sämtliche weitere Straßen sind Sand- oder Steinpisten. Irgendwann geraten wir auf einen holperigen Feldweg, der uns stark an unsere Jeepsafari in Afrika erinnert. Max.speed 5 km/h. Die Büsche kratzen links und rechts am Lack des Wagens. Der Weg nimmt gar kein Ende und nach einer halben Stunde fragen wir uns langsam, ob wir jemals wieder auf eine bessere Straße kommen.

 

Unsere Tour führt uns zunächst ins Village, das interessanterweise nicht am Wasser liegt. Zum Teil recht schöne und gepflegte Häuser mit netten Gärten, dazwischen aber immer wieder unbearbeitete, brach liegende Flächen mit viel Gerümpel drauf. Wenn hier was kaputt geht, ist es kaputt und bleibt liegen. Eines der Highlghts der Insel ist Loblolly Beach, ein Strand an der Nordseite der Insel mit vorgelagerten Riffen. Wir haben unser Schnorchelzeug dabei aber der starke Wind verursacht hohe Wellen und gefährliche Strömungen. Deshalb bleiben die Flossen im Rucksack. Stattdessen machen wir einen ausgedehnten Strandspaziergang und landen im Big Bamboo, dem wohl berühmtesten Restaurant der Insel. Laut Reiseführer bekommt man hier die besten Lobster der Welt, aber wir begnügen uns heute mit einem Kaffee. Eine weitere Station ist die Cowwreck Beach, benannt nach einem Schiffsunglück, bei dem ein mit Rinderknochen beladener Frachter zu Bruch ging und die Wiederkäuer-Gebeine am Strand landeten.

 

Von der Hauptstraße hat man einen schönen Blick auf die riesigen Salzseen im Zentrum der Insel. Hier gibt es sogar Flamingos und wir sehen auch welche. Allerdings sind sie so weit entfernt, dass man sie nur als Rosa Spots in der Ferne erkennt. Um 17 Uhr sind wir wieder an unserem Strand, nehmen noch einen Sundowner und hüpfen dann in unsere Dinghies. Die Silence aus Lübeck liegt nun auch an einer Mooring. Wir fahren noch kurz bei ihnen vorbei, plaudern eine halbe Stunde und sind erst wieder zu Hause, als es schon dunkel ist. Zeit, das Ankerlicht einzuschalten!

 

 

Jacky und Christine am Loblolly Beach

 

 

 

Ian fischt einen toten Octopus aus dem seichten Wasser

 

 

Loblolly Beach wird als das beste Schnorchelrevier empfohlen. Wegen der starken Strömungen vorm Riff lassen wir es aber heute lieber bleiben

 

 

Auch ohne Schnorcheln bekommen wir heute genug neue Eindrücke

 

 

Big Bamboo Restaurant. Abends angeblich immer full house. Traumhafte Lage am Strand auf der Luvseite der Insel

 

 

 

Die Wirtin des Big Bambo kommt ursprünglich aus Trinidad, lebt aber schon seit 30 Jahren auf Anegada. "Wir haben Strom, Wasser, Fernsehen und Computer, also alles, was wir brauchen". Wegen der hohen Lehrerdichte - 1 teacher auf 2 Schüler - ist die Ausbildung sehr gut. Die Gastronomin berichtet uns stolz von der Promotion ihres ältesten Sohnes

 

 

Am Strand von Loblolly Beach

 

 

Ohne Allradantrieb geht hier nichts. Durchschnittliche Straße auf Anegada

 

 

Noch ein schöner Strand. Cowwreck Beach im Nordwesten der Insel. Hier essen wir zu Mittag

 

 

Mit Jacky und Ian von der Blackthorne Lady verbringen wir einen schönen Tag, unterwegs im Jeep auf Anegada

 

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 2. März 2012, von Gorda Sound nach Anegada

 

Acht Uhr ankerauf. Der Wind ist mit 22 Knoten (6 Bft) stärker, als angesagt und so haben wir die 12 Meilen in nicht ganz zwei Stunden hinter uns gebracht. Kurz vor zehn stehen wir also vor dem Fahrwasser, das zum Ankerplatz führt. Wir wissen, dass es flach wird, aber dass das Echolot 0,0 Meter unterm Kiel anzeigt, müsste ich ja nicht unbedingt haben, auch wenn ich weiß, dass dann immer noch 30 bis 40 cm Luft sind. Das Dumme ist nur, dass keine weiteren Angaben verfügbar sind, ob jetzt noch 30, 20 oder 10 cm Wasser unter dem Kiel verbleiben. Ich fahre deshalb mit langsamster Geschwindigkeit. Gegen den Wind ist das etwa 1 Kn. Glücklicherweise wird es bald  wieder ein paar Zentimeter tiefer, aber auch am Ankerplatz ist es äußerst knapp. Wir liegen auf  2,50 m Wassertiefe, also bei unserem Tiefgang von 2,12 m  noch etwa 40 cm Platz nach unten. Und das schwankt ständig, je nachdem, wohin es uns gerade dreht, denn der Wind pfeift immer noch kräftig. Ich tauche unters Schiff. Ja, das sieht auch von unten eng aus. Direkt an der Vorderkante des Kiels liegt ein dicker Stein, der das bisschen Abstand zum Grund noch verkleinert. Dazu ist es alles andere als ruhig. Die Wellen bewegen das Boot auf und ab. Also stecken wir noch ein paar Meter Kette mehr. Dann sind wir schließlich beruhigt und nach einem kurzen Snack machen wir das Beiboot klar. Bevor es losgeht, verändere ich die settings im Echolot so, dass nunmehr exakt angezeigt wird, wieviel Wasser noch unterm Kiel ist. Wenn wir also demnächst 0,0 auf dem display sehen, sind wir schon so gut wie aufgebrummt.

 

Zunächst fahren wir bei der Blackthorne Lady vorbei, die nach uns eingelaufen ist. Jacky und Ian kennen wir von Grenada. Die beiden hatten erst hinter uns geankert, sind dann aber, weil ihnen das zu schaukelig war, etwas weiter drinnen an eine Mooring gegangen. Obwohl sie nur 1,5 m Tiefgang haben, ist auch unter ihrem Kiel jetzt nur noch 10 cm Platz. Da könnten wir also definitiv nicht hin. Wir nehmen die beiden mit an Land und drehen eine Runde am Strand. Es gibt diverse Restaurants und schließlich suchen wir eines aus für unser heutiges Dinner. Man muss hier am Nachmittag schon die Bestellung aufgeben. Wahrscheinlich deshalb, weil es so wenig Gäste gibt. Die Lobster werden in Drahtkäfigen aufbewahrt, die am Dinghysteg im Wasser hängen. Davon wollen wir uns heute Abend ein paar genehmigen und es stellt sich dann heraus, dass diese Entscheidung richtig war, denn die Biester schmecken ausgezeichnet.

 

 

Eines der Beach Restaurants in Anegada. Hier essen wir am Abend einen ziemlich leckeren Lobster

 

 

Ankerplatz von Anegada. Sehr flach aber dennoch ziemlich unruhig. Wir können uns eines permanenten Unbehagens wegen der weinigen Zentimeter unterm Kiel nicht erwehren

 

 

 

Lobsterkäfige im Wasser. Hier wird das Abendessen frisch gehalten

 

 

Fast die gesamte Insel ist mit dieser Art Buschwerk bewachsen. An den meisten Stellen ist es ziemlich undurchdringlich

 

 

 

 

 



 

 

 

 

Donnerstag, 1. März 2012, Gorda Sound, Virgin Gorda

 

Es reizt uns, innerhalb dieser großen Bucht an einen anderen Ankerplatz zu fahren. Wir drehen eine Runde, entlang an kleinen Inseln, u.a. der kleinsten bewohnten Insel der BVIs, Saba Rock und entschließen uns dann, vor Prickly Pear zu ankern. Hier gibt es einen kleinen Strand mit einer Bar/Restaurant. Davor liegen einige Mooringbojen, von denen nur wenige belegt sind. Als wir am Nachmittag mal mit dem Dinghi dort anlanden, ist auch in der Bar noch kein Mensch außer dem Barkeeper. Am Strand stehen bestimmt 100 weiße Liegen. Keine ist belegt. Da fragt man sich, wie die überhaupt über die Runden kommen.

 

Morgen wollen wir etwas früher aufstehen und nach Anegada segeln. Wir sind sehr gespannt, denn dort hat es jede Menge Riffe, auf denen an die 300 Wracks liegen. Außerdem ist die Zufahrt zwischen den Korallen sehr schmal und sehr flach. Mal sehen, ob wir uns hineintrauen

 

Bar/Restaurant Sandbox auf Prickly Pear

Schöner Strand, schöne Bar, aber nix los

Saba Rock, die kleinste, ständig bewohnte Insel der Virgin Islands